Dreihundertzweiundvierzigtausend Euro. Das ist in der Durchschnittsverdienerwelt zunächst einmal einfach nur ein ganz schön feistes Preiszetterl. Man kennt es von Einfamilienhäusern, kleineren Flugzeugen, schönen Yachten – und sauschnellen Sportwagen. Womit wir auch schon ziemlich plump zum Bentley überleiten könnten. Erstaunlich ist jedenfalls, dass eigentlich die beiden letztgenannten Attribute ganz gut zu diesem Inbegriff des Mega-SUV passen.
Für eine Handvoll Duster
342.000 Euro! Dafür könnten Sie 28 und einen halben Dacia Duster kaufen. Oder den ganzen Zaster einmalig in einen Bentley Bentayga investieren.
Wie der aussieht!
Nun, elfenhaft-grazil wirkt er definitiv nicht, wenn er da so in seiner vollen 2,5-Tonnen-Pracht vor einem steht, mit dem zusätzlichen Sport-Ornat, den Anbauteilen aus akurat verwebtem Kohlefasergeflecht und auf diesen gewaltigen Gummiwalzen: 285ern im 22-Zoll-Format. Aber, und das ist ein aufrichtig ausgesprochenes Kompliment, so in Summe betrachtet entstand da ein durchaus stimmiges Bild. Keine falsch dimensionierten Proportionen, kein Detail, dass die Aura der harmonischen Gestalt auch nur ansatzweise beleidigt. Noble Zurückhaltung allerorts. Oder gleichmäßige Protzerei? Nun, die Wahl der Sichtweise würden wir gerne Ihnen, lieber Leser, überlassen.
Fakt ist: Der Bentayga ist einfach ein Riesen-Trumm an Auto, an Leistung, an überhaupt allem, vor allem dann, wenn das hiesige Straßenbild als Vergleichsgrundlage dient.
Ersetze Österreich durch Monaco, und die Sache sieht gleich ganz anders aus.
Und so fährt sich der Bentayga
Sauschnell, auf Verlangen. Vorrangig deshalb, weil der doppelt Turbo-belüftete Zwölfzylindermotor Supertrumpf-Superlative an Leistung (601 PS) und Drehmoment (900 Nm) aufbietet. Die sehr unmittelbare Folge ist ein Topspeed jenseits der Erfassungsfähigkeit moderner Geschwindigkeits-Messgeräte (301 km/h). Dazu muss man wissen: Als die Bentley-Mannen sich seinerzeit durchrangen und ihren Gral der Limousinen- und Cabriolet-Bauweise auf dem Altar der Mode und des scheinbar nicht enden wollenden SUV-Verlangens opferten, taten sie dies nur unter der Prämisse, dass ihr SUV fortan der Beste seiner Art zu sein hat. Der Beste im Gelände und der Schnellste auf der Straße.
Well, das Masterpiece ist gelungen. Er kann erstaunlich gut kraxeln, gleiten sowieso, aber auch extrem hurtig voran preschen – geradeaus ebenso wie im kurvigen Geläuf. Und das hat uns dann doch ein bisserl überrascht. Irgendwie auch irritiert. Beindruckend sind die Fahrleistungen jedenfalls allemal.
Die Leichtigkeit des Seins
Wir glauben allerdings, dass Bentley es seinen Kunden da vielleicht ein wenig zu leicht gemacht hat. Wortwörtlich. Es ist nämlich beinahe egal, ob du den Bentayga durch die Kurven feuerst oder die Autobahn entlang strömst, alles passiert mit ähnlicher Leichtigkeit. Doch dieser – Achtung, Wortspiel – volantile Zauber ist durchaus trügerisch. Gerade weil das Handling so mühelos ist, die Verarbeitung und der Komfort so perfekt sind, unterschätzst du die tatsächliche Geschwindigkeit quasi permanent. Da hilft nur möglichst oftmalige Kontrolle der Tachometeranzeige.
Wir empfehlen daher ein Maß an Gelassenheit, das der Masse des Bentayga standhalten kann. Oder zumindest einmal zwischendurch einen Duster zu fahren.
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