Helden von heute

Der neue Suzuki Jimny ist die verkleinerte Ausgabe des großen Mercedes G. Beide verbindet aber mehr als bloß ihre Optik. Sie sind die letzten Helden unter den ernsthaften Offroadern.

Sag niemals SUV zu ihnen. Warum? Ganz einfach! Weil heute nahezu jedes SUV seine Abenteuerlust der Mode opfert und bestenfalls noch für die Randstein-Challenge in der Großstadt taugt. Okay, man kann nicht alles haben. Dafür rollen moderne SUV auf der Straße geschmeidiger ab und sind agiler im Handling. Aber im Gelände ist schnell Ende.

Hupf in Gatsch

Die wahren Helden

Doch es gibt sie noch. Echte Gelände­wagen für Offroad-Enthusiasten, die sich gegen diesen Trend stemmen. Autos wie den neuen Suzuki Jimny oder den nach 40 Jahren Bauzeit komplett neu entwickelten Mercedes-Benz G.

Gut, einer spielt Champions League, der andere Landesliga. Zumindest was den Preis angeht. Für einen G bekommt man nämlich fast acht Jimny, verglichen mit der Basis­version des Japaners um 17.990 Euro. 

Der von uns getestete Jimny kostet übrigens 21.490 Euro, ist die Topvariante und heißt "flash". Da sind zahlreiche Komfortfeatures wie Klimaautomatik, Sitzheizung, Tempomat, Navigation oder LED-Scheinwerfer schon dabei. Fein übrigens: Alle Jimny-Varianten, selbst die Basisversion, haben Sicherheits-Merkmale wie Müdigkeitserkennung, Spurhaltesystem, sämtliche Airbags sowie Berganfahr- und Bergabfahrhilfe serienmäßig an Bord.

Im G 500 gibt’s dagegen alles, was gut und teuer ist. Dafür kostet er aber auch über 142.000 Euro. Ein paar Extras in der endlos langen Preisliste zusätzlich angekreuzt und man legt schnell noch einmal fast 40 Tausender drauf. 

Technik verbindet

Auch sonst findet man auf den ersten Blick wenig Gemeinsamkeiten. Der G ist fast einen Meter länger, hat doppelt so viele Zylinder, ist vier Mal so stark, verbraucht annähernd das Doppelte, ist doppelt so schwer, kostet pro Monat fast das Vierfache und auch der ­Kofferraum ist bei aufgestellten Rücksitz­lehnen über fünf Mal größer.

Trotzdem verbindet die zwei Gelände­wagen so einiges. Zum Beispiel die Optik. Im Zuge des Generationswechsels hat der Jimny noch einmal an Kanten und Charakter gewonnen. Alles wirkt wie mit dem Lineal gezeichnet. Wie beim G bleibt das Ersatzrad auch weiterhin außen an der Hecktür angeschlagen. Alles in allem schaut der Jimny wie ein zu heiß gewaschener G aus.

Suzuki Jimny

Gewohntes neu verpackt

Der Mercedes ist ebenfalls komplett neu, auch wenn es der erste Blick nicht verrät. Um die Traditionalisten bei der Stange zu halten, hat sich außen wenig verändert: runde Scheinwerfer (jetzt mit LED-Technik), Plastiktür­griffe mit den charakteristischen Druckknöpfen samt klassischem Geräusch beim Schließen der Türen oder die Heckklappe, die sich unverändert zur Seite öffnet. Technisch ver­fügen beide – sowohl der Suzuki als auch der Benz – über Leiterrahmen, Getriebeuntersetzung fürs Gelände und Allradantrieb, der G verfügt darüber hinaus noch über drei echte Differenzialsperren. Dementsprechend sind abseits befestigter Straßen beide in ihrem Element.

Mercedes-Benz G 500

Kraftwerke

Im Jimny sorgt ein quirliger, 102 PS starker 1,5-Liter-Vierzylinder ohne Turboaufladung für durchaus flottes Vorankommen, auch dank des kurz übersetzten Fünfgang-Getriebes. Im G mangelt's dagegen nie an Leistung. Acht Zylinder, vier ­Liter Hubraum, 422 PS, 610 Newtonmeter. Auch der Komfort ist, man kann sich's fast denken, im G besser. Im 3,6 Meter langen Jimny lässt es sich aber auch ganz gut leben, die Starrachsen an Vorder- und Hinterachse haben ihre Vorteile aber eindeutig im Gelände. Die Lenkung im Jimny ist indirekt, heftiges Kurbeln daher angesagt. Im Gelände ein Vorteil, beim Rangieren in der Stadt freilich weniger. Wesentlich exakter und zielsicherer steuert man den G ums Eck.

Ein Verbrauchswunder ist keiner der beiden Benziner, schon gar nicht der Mercedes. 7,9 Liter pro 100 Kilometer auf der auto touring-Normrunde sind's beim Jimny, fast 14 Liter beim G. Die Stärken der beiden Offroader liegen aber sowieso woanders. Auf der Langstrecke nämlich definitiv nicht.