Attraktive Alternativen
Wer abseits des VW Golf einen Kompakten sucht, wird hier fündig. Im Vergleich treten der neue Nissan Pulsar, der Hyundai i30 und der Renault Mégane gegeneinander an.
Kompakte Autos sind heiß begehrt. Von Jänner bis Oktober 2014 wurden insgesamt 58.739 Fahrzeuge in dieser Klasse verkauft. Das entspricht nahezu einem Viertel des Gesamtmarktes. Das mit Abstand meistverkaufte Auto ist dabei der VW Golf (16.601 Modelle). Allerdings haben sich zweieinhalb Mal so viele Kunden eben nicht für einen Golf entschieden. Auch nicht falsch, denn gerade in der heiß umkämpften „Golfklasse“ gibt es etliche attraktive Alternativen.
Mit dem Nissan Pulsar steht jetzt ein komplett neues Auto in den Startlöchern. Mehr als drei Jahre nach Auslaufen des vor allem optisch unglücklichen Nissan Tiida schicken die Japaner jetzt wieder einen klassischen Kompakten ins Rennen.
Der trifft im Vergleichstest auf einen der größten heimischen Golf-Jäger, den Hyundai i30, der den Golf schon vor knapp zwei Jahren im auto touring-Vergleichstest schlagen konnte. Komplettiert wird das Test-Trio vom seit 2008 erhältlichen und seither optisch zart überarbeiteten Renault Mégane. Alle drei Testkandidaten haben 110 PS starke Diesel unter der Haube.
Zum Vergleich: Ein VW Golf Rabbit mit 105 PS starkem Diesel kostet inklusive Klimaautomatik 24.020 Euro und ist damit nur unwesentlich teurer als der Nissan Pulsar. Der Hyundai i30 ist dagegen fast 3.000 Euro günstiger, allerdings mit schwächerer Serienausstattung.
Renault Mégane
Bis auf das eingeschränkte Platzangebot im Fond hat der komfortable Franzose fast alles im Griff.
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Sparsam, gute Serienausstattung, wenig Platz hinten, kaum Ablagen.
Die dritte Generation des Mégane ist seit mittlerweile 2008 am Markt und wurde 2012 optisch geliftet. Neben einer neuen Frontschürze sorgen auch LED-Tagfahrlichter für einen moderneren Auftritt. Anfang 2016 soll übrigens der komplett überarbeitete Nachfolger an den Start gehen. Attraktiv: Neben der getesteten Schrägheck-Variante gibt es den Mégane auch als Coupé, Kombi (Grandtour) oder Coupé-Cabriolet.
Oftmals kritisiert, im Zuge des Facelifts endlich weitgehend behoben: die Bedienung. Die unlogische Radioeinstellung ist Geschichte, die Instrumente sind tadellos ablesbar und sämtlich Tasten und Hebel gut erreichbar. Lediglich Ablagen gibt es nach wie vor zu wenige. Die relativ weichen, aber bequemen Sitze sorgen für soliden Halt, die Sitzflächen sind aber – vor allem für längere Fahrten – etwas zu kurz und die Verstellung ist fummelig.
Das größte Handicap des Mégane ist jedoch das eingeschränkte Platzangebot für die Insassen in Reihe zwei. Mit der spürbar geringeren Innenbreite kann man noch leben, die im Vergleich zu seinen Fernost-Kollegen bescheidene Beinfreiheit stört aber. Solide dafür: der geräumige und variable Kofferraum.
Deutlich mehr Pluspunkte sammelt der Mégane beim Fahren. Der 1,5-Liter-Diesel ist selbst bei höheren Drehzahlen angenehm leise, beweist beim Überholen genügend Kraftreserven und hält sich beim Spritkonsum an der Zapfsäule erfreulich zurück. Lob verdienen außerdem die vierjährige Garantie sowie die reichhaltige Ausstattung.
Renault Mégane im Bild
Nissan Pulsar
Der Japaner hat vor allem eins: viel Platz. Und ist auch sonst alles andere als ein Langweiler.
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Komplette Ausstattung, sehr sparsam, viel Platz hinten, etwas teurer.
Lang, lang ist’s her. Drei Jahre war Nissan nicht mehr in der Kompaktklasse vertreten. Jetzt kommt der neue Pulsar. Der ist fast 4,4 Meter lang (der VW Golf ist gut 13 Zentimeter kürzer) und orientiert sich optisch an seinen größeren suv-Brüdern Qashqai und X-Trail.
Das Cockpit ist Nissan-typisch ergonomisch und trotz zahlreicher Funktionen nach kurzer Eingewöhnung erfreulich einfach zu bedienen. Sinnvoll: die brauchbaren Ablagen in der Mittelkonsole und in den Türen. Die großzügig dimensionierten Sitze sind bequem, aber etwas umständlich verstellbar. Ideal für alle Körpergrößen justierbar: die Sitzposition. Auffallend: Im Pulsar sitzt man gut fünf Zentimeter höher als in den beiden anderen Testkandidaten. Seinen größten Trumpf spielt der Pulsar aber beim Platzangebot aus. Vor allem hinten geht’s ausgesprochen luftig zu. Erstaunlich: Sitzt eine rund 1,75 Meter große Person vorne, haben Fondpassagiere einen gut 30 Zentimeter langen Beinraum – doppelt so viel wie etwa im Renault Mégane. Der Kofferraum ist geräumig und gut nutzbar, nach dem Umlegen der Lehnen entsteht allerdings eine hohe Stufe im Boden. Wie die beiden anderen Testkandidaten hat auch der Pulsar eine zu hohe Ladekante.
Unter der Haube des Pulsar agiert wie im Mégane der 1,5-Liter-Diesel aus der Allianz mit Renault. Ergebnis: laufruhig, kräftig und mit 5,2 Litern auf 100 km sogar noch einen Tick sparsamer als im Renault. Nahezu lückenlos: die überkomplette Serienausstattung.
Nissan Pulsar im Bild
Hyundai i30
Rundum ausgewogen und mit dem günstigsten Preis setzt sich der Koreaner an die Spitze.
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Gute Verarbeitung, viele Ablagen, die geringsten monatlichen Kosten.
Den kürzesten weg der drei Testkandidaten von der Fabrik zum österreichischen Kunden hat der Hyundai. Nicht einmal 160 Kilometer Luftlinie sind es vom Produktionsstandort Nošovice in der Tschechischen Republik bis zur österreichischen Staatsgrenze.
Preislich ist der i30 attraktiv kalkuliert. Die Serienausstattung ist zwar nicht üppig, alles Wichtige aber an Bord. Und Leichtmetallfelgen sind ja nicht das Entscheidende. Viel mehr zählen die gute Verarbeitung, das ausreichende Platzangebot oder die logische Bedienung. Auch die zahlreichen Ablagen vereinfachen das tägliche Leben mit dem i30. Braucht man viel Ladekapazität, lernt man zu schätzen, dass sich die Rücksitzlehnen vollkommen flach legen lassen.
Die Anzeigen im Cockpit sind gut ablesbar, lediglich die blaue Hintergrundbeleuchtung (an der Hyundai seit Jahren festhält) ist auf die Dauer etwas nervig.
Motorisch kann der i30 nicht ganz mit seinen Konkurrenten mithalten: Der Geräuscheindruck ist etwas brummiger, auch beim Verbrauch liegt er mit 6 l Diesel/100 km um einen knappen Liter über dem sparsamen Nissan. Ebenfalls leichte Kritik für die Lenkung – etwas mehr Rückmeldung wäre wünschenswert.
Allerdings muss man alle Kritikpunkte relativeren: Auch da liegt der Hyundai auf hohem Niveau und nur um Nuancen hinter seinen Konkurrenten. Und wenn man sich nicht alle zwei Jahre einen Neuwagen zulegt, sind die fünf Jahre Garantie (ohne Kilometerbegrenzung) ein nicht unerhebliches Argument für den Testsieger.
Hyundai i30 im Bild
Mein Fazit
Kopf-an-Kopf. Solide Allroundeigenschaften, der günstige Preis und die lange Garantie sichern dem i30 den knappen Sieg. Der neue Pulsar ist sparsam, erstaunlich geräumig und gut ausgestattet. Aber auch der Teuerste. Der in die Jahre gekommene Mégane fällt nirgendwo ab, ist sparsam und agil, bietet aber spürbar weniger Platz.