Das war der Genfer Autosalon
Renault und Dacia, BYD, MG, Isuzu und einige weniger bekannte Automarken. Mehr war dieses Jahr nicht.
Genf, das war immer der wichtigste Autosalon des Jahres. Er fand jährlich statt, die anderen großen Messen wie Frankfurt oder Paris nur abwechselnd alle zwei Jahre. Dann gab's noch Detroit und Tokio und Los Angeles und Shanghai und Beijing, aber Genf war der Auftakt jedes Automobiljahres.
Da waren alle vertreten: Nicht nur die Volumensmarken und die Premiummarken, sondern auch die Kleinserien- und Supersportwagenhersteller und Karosseriebauer, die ihre eigenen, oft atemraubenden Kreationen vorstellten. Nicht in Genf zu sein, war für jeden Automobilproduzenten denkunmöglich. Die Stände der größten Automobilkonzerne waren die größten und prachtvollsten, aber auch die kleineren gönnten sich (und den Besuchern) beachtliche Messeauftritte.
Nachzulesen in unseren Berichten von 2015, 2016, 2017, 2018 und 2019.
Ich war 2024 das 25. Mal als Motorjournalist in Genf und es wird das letzte Mal gewesen sein.
Wer war da? Renault und Dacia, Alpine aber nicht. BYD und MG. Isuzu. Die US-Elektroautomarke Lucid. Und eine Handvoll Kleinfirmen, wie sie jedes Jahr kamen und bald wieder gingen.
Der große untere Bereich des räumlich bisher zweigeteilten Autosalons, der früher die Hallen 4 bis 6 umfasste, war radikal verkleinert worden. Der obere Bereich, Halle 2, vom unteren getrennt durch drei Betonstiegenaufgänge und zwei Rolltreppen, eine rauf, eine runter, war ebenfalls verkleinert und einer semi-musealen Ausstellung älterer und ganz alter Fahrzeuge gewidmet.
Dort oben hatten früher Opel und Cadillac, Škoda und Seat, Mitsubishi, Subaru, Tesla, Audi, Bentley, Lamborghini und Bugatti unter gleißendem Scheinwerferlicht ihre Neuheiten ausgestellt. Im unteren Bereich: Toyota, Honda, Suzuki, Alfa Romeo und Fiat, Aston Martin, Jaguar Land Rover, BMW und Mercedes-Benz, Citroën und Peugeot.
Alle diese Marken haben ihre Teilnahme für 2024 abgesagt.
Was gab's Neues?
Renault hatte eine wichtige Neuheit zu präsentieren: den R5 E-Tech. Dacia gleich zwei, den neuen Duster und den neuen Spring.
MG zeigte den MG3, ein Kompaktauto mit Hybridantrieb. Er kommt voraussichtlich Ende April nach Österreich. Geschäftsführer Andreas Kostelecky: "Später wird es ihn auch als reinen Verbrenner geben. Am komplettesten ist die Antriebspalette allerdings beim MG4." Auch die Serienversion des Elektro-Roadsters Cyberster war auf dem MG-Stand zu sehen, seine Markteinführung ist für Oktober geplant. Die Eckdaten: 400 kW (544 PS), Allradantrieb, 3,7 Sekunden von 0 auf 100.
BYD präsentierte zwei neue Marken, Denza und Yangwang. Die eine kommt möglicherweise nach Österreich, die zweite möglicherweise nicht. Genaueres konnte man uns noch nicht sagen.
Dasselbe gilt für IM, eine Marke des chinesischen SAIC-Konzerns, der auch MG produziert. Hansjörg Mayr, Vorstand der Denzel-Group: "Wir prüfen noch, ob wir die Marke nach Österreich bringen. Der IM L6 teilt sich die Plattform mit künftigen Elektromodellen von Audi." SAIC ist Joint-venture-Partner von Audi in China. Medienberichten zufolge soll der L6 wahlweise mit einer Lithium-Ionen-Batterie (600 km Reichweite) oder einer Feststoffbatterie ausgestattet sein, die 800 Kilometer Reichweite bietet.
Die Neuheiten zum Durchblättern
Fazit
Was bedeutet es, dass einer der einst wichtigsten Automobilsalons des Jahres von fast der kompletten Autoindustrie ignoriert wird? Gründe lassen sich einige finden: Messeauftritte wurden über die Jahre teurer und teurer, einige Premium-Marken haben sich gegenseitig immer höher lizitiert, bis die Messestände Millionensummen kosteten. Für eine Woche Ausstellung. Dazu kommt, dass Interessierte (und auch Fachjournalisten) immer öfter sämtliche Neuheiten bereits vor Ausstellungseröffnung dem Internet entnehmen konnten, sodass sich ein Messebesuch allmählich erübrigte.
Und dann kam auch noch die Corona-Pandemie. Der letzte Genfer Autosalon vor dem Lockdown fand 2019 statt. Im Jahr darauf war schon alles vorbereitet, als im März schließlich ganz Europa zumachte und daheim blieb. Genf hatte 2020 sicherlich auch das Pech, dass der Salon traditionell immer im März stattfindet. Auch 2021 und 2022 war nix, 2023 wichen die Organisatoren nach Katar aus. Und nun kehrte die Geneva International Motor Show (GIMS) eben wieder nach Hause zurück in das Genfer Ausstellungszentrum Palexpo.
Ob es 2025 einen Genfer Salon geben wird und wo, ist noch offen. Einen guten Grund gibt es: Der erste Salon international de l’auto de Genève fand 1905 statt – ein 120-Jahr-Jubiläum wäre zu begehen.