Dauertest VW Passat: Lust und Laster
Zwölf Menschen, zwölf Monate, ein Auto: Der VW Passat Variant war ein beliebtes Reisefahrzeug. Doch die 43.000 Kilometer brachten auch Schwächen ans Licht.
Gleich vorweg: nein. Der nicht. Das war die Antwort auf die meistgestellte Frage zu diesem Auto seit letztem September. Im Klartext: Der 120-PS-TDI in unserem Dauertest-Passat ist nicht von den Abgas-Manipulationen betroffen. Es ist ein neuer Motor, der bereits die Euro-6-Norm erfüllt und somit keinen Rückruf erwartet.
Die gleiche Antwort – nämlich ein Nein – geben wir aber auch auf die Frage, ob wir dieses Aggregat für artgerecht als Familien-Laster eingesetzte Passat Kombis empfehlen: Es erschien praktisch allen Testern, die den Variant vollbeladen oder als Zugmaschine einsetzten, als brustschwach. „Klingt rau und angestrengt“, schrieb einer ins Protokoll, „stößt an seine Leistungsgrenzen“, ein anderer. Und der Chefredakteur konstatierte: „Beim Beschleunigen fehlt es an Kraft.“ Daher unsere Empfehlung: Gleich den stärkeren TDI mit 150 PS wählen. Kostet schlappe 1.860 Euro mehr – und kann optional auch mit Doppelkupplungsgetriebe (plus 2.760 Euro) bestellt werden. Unserer nicht.
Genug gesudert, die Maschine hat auch ihre Meriten: Sie verbraucht wenig. Und der Passat an sich war uns ein gutes Auto.
Das Video zum Dauertest-Abschluss
Was uns gut gefiel:
Der Platz und der Komfort. Vier Erwachsene waren samt Gepäck für 14 Tage im Passat Variant herrlich bequem unterwegs. Der „ergoComfort“-Fahrersitz machte Langstrecken zum Vergnügen. „Guter Autobahn-Schlafkomfort aber auch für den Beifahrer“, vermerkt das Logbuch, selbst wenn dieser mit dem normalen Gestühl auskommen muss: Der Supersitz ist nur für den Steuermann lieferbar. Reihe zwei punktet mit überdurchschnittlich viel Fußraum, und das Gepäckabteil ist überhaupt eine Klasse für sich: groß, eben und mit einem riesigen Staufach (an Stelle des Ersatzreifens), in das mühelos zwei Reisetaschen passen. Bei umgeklappten Rücksitzen transportiert der Edelkombi sogar zwei Mountainbikes.
Der Fahrkomfort. Vermerkenswert schien den Testern schon das Anfahren: „So ruckfrei löst sich die automatische Feststellbremse in kaum einem anderen Auto.“ Das präzise, sauber zu schaltende und gut abgestufte Sechsgang-Getriebe ermöglichte schaltfaules, entspanntes Fahren. Das Fahrwerk bügelte alle Unebenheiten weg, das Geräuschniveau im Inneren war selbst bei hohem Tempo erstaunlich gering, und die Klimatisierung arbeitete perfekt.
Die Assistenz-Systeme. Von den umfangreich verbauten Extras gefielen vor allem die Fernlicht-Regulierung, „die man nach anfänglicher Skepsis nicht mehr missen möchte“, die Distanzregelung acc mit Umfeldbeobachtung („erlaubt Rechtsüberholen nicht, weil es Fahrzeuge auf der linken Spur erkennt“) und City-Notbremsfunktion sowie der Totwinkel-Assistent.
Gar Begeisterung löste Trailer Assist aus: Dieser Rangier-Assistent macht selbst ungeübte Anhängerbenutzer zu Profis.
So soll es sein!
Was uns weniger gut gefiel:
Der Multimedia-Bildschirm. Nicht gefallen hat uns sein Eigenleben: Das große Display fiel öfters aus. Weiters die Gepäckraum-Abdeckung, die bei jedem Öffnen der Heckklappe bis zur Hälfte aufging, dann wieder händisch verschlossen werden muss („das nervt“), sowie die Schieber für die Luftzufuhr in den Fond: beide brachen ab.
Mit gemischten Gefühlen betrachtet wurden die Verkehrszeichen-Erkennung, auf die man sich nur tagsüber voll verlassen kann, sowie der Notbrems-Assistent, der einmal in einer Tiefgarage abrupt eingriff, weil ein Auto mit der Schnauze ein Stück aus seiner Lücke herausstand.
Mit dem Passat quer durch Europa
Technische Daten, Kosten und finaler Check:
Bilanz und Abschluss-Check am ÖAMTC-Stützpunkt. Zeit, den Passat Variant noch ein letztes Mal zu überprüfen, Bilanz zu ziehen, die technischen Daten aufzulisten und die Kosten zu ermitteln. Nach einem Jahr wurde bei der Kaufüberprüfung bloß ein (leichter) Mangel festgestellt: ein geringfügig undichter Simmering (ein Dichtring) am Getriebe.