Die Angst des Fahrers vor dem leeren Akku

Restreichweite: 0 km. Und die nächste Steckdose weit entfernt. Schreckensszenario für den Fahrer eines Elektro-Autos. Kann das so einfach passieren, und wenn ja, was dann?

Ungenaue Tankuhren. Defekte Tankuhren (besonders berüchtigt etwa beim VW-Käfer). Früher passierte es oft, dass jemand mit einem leeren Tank liegen blieb. War aber kein Drama – Reservekanister waren eine beliebte Zusatzausstattung. Fünf Liter eingefüllt und weiter ging es. Seit Elektro-Autos in nennenswerter Zahl verkauft werden, bekommt dieses Thema aber wieder Brisanz – in neuem Gewand. Leerer Akku, und was jetzt?

Seit einigen Monaten bereichert ein Nissan Leaf unseren Dauertest-Fuhrpark. Ein Leaf mit der neuen, größeren Batterie: 30 Kilowattstunden (statt 24) Kapazität. Deutlich über 200 Kilometer Reichweite werden versprochen, normgemäß sind es 250 Kilometer. Und wirklich: Bei der auto touring-Normrunde für E-Fahrzeuge schaffte der Leaf 220 Kilometer. Moderates Tempo, moderates Beschleunigen, moderate Temperaturen (18 Grad) trugen zu dieser guten Reichweite bei.

Laden am Stützpunkt

Wenn sich der Stromvorrat bedenklich zu Ende neigt, kann man auch zahlreiche ÖAMTC-Stützpunkte ansteuern. An beinahe 40 Standorten können Club-Mitglieder ihr E-Auto im Rahmen der Nothilfe aufladen. Dabei stehen auf jeden Fall Ladesäulen mit herkömmlichen Steckdosen (230 Volt, 16 Ampere) zur Verfügung, an vielen Stützpunkten auch Typ-2-Anschlüsse mit 11 oder 22 kW Ladeleistung. Eine genaue Liste mit den Stützpunkten und vielen weiteren Informationen zum Thema Elektromobilität gibt es hier.

Zusätzlich hat der Club mittlerweile drei eKompetenzstandorte, und zwar in Baden, Sankt Pölten und Linz. Wir haben unser Kamerateam in den Nissan Leaf gepackt und haben mit ein paar Kilometer Restreichweite im Stützpunkt Baden nachgefragt, welche Dienstleistungen speziell für E-Autofahrer dort angeboten werden.


Bis zum letzten Elektron

Wie leicht kann es passieren, dass man es "übersieht" und mit einem E-Auto liegen bleibt? Wir haben es mit unserem Nissan Leaf ausprobiert und können sagen: eigentlich gar nicht. Da gehört schon eine große Portion Mutwilligkeit dazu. Schon bei der Eingabe eines Ziels in das Navigationssystem vergleicht der Leaf die aktuelle Reichweite mit der Entfernung des Ziels. Geht es sich nicht aus, weist er darauf hin und fragt gleich einmal fürsorglich nach: "Möchten Sie eine Ladestation suchen?" Längere Routen lassen sich auch über die Nissan-Homepage planen und samt Ladestationen an der Strecke (nützliche Option: "nur Schnellladestationen suchen") an den Leaf schicken.

Wie warnt der Leaf dann, wenn es auf der Strecke wirklich ernst wird und sich die Kilowattstunden im Akku dem Ende zuneigen? Wir haben es in einer Foto-Show dokumentiert:

Nichts geht mehr – was jetzt?

Wir haben also gelernt: Zum Stehenbleiben mit dem Leaf gehört wirklich Mutwilligkeit, vielleicht gar Böswilligkeit dazu. Wenn es aber wirklich passiert, was dann? Ein Reserve-Kanister hilft ja nichts. Ein sehr, sehr langes Stromkabel zur nächsten Steckdose? Nicht wirklich. Abschleppen? Wir haben bei Franz Fischer, Technischer Trainer bei Nissan Österreich, nachgefragt. Und außerdem: Was hat Schnellladen mit Sekt einschenken zu tun?



Also: Aufladen und nicht bloß abschleppen. Für den Zeitraum eines Jahres nach dem Kauf übernimmt Nissan übrigens die Kosten für den Transport zur nächsten Steckdose, wenn es wirklich mal passiert. Spätestens dann sollte es aber jeder E-Autofahrer gelernt haben.