BMW 750i: Der Assistent parkt

"Nur Fliegen ist schöner", könnte man meinen, wenn man mit dem neuen 7er von BMW die ersten Kilometer gefahren ist. Vollgestopft mit Assistenten ist der Münchner so spannend wie nie. Jetzt parkt er sogar selbst.

Die Kundschaft in der Luxusklasse ist anspruchsvoll. Dass die neueste Generation des 7er-BMW in Sachen Fahrdynamik und Reisekomfort noch souveräner ist als bisher, war zu erwarten. Neu ist allerdings, dass der Oberbayer auch technisch extrem aufgerüstet hat und gar den Anspruch erhebt, das beste Auto der Welt zu sein.

Als besonderes Zuckerl preist BMW das ferngesteuerte Parken an. Enge Parklücken sind damit kein Hindernis mehr. Der Fahrer steigt aus, aktiviert die Funktion außerhalb des Fahrzeuges mithilfe des serienmäßigen Display-Schlüssels durch Wischen, Ziehen und Drücken und steuert den 7er in die Lücke. Umgekehrt, also aus der Lücke heraus, funktioniert es genauso. Ein an sich nettes Feature, der Wischeffekt zeigt in der Praxis aber nicht immer die gewünschte Wirkung. Sehen Sie selbst – im Video.

Verflixt und zugeparkt

Fünfmeter-Liga

Die sechste Generation des 7er-BMW ist in zwei Karosserievarianten zu haben: Die normale Version misst knapp 5,1 Meter, die Langversion mit verlängertem Radstand ist noch einmal fast 15 Zentimeter länger. Im Vergleich zum Vorgänger ist der 7er je nach Modell nicht nur um bis zu 130 kg leichter, sondern auch deutlich steifer geworden. Erreicht haben das die Bayern durch den Einsatz von industriell hergestelltem karbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK) im Verbund mit Stahl und Aluminium. Zumindest im Stand kann man aber von der neuen Leichtigkeit noch nicht wirklich was entdecken – der 7er steht massiv da, was bei einem Fahrzeuggewicht von mindestens knapp zwei Tonnen auch nicht sonderlich wundert.


Agil wie nie

Wirklich spürbar wird die neue Leichtigkeit dann beim Fahren. Besonders in Sachen Komfort ist der Unterschied zum Vorgänger besonders groß. Die serienmäßige Luftfederung ist über jeden Zweifel erhaben. Jegliche Unebenheiten in der Fahrbahn werden souverän geglättet. Zwischen sportlich-straff und komfortabel wird – je nach eingestelltem Fahrprogramm – alles geboten. Beeindruckend: die unauffällig und extrem weich schaltende Achtgang-Automatik sowie die perfekte Traktion dank Allradantrieb.  

Unter der langen Haube des 750i xDrive gurgelt ein hervorragend gedämmter 4,4-Liter-V8 mit stolzen 450 PS. Diese katapultieren die fast zwei Tonnen schwere Limousine in gemessenen 4,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Auch in die andere Richtung, nämlich beim Bremsen aus 100 km/h bis zum Stillstand, sind gemessene 43 Meter (trotz Winterreifen) ein respektabler Wert. Auf der auto touring-Normrunde genehmigte sich der Ober-Bayer 10,3 Liter Superbenzin.   

BMW 750i xDrive

Technik-Feuerwerk

Ebenso beeindruckend, allerdings wesentlich auffälliger: der Innenraum. Dass fünf Insassen samt großem Gepäck locker Platz finden, versteht sich von selbst. Vor allem vorne lassen sich die üppig dimensionierten und bequemen Sessel vielfach verstellen und nahezu jeder Körperform ideal anpassen.

Anpassen ist auch das Stichwort, wenn es um das persönliche Konfigurieren der unzähligen Funktionen im komplett überarbeiteten iDrive-System geht. Groß, übersichtlich und via bekanntem Dreh-und-Drück-Regler logisch zu bedienen: das 12,3 Zoll große Infodisplay auf dem Armaturenbrett. Nachteil: Die zahlreichen, im Chromlook glänzenden Tasten sind am Tag nur schwer ablesbar.


Gestensteuerung? Bringt’s das?

Mitreisende überrascht man vor allem mit der neuen optionalen Gestensteuerung. Kreisende Bewegungen mit dem Zeigefinger im Uhrzeigersinn sorgen etwa dafür, dass das Radio lauter wird, ankommende Anrufe können durch eine Wischbewegung abgelehnt werden. Das geht so: Eine Kamera im Dachhimmel filmt Bewegungen der Fahrerhand und interpretiert daraus Bedienwünsche. Das klingt zwar spannend und funktioniert meistens auch, in der Praxis erweist sich aber der Griff auf den nach wie vor vorhandenen Drehregler als wesentlich schneller und intuitiver. 

Richtig aufgerüstet hat BMW beim Einsatz seiner elektronischen Helferlein. Für Sicherheit sorgen unter anderem Funktionen wie die


Prävention Heckkollision, die vor Querverkehr bei schlecht einsehbaren Verkehrssituationen warnt und drohende Heckkollisionen frühzeitig erkennt, oder die
Spurverlassenswarnung, die Bodenmarkierungen erkennt und den Fahrer ab rund 70 km/h durch eine Vibration des Lenkrades vor ungewolltem Abkommen von der Fahrspur warnt.
Nähern sich Fahrzeuge im toten Winkel, zeigt außerdem die Spurwechselwarnung per Lenkradvibration und blinkendem Warnsymbol am Außenspiegel eine drohende Gefahr an.
Noch einen Schritt weiter geht der Spurhalteassistent mit aktivem Seitenkollisionsschutz, der den Fahrer durch gezielte Lenkeingriffe dabei unterstützt, ein unbeabsichtigtes Verlassen der Fahrspur sowie Kollisionen mit Objekten seitlich des Fahrzeuges zu vermeiden.
Im Stopp-and-Go-Betrieb im Alltag besonders hilfreich: der Spurführungsassistent, der den Fahrer in eintönigen Verkehrs- und Stausituationen entlastet. Zwischen 0 und 210 km/h lenkt das System selbstständig und hält das Fahrzeug stets in der Mitte der Spur. Nach rund 20 Sekunden verlangt das System allerdings, dass man selbst wieder das Steuer übernimmt.


Ach ja, das Ganze hat natürlich auch seinen Preis. In der Basisversion kostet der 750i xDrive stolze 130.000 Euro. Da ist natürlich schon eine reichhaltige Ausstattung serienmäßig an Bord – unter anderem 19-Zoll-Räder, Voll-LED-Scheinwerfer, Luftfederung, Lederpolsterung, elektrisch verstellbare Sitze mit Memory-Funktion, Navigationssystem, Head-up-Display, Gestensteuerung, WLAN-Hotspot und 12 Lautsprecher. In der nicht enden wollenden Extraliste kann aber nach Herzenslust gustiert und weiter angekreuzt werden. Unterm Strich hat man dann schnell einmal bis zu 180.000 Euro ausgegeben.