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Verdeck runter, Sonne rein: vollelektrisch und auf Knopfdruck auch während der Fahrt. 

© Helmut Eckler

Verdeck runter, Sonne rein: vollelektrisch und auf Knopfdruck auch während der Fahrt. 

© Helmut Eckler
September 2024

Freiheit trifft Vernunft

Die Ära der Cabrios scheint langsam, aber sicher zu Ende zu gehen. Zu teuer in der Produktion, zu gering die Nachfrage. Dass sie aber nicht zwangsweise ein exotisches Spielzeug sein müssen, beweist Audi mit seinem letzten Facelift des A5 Cabrios. Ein Nachruf mit Bedauern.

Drehen wir die Uhr einige Jahre zurück und begeben uns in den Sommer. Peugeot 307cc, Ford Focus, Opel Astra, VW Beetle und Eos, BMW 3er, Volvo C70, Opel Tigra, Saab 9-3, Mercedes SLK und natürlich Mazdas MX-5: Jede Menge fesche Fahrzeuge von günstig bis teuer haben als Cabrio-Versionen das Straßenbild bereichert, für Fahrspaß gesorgt und die Modellpalette der Hersteller komplettiert. Heute ist die Mehrzahl von ihnen auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Generell haben immer weniger Marken Cabrios im Programm. Warum eigentlich? Fragt man bei Marktanalysten und Herstellern nach, werden verschiedene Gründe genannt.

1. Veränderte Kundenpräferenzen: Weltweit neigen Autokäufer zu praktischeren Fahrzeugen wie SUV und Crossover-Modellen. Diese bieten neben mehr Platz oft auch eine höhere Sitzposition, was bei Käufern aktuell besonders beliebt ist.

2. Safety: Geschlossene Fahrzeuge bieten grundsätzlich eine bessere Strukturintegrität und damit mehr Sicherheit als Cabrios.

3. Entwicklung und Kosten: Die Herstellung von Cabrios ist oft aufgrund der notwendigen zusätzlichen Komponenten z.B. für das Verdecksystem teurer, aber auch Verstärkungen der Karosserie zur Wahrung der Steifigkeit kosten extra. Diese zusätzlichen Aufwände schlagen sich in höheren Kaufpreisen nieder.

Ein Umstand, der in Zeiten von wirtschaftlichem Druck und Unsicherheit ebenfalls zu einem Rückgang der Nachfrage führt. Zudem unterliegt auch die Automobilindustrie gewissen Moden und Cabrios sind – wie es scheint – aktuell einfach nicht en vogue.

Eine Liste guter Gründe. Traurig ist der Abgesang dennoch. Vor allem, weil es durchaus Modelle gibt, auf die sie nur in beschränktem Ausmaß zutreffen.
Eines davon ist das aktuelle Audi A5 Cabrio.

Zunächst zu den nüchternen Fakten: Motorisch stehen sieben verschiedene Varianten von 163 bis 265 PS zur Verfügung. Mit oder ohne Quattro, als Handschalter oder mit S tronic, als Benziner oder Diesel. Richtig Spaß zu machen, beginnt er, optisch wie dynamisch, wenn die S Line an Bord ist und mindestens 204 PS für Vortrieb sorgen. Dann steigt natürlich der Preis entsprechend. Doch dafür bringt er auch gleich einiges mit, was für seine Wagenklasse spricht.

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1 Offen macht der A5 eine besonders gute Figur. Dank Windschott bleibt es im Innenraum angenehm ruhig und windstill. © Helmut Eckler

2 Auch wenn der Audi kein PS-Monster ist, lässt er andere Verkehrsteilnehmer durchaus zügig seine gelungene Heckpartie sehen. © Helmut Eckler

3 Der Mix unterschiedlicher Materialien im Innenraum ist stimmig und hochwertig. © Helmut Eckler

Bewährte Technik, hohe Qualität

Sind doch bei einem Cabrio Emotionen mindestens genauso wichtig wie Zahlen oder technische Details. Wie viel Freude kommt auf, wenn sich das Dach geschmeidig öffnet, wenn die Beschleunigung die Magengrube erreicht, während die Anlage den perfekten Sound zum Oben-ohne-Fahrerlebnis liefert?

Im Falle des A5 gibt’s beim Funfaktor keinerlei Punkteabzug. Das Design des Wagens ist klassisch, die Motorhaube lang, die Überhänge kurz, die Materialen sind edel, die Verarbeitung ausgezeichnet.

Spitzensportler ist er keiner. Doch stellt der A5 auch nicht den Anspruch. Vielmehr cruist er geschmeidig – dank wirklich bequemer Sitze – auch auf langen Strecken dahin. Je nach Gusto lässt sich mit den Fahrmodi allerdings das Handling durchaus sportlich einstellen. Und keine Sorge: Motorisch ist er selbst in den kleineren Motorvarianten allemal stark genug, um im Zweifelsfall eher der Drängler als der Bedrängte zu sein.

So weit, so gut. Auch im Innenraum hat alles seinen Platz, wo man es erwartet. Nichts scheppert, was bei Cabrios nicht selbstverständlich ist, vielmehr punktet das Interieur mit hochwertigen Materialien. Gebürstetes Metall wechselt mit Klavierlack ab, Alcantara mit Glattleder, Chrom mit gefälligem Kunststoff. Alles entspricht dem, was Audi als Premiumhersteller erwarten lässt. Unaufgeregt, solide, durchdacht. Und dem Preis durchaus angemessen.

Guter Sound und reichlich Platz

Besonders hervorzuheben sind deswegen über die solide Basis hinaus womöglich folgende vier Faktoren. Erstens: Ist das aufpreispflichtige Bang-&-Olufsen-Sound-System an Bord, kommt auch bei offenem Verdeck und höherer Geschwindigkeit große audiophile Freude auf. Von den Bässen bis zu den Höhen spielt das System wortwörtlich alle Stückeln.

Zweites wesentliches Asset: Das reichhaltige Platzangebot. Die für ein Cabrio geräumige Rückbank ist wirklich praktisch. Auf ihr lassen sich zwei Personen sinnvoll unterbringen, sie bietet aber auch jede Menge Platz für Gepäck. Zum Beispiel, wenn das Verdeck eingefahren wurde. Denn: Ist das Dach offen, reduziert sich die Größe des Kofferraums. Geschlossen fasst er allerdings exakt 370 Liter.

Dank der Rückbank und des Kofferraums ist das A5 Cabrio also durchaus mit Alltagstauglichkeit gesegnet.
Ebenfalls in der hinteren Reihe kann auch ein Windschott montiert werden, das für erstaunlich viel Ruhe sorgt und dafür, dass die Frisur auch bei 130 km/h nicht aus der Form gerät. So erstaunlich wie erfreulich ist auch Nummer drei: Selbst bei üblichen Autobahngeschwindigkeiten funktioniert die Freisprecheinrichtung tadellos.

Und Nummer vier: Die Sitze sind eine Kategorie für sich. Sie können nicht nur elektrisch nach vorne, hinten, oben und unten gefahren werden, es gibt auch mehrere Massagefunktionen, die längere Fahrten zum Spa-Besuch ausarten lassen. Am meisten überrascht aber die Möglichkeit, die Sitzwangen einzustellen. Zwischen gemütlichem Lümmeln und Racing ist damit alles möglich.

Dank Assistenten sicher unterwegs

Wie bei Audi üblich verfügt auch das A5 Cabrio über eine reichhaltige Palette an Sicherheits- und Assistenzsystemen. Diese können von Fahrhilfen wie Parkassistenten und Kollisionsvermeidungssystemen bis hin zu Spurhaltesystemen und Aufmerksamkeitswarnen reichen. Sie alle sollen das Fahren sicherer und entspannter machen. Erfreuliche Tatsache: Wer sich ohne sicherer und entspannter fühlt, kann sie mit nur wenigen Klicks auch wieder ausschalten.

Einziger Punkt, für den der A5 ein wenig Kritik einstecken muss, ist das Infotainment-System. Die Menüführung könnte intuitiver sein und das Display schneller reagieren. Doch lässt sich auch dieser Makel leicht wegwischen: In einem Cabrio will man sich ohnedies an der Fahrt erfreuen, Ausblick und Fahrtwind genießen, anstatt durch die Untiefen des Menüs zu surfen.

Und genau dazu lädt der A5 seine Fahrer:innen durch sein stimmiges Konzept ein. Zudem bringt er durchaus Alltagstauglichkeit mit: Er ist bequem und bietet so viel Platz, dass er nicht automatisch in der Liga der Zweitautos landen muss. Unvernünftig ist er also nicht.

Umso trauriger ist der Umstand, dass Audi den A5 als Cabrio auflässt. Doch mit ein wenig Glück dreht sich der Wind vielleicht in ein paar Jahren und anstatt SUV erobert wieder eine Vielzahl von flotten Cabriolets die Straßen. Schließlich darf Autofahren nach wie vor Freude bereiten, vor allem dann, wenn es so wenig unvernünftig ist.

Pro: hohe Verarbeitungsqualität, ausreichend Stauraum, hochwertiger Materialmix, geringer Luftzug bei offenem Verdeck, Sitze können elektrisch perfekt abgestimmt werden

Contra: Infotainment-System nicht zu 100 Prozent auf letztem Stand, hoher Einstiegspreis

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