I'll be back
Der Mitsubishi Pajero, eine Ikone unter den echten Geländewagen, sagt leise "Servus". Ein Abschied für immer wird es dennoch nicht. Wir drehten noch eine Ehrenrunde.
Es knarzt, es grammelt, es ächzt! Langsam, aber zielsicher klettert der Pajero Stein für Stein, Felsen für Felsen die steilen Hänge im ÖAMTC Offroad Zentrum Stotzing hinauf. Hinterm Steuer sitzt einer, den im Gelände so schnell nichts erschüttert: Christian Karlberger, Zentrumsleiter und selbst mehrfacher Offroad-Staatsmeister, dirigiert den Mitsubishi feinfühlig durch schmale Furten, tiefe Löcher oder gatschige Wiesen.
Was er am Japaner schätzt: "Die extreme Zuverlässigkeit, das sichere und komfortable Fahren auf der Straße, die gute Übersicht und natürlich die hervorragenden Geländeeigenschaften.“
Echte Geländewagen vom Schlag eines Mitsubishi Pajero, Toyota Landcruiser, Jeep Wrangler, Land Rover Defender oder eines Mercedes-Benz G gibt es kaum noch. Ein klassisch aufgebauter Geländewagen hat einen Leiterrahmen unter der Karosserie. Dieser stabile Unterbau macht ihn gezielt für die Fahrt im Gelände verwindungssteif und robust. "Wegen ihrer hohen Anhängelast sind echte Geländewagen aber auch im Hängerbetrieb ideal", ergänzt Karlberger.
SUV statt Geländekompetenz
Solche "echten" Geländewagen haben es in den letzten Jahren immer schwerer. Moderne Offroader heißen heute SUV. Viele von ihnen schauen martialisch aus und strahlen Geländekompetenz aus. Die meisten eignen sich aber lediglich für die Randstein-Challenge in der City.
Trotzdem kann kein Hersteller ohne ein solches "Sports Utility Vehicle" in seinem Portfolio heute noch bestehen. Selbst ein Rolls-Royce kann heute klettern, wie uns das Über-Drüber-SUV der Marke, der Cullinan, zeigt. Auch Marken, die eigentlich für Supersportwagen zuständig sind, haben mittlerweile ein SUV im Programm, wie uns Lamborghini mit dem Urus beweist. Selbst eine Traditionsmarke wie Ferrari kommt nicht ungeschoren davon – bald haben nämlich auch die Italiener eines im Programm.
Der Erfolgslauf der SUV begann vor rund zehn Jahren, heute sind sie Fahrzeug-Kategorie, die am stärksten zulegen. Teilweise werden SUV-Modelle zu Markenrettern oder steigern die Absatzzahlen einzelner Marken markant. Das SUV ist längst zu einer der beliebtesten Karosserieformen avanciert.
Zurück zum Pajero
Die Final Edition des Mitsubishi Pajero läutet 2018 das Ende des japanischen Urgesteins ein. Der fünftürige Offroader ist ein Geländewagen der alten Schule. Das merkt man schon beim Einsteigen, in den Pajero klettert man noch hinein. Hat man am Fahrersitz Platz genommen, wird man das Gefühl nicht los, in den Neunzigern angekommen zu sein. Optik und Materialien sind einfach nicht mehr am Puls der Zeit. Ähnliches gilt auch für das angestaubte Multimediasystem, das in Design und Menüführung mit aktuellen Systemen nicht mehr mithalten kann.
Doch konzentrieren wir uns auf jene Dinge, die den Pajero ausmachen – Merkmale, die den Japaner trotz seines Alters immer noch zu einem der besten Offroader machen: seine Talente beim Fahren im Gelände. Eines der Highlights ist das patentierte Allradsystem "Super Select 4WD-II".
Karlberger erklärt: "Dieses System erlaubt Fahren mit Hinterradantrieb, ohne dass sich der Antriebsstrang zur Vorderachse mitdreht. Es gibt keinen zusätzlichen Rollwiderstand, der Verbrauch sinkt. Außerdem kann der Allradantrieb bis zu einer Geschwindigkeit von 100 km/h zugeschaltet werden."
Der Mitsubishi Pajero hat nur zwei elektronische Dinge: Stabilitäts- und Traktionskontrolle. Da wird nix hin.
Christian Karlberger, Leiter ÖAMTC Offroad Zentrum
Auch das Mitteldifferenzial, das viele Autos nicht haben, kann gesperrt werden. "Dank des Mitteldifferenzials schiebt der Pajero beim Fahren auf der Straße nicht über die Vorderachse und der Antrieb verspannt sich nicht", betont der Offroad-Guru. Geht's ernsthaft ins Eingemachte und braucht man zusätzlich eine starke Motorbremswirkung, gibt's noch eine Untersetzung.
Darüber hinaus hat man noch eine mechanische, 100-prozentige Sperre an der Hinterachse zur Verfügung, die beide Räder mit dem Differenzial sperrt und mechanisch wie bei einem Traktor oder einem Unimog antreibt. Viele andere und modernere Autos machen das elektronisch. "So lange das funktioniert, ist das super, aber die Elektronik hat meistens nicht die Stabilität einer mechanischen Sperre. Aufgrund der fehlenden Elektronik wird der Pajero wahrscheinlich auch in 15 Jahren noch problemlos laufen", ist Karlberger überzeugt.
Unter der langen Motorhaube sorgt in allen Pajeros ein 3,2-Liter-Diesel-Triebwerk mit 190 PS, gekoppelt mit einem Fünfstufen-Automatikgetriebe, für Vortrieb. Der hat seine besten Zeiten zwar schon lange hinter sich, ist brummig und nicht gerade sparsam (um die 12 Liter Diesel pro 100 km), leistet aber dank seines kräftigen Drehmoments vor allem im Gelände immer noch gute Dienste. Erfreulich: das überraschend komfortable Fahrwerk des Offroad-Dinos.
Alle Pajero-Generationen
Ich komme wieder, keine Frage
Der Mitsubishi Pajero war einst der Wegbereiter für die heutige SUV-Welle, vier Modellgenerationen lang war der Japaner das Aushängeschild der Marke. Seit Ende 2018, nach rund 36 Jahren, ist aber Schluss. Endgültig aus ist es aber dennoch nicht. Die Japaner haben sich nämlich den Namen auch nach dem Ableben des Pajero sichern lassen. Die Strahlkraft des Namens ist nach wie vor enorm, das wissen auch die Japaner.
Also wird es über kurz oder lang wieder einen Pajero geben. Allerdings in anderer Form. Und zwar, wie unschwer zu erahnen ist, als SUV. Also mit weniger Offroad-Talenten, dafür aber höchstwahrscheinlich mit Elektroantrieb und im Modellprogramm oberhalb des Outlander angesiedelt.
Bis es so weit ist, wird's aber noch dauern. Mindestens bis 2022. Aktuell ist aber Schluss. Nicht wenige werden den Pajero vermissen.