Der Spion, der Autos liebt

Sie sind schön. Sie sind sportlich. Sie sind maskulin. Und sie sind vor allem eines: legendär. Die Autos, die James Bond liebt.
 

Leise Wellen rollen über Millionen weißer Korallensandkörner. Hinter Palmenblättern zwitschern leise Papageienvögel und in der Ferne pulsiert der karibische Lebensrhythmus. Auf Jamaika hat die Zeit ihr eigenes Tempo und der erfolgreichste Superagent aller Zeiten entspannt in der Sonne, denn noch ist "Keine Zeit zu sterben".

So der Titel des neuesten 007-Thriller, dessen Start bereits zum dritten Mal verschoben wurde. Jetzt ist es so weit – diesen Artikel hat auto touring bereits im Jänner 2021 erstmals veröffentlicht, er wurde nun zum endlich erfolgten Filmstart aktualisiert.

Der neue Blockbuster kehrt zu Beginn des Films dorthin zurück, wo alles begonnen hat: auf das Gut "GoldenEye" bei Oracabessa an der Nordküste Jamaikas.

Hier hat Ian Fleming 14 Bond-Romane und eine Reihe Kurzgeschichten geschrieben, die Schreibmaschine am geöffneten Fenster mit Blick aufs Meer. Der Autor, dessen junges Erwachsenenleben aus wenig erfolgreichen Jobs und zahlreichen Affären bestand, war der vernachlässigte Sohn einer Londoner Bankiersfamilie. Der Zweite Weltkrieg machte ihn von einem Tag auf den anderen zum Assistenten des Direktors des britischen Marine-Geheimdienstes, was für ihn wohl einem inspirierenden Abenteuer gleichkam. Der Rest ist James Bond-Geschichte.

Drei Bond-Filme spielen in der wahren Heimat des Helden, hier auf Jamaika: "Dr. No" mit Sean Connery (1962), "Leben und sterben lassen" mit Roger Moore (1973) und der aktuelle Bond "Keine Zeit zu sterben" mit Daniel Craig in der Titelrolle. Bond ist Kult, nicht nur hier auf der Insel.

Der Doppelnull-Agent ist ein introvertierter Engländer mit Hang zu überzeichneter Männlichkeit, gepaart mit Eitelkeit und einem Hauch Sensibilität. Ein charmanter Gentleman, der es versteht, hinreißende wie kluge Frauen für sich zu gewinnen. Der blasierte Spion mit der sportlichen Eleganz.

Seine Coolness fasziniert uns seit Jahrzehnten, genauer gesagt: seit 1953 in Buchform und seit 1962 als Mann von Welt im Kino und im Fernsehen. Doch nicht nur Bond zieht uns in seinen Bann. Neben Bonds Widersachern, reizvollen Landschaften und harter Action begeistert vor allem eines Millionen Actionfans: die sportlichsten, schnellsten und genialsten Autos der Filmgeschichte – ausgestattet mit innovativen Agenten-Gadgets und wahren Superkräften.

Im Zentrum der britischen Agenten: MI6 in London

"Keine Zeit zu sterben": Action-Dreh mit dem DB5 in Matera


In geheimer Mission in London

Echt oder Fake? Eine Frage, die sich jeder während der unzählbaren Actionszenen irgendwann stellt. Es ist mehr echt als man annehmen würde. Überlegt, berechnet, getestet und geplant. Schleudersitze gibt es wirklich, nutzbar natürlich nur für versierte Stuntmen. Auch die Verfolgungsjagden finden real und unter größtem zeitlichen, finanziellen und technischen Aufwand statt.

Das bestätigt Alexis Kyriacou. Der junge Brite ist Student und jobbt in seiner Freizeit im Londoner Film Museum. Diesmal betreut er die Ausstellung "Bond in Motion", die 24 Originalfahrzeuge aus den Filmen präsentiert, neben diversen anderen Gefährten, Geheimwaffen und Videoshows. Derzeit pausiert die Ausstellung.

Um das Museum zu finden, brauchte es selbst für mich einiges Agentenblut in den Adern. Schließlich befindet es sich gut getarnt am "Londoner Broadway" in Covent Garden. Zwischen unzähligen Musicaltheatern entdeckte ich das unscheinbare Gebäude, tief im Keller ist die Bond-Ausstellung. Der Agent hätte seine Freude gehabt bei der Verschleierungstaktik – und wegen der wenigen Besucher erscheint selbst mir die Mission geheim.

Bond in Bewegung

Neben Ikonen wie dem Aston Martin DB5, einem Lotus Esprit S1 oder dem edlen Original-Rolls-Royce aus "Goldfinger", das persönliche Sammlerstück der Bond-Produzentenfamilie Brokkoli, zeigt die Ausstellung den ersten Jetski, antiquarische Motorräder, Boote und andere Fluchtfahrzeuge. Der Student Alexis stellt sich als Bond-Fanatiker heraus, springt von einem Ausstellungsstück zum anderen, versorgt mich mit unzähligen "Behind the Scenes"-Storys und zitiert ganze Passagen aus Ian Flemings Werk.

Zuerst darf ich ganz heimlich Platz nehmen in einem Aston Martin DB10. Vorsicht, Fake – denn dieser stellt sich als attraktiv anzusehende Blechhülle heraus, das Innere ist leer. Das Concept Car mit verdunkelten Glasscheiben diente einzig zu ein paar Außenaufnahmen für "Spectre".

Sparen bei dem Verschleiß an Edelschlitten am Set ist wohl manchmal sinnvoll. Schließlich überstehen die wenigsten Fahrzeuge die Actionszenen heil, ähnlich dem Hauptprotagonisten sind sie nach dem Dreh im besten Fall mit Blessuren gezeichnet, im schlimmsten jedoch über Klippen gestürzt, explodiert oder im Meer versunken.

Der Aston Martin DB10 ist etwas Besonderes, Regisseur Sam Mendes ließ ihn eigens für "Spectre" bauen – zehn Stück gab es nur für den Film. Zwei der Fahrzeuge waren attraktive "Hero Cars" für Nahaufnahmen während der wilden Verfolgungsjagd durch Rom und entlang dem Tiber-Ufer. Zwei waren Special-Effects-Autos, ausgestattet mit Flammenwerfer oder Fingerabdruckerkennung am Lenkrad, und zwei weitere waren sogenannte "Pod Cars", die von Stuntfahrern gesteuert wurden, die in Käfigen auf dem Autodach hockten. Daniel Craig hatte verhältnismäßig wenig zu tun, außer cool zu wirken im Agentenstress.

Entzückend bis mondän

Doch beginnen wir von vorne. Der erste Bond-Wagen, ein Sunbeam Alpine Series H, ein süßer, dunkelblauer Zweisitzer, war ein Mietauto und blieb deshalb verschont. Stattdessen stürzte das Verfolgerauto von Sean Connery in "Dr. No" über die Klippen der Côte d'Azur. Aber auch hier wurde bereits getrickst, denn nicht der hübsche LaSalle (ein kleiner Bruder des Cadillac), den die Verfolger fahren, explodiert: Wer genau hinsieht, erkennt, es ist ein weniger wertvoller 50er-Jahre Humber, der in den Abgrund geschoben wird.

James Bond mochte es mondän. In Ian Flemings erstem Roman "Casino Royale" fuhr der Spion einen Bentley – höchst elegant, aber ein Monster von einem Auto und ein Oldtimer wie aus dem Bilderbuch. Der Wagen war Bonds "personal hobby", schreibt Fleming, "he drove the car hard and well and with an almost sensual pleasure" ("Er fuhr den Wagen hart und gut, mit einem nahezu sinnlichen Vergnügen").

Genau dieses Bentley 4½ Liter Drophead Coupé aus dem Jahr 1935 fuhr Sean Connery 1963 während der Verbrecherjagd in '"Liebesgrüße aus Moskau" und 1983 in "Sag niemals nie". Der Motor war im Gegensatz zu den späteren Supergeschoßen des Agenten eher gemütlich: Er brachte 82 kW (knapp 111 PS) zustande und beschleunigte Sean Connery auf eine Höchstgeschwindigkeit von überschaubaren 145 km/h.

Magischer DB5-Kult

Im Roman "Goldfinger" (1959) wechselte Fleming das Agentenfahrzeug. Der Aston Martin kam ins Spiel, im Roman ein DB3, im Film entschied man sich für den bis heute größten Star unter den Bond-Fahrzeugen und das Dienstauto Nummer eins des Agenten: einen DB5.

Der feine Aston Martin, Farbe "Silver Birch", war gleich in fünf James-Bond-Filmen als Agentenauto im Einsatz. Für den Autoliebhaber blieb der DB5 ein seltenes Fahrzeug. Der DB5 lief nur von 1963 bis 1965 im Aston-Martin-Werk Newport Pagnell vom Band und ist unter Sammlern höchst begehrt, schließlich wurden nur etwas mehr als tausend Stück produziert.

Die Originalfahrzeuge aus "Goldfinger" schrieben Geschichte. Zwei wurden bei den Verfolgungsjagden in den Pinewood Studios arg beschädigt. Einer der Promotionwagen, mit 007-Accessoires ausgestattet, wurde 1997 aus einem Flugzeughangar in Florida gestohlen und ist seither verschollen, ein weiterer DB5 ist heute Teil der Louwman Collection in Den Haag.

Im Vorjahr wurde der letzte Bond-Original-DB5 für 6,4 Millionen US-Dollar bei Sotheby's versteigert. Ein absoluter Rekord für das berühmteste Filmauto der Welt. Aston Martins Handmade-Modelle hatten in zwölf der 25 Bond-Filme einen Auftritt. Schöner hat wohl kein Hersteller hochwertige britische Technik mit Anleihen aus dem Motorsport und italienischer Grandezza vereint.

Auch im aktuellen Bond-Film "Keine Zeit zu sterben" steigt Daniel Craig wieder in den Edelbriten und flüchtet. In Wahrheit nimmt Langzeit-Bond-Stuntman Mark Higgins hinter dem Lenkrad Platz. Er ist seit 2008 Daniel Craigs Double und er fährt bei der explosiven Jagd im italienischen Matera auch keinen echten DB5.

Das Vintagemodell könnte die wilden Slides und die vielen Power Drifts niemals auf die Räder bringen und dabei auch noch aus umgebauten Scheinwerfern zielgenaue Schüsse abgeben. Ein originaler DB5 wäre dafür zu schön, zu fragil und schlicht zu wenig kraftvoll. Und zu wertvoll.

Also produzierte Aston Martin acht Nachbildungen – modern, superleicht, mit 300 PS-Motoren, meist nur einem Fahrersitz und natürlich ohne Straßenzulassung. Die zweiminütige Filmsequenz wurde in sieben Wochen gedreht, mit ausgesprochener Liebe zum Detail.

Mein Name ist Bond, James Bond

In "Man lebt nur zweimal" wurde der Toyota 2000 GT spontan in ein Cabrio umgebaut, einfach weil Sean Connery zu groß war für das Auto. Danach war ein eleganter DBS von Aston Martin im Einsatz für das Gute, diesmal gelenkt von Bond-Darsteller George Lazenby in seinem einzigen James-Bond-Film "Im Geheimdienst ihrer Majestät". Der Australier war der zweite Bond nach dem wunderbaren Sean Connery, der sieben Mal den englischen Agenten verkörperte. Lazenby war ein Macho mit Stil.

Auch witzig: Lazenby war eigentlich Fotomodel und holte sich den Job, indem er lässig gestylt, aber ohne Einladung zum Casting ging. Frechheit siegt. Er setzte sich durch, durfte 007 allerdings nur einmal mimen, vielleicht, weil er die Rolle des Schauspielers missverstand und einen Stuntman K.O. schlug.

Aber Lazenby konnte auch sensibel sein: Die Szene, in der seine mit ihm frisch vermählte Frau (Diana Rigg) ermordet wird, rührt bis heute zu Tränen. Nie wieder sollte Bond heiraten.

Legendär indessen sei der Filmfehler im darauffolgenden Bond-Hit "Diamantenfieber", während der Verfolgungsjagd mit einem Ford Mustang Mach 1 – so informiert mich Alexis in der Ausstellung in London weiter. Sean Connery, noch einmal als 007 auf die Kinoleinwand zurückgekehrt, entkommt seinen Verfolgern, indem er das Fahrzeug auf den Seitenrädern durch eine viel zu enge Gasse manövriert. Er fährt auf den beiden rechten Rädern in die Gasse, kommt allerdings auf den linken wieder heraus. Das sorgte für einiges Gelächter im Filmbusiness.

Stuntszene in "Diamantenfieber"


Jetski und Doppeldeckerbus

Nicht nur Sportwagen sind Hauptdarsteller in den Agentenfilmen, auch unerwartete Gefährte kamen in einigen Filmen in den Verfolgungsjadgen zum Einsatz. So entkommt der Begabteste aller Spione in "Leben und sterben lassen" einem Dutzend Polizeiautos in einem Doppeldeckerbus, der am Ende in einem Tunnel sein gesamtes oberes Stockwerk verliert, in dem sich die Bösewichte verheddern.

1977 kommt der erste Jetski der Geschichte zum Einsatz: ein Prototyp von Engineer Nelson Tyler, der die Produzenten so begeisterte, dass sie eine eigene Szene im Film ergänzten. Hier spielte der charmanteste Bond die Hauptrolle, Sir Roger Moore.

Er war ebenso oft wie Sean Connery im Dienste Ihrer Majestät tätig und in seinem letzten Bond, "Im Angesicht des Todes", der bisher älteste Geheimagent mit 58 Jahren.

The man with the golden gun, Corkscrew Jump


Mega-Stunt der 70er

Alexis entdeckt ein neues Highlight der Ausstellung, das er mir zeigen möchte. "Das ist einer der ganz großen Stunts der Filmgeschichte", sagt er mit leuchtenden Augen – und er hat recht.

In "Der Mann mit dem goldenen Colt" stiehlt Bond einem Autohändler in Bangkok einen knallroten AMC Hornet, ein 70er-Jahre-Modell, klassisch unsexy und eckig wie ein Kasten. Der Wagen wurde für den Film umgebaut und adaptiert: mit Fahrersitz und Motor in der Mitte des Wagens, für die Balance.

Bond rast mit dem Hornet über eine Brücke, die in der Mitte des Flusses endet, das Fahrzeug hebt ab, dreht sich 360 (!) Grad um die Längsachse und landet superfein auf allen vier Reifen. Atemberaubend.

Das war nicht nur der erste von einem Computer berechnete Stunt der Filmgeschichte, sondern ein Meisterstück des Stuntdrivers Loren "Bumps" Willard. Der erste Take saß perfekt, Roger Moore spendete dafür Champagner. Doch dem Regisseur war die Szene zu exakt. Noch einmal, meinte er. Willards Reaktion können Sie sich denken. Er drehte sich um und ging vom Set – mit 30.000 Dollar mehr in der Tasche.


"Wet Nellie" im Einsatz

Nahezu alle Stuntcars werden eigens gestaltet, umgebaut und mit waffenstarken Ideen von Designern versehen. Oft sind die Autos innen leer, manchmal ist nur ein Fahrersitz drinnen. In der Londoner Ausstellung "Bond in Motion" steht auch ein völlig zerkratzter BMW, doch bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass die Kratzspuren weiße Farbe vermischt mit Wachs sind. Die Einschusslöcher auf den Fenstern sind aufgeklebte Sticker.

Alexis nimmt mich mit zum Lotus Esprit S1. Ein klassischer Sportwagen aus den 70er-Jahren mit abgeflachter Schnauze. Im Film mutiert dieser zum Amphibienfahrzeug. Als der Wagen auf Bonds Flucht in Sardinien ins Wasser fällt, verwandelt er sich zum Unterseeboot, ausgestattet mit "Schwimmflügerln", Radar und Sprengsätzen, die die Verfolger über den Jordan schicken.

Die Filmemacher bauten für die Aufnahmen in "Der Spion, der mich liebte" (1977) für Roger Moore gleich sieben dieser Vehikel, liebevoll "Wet Nellie" genannt. Der Lotus auf der Straße (vor der Verwandlung) war übrigens das Privatauto des Lotus-Gründers Colin Chapman. Man sagt, dass heute der Milliardär Elon Musk ein weiteres Bond-Original sein eigen nennt. Er möchte den Lotus angeblich zu einem Unterwasser-Spionagegefährt transformieren. "Was sonst – passt zu Musk und passt zu Bond", lacht Alexis.


Die Turbo-Ente – Bond en français

Im hintersten Eck der Ausstellung steht ein graziles Gefährt, eine aparte gelbe "Ente". Doch es ist nur das halbe Auto, der Hinterteil fehlt; er ist der Gangsterjagd zum Opfer gefallen. Sechs Citroën 2CV braucht es 1981 für die Aufnahmen zu "In tödlicher Mission".

Bond-Girl Melina (Carole Bouquet) fuhr das französische Lieblingsgefährt der Intellektuellen und Künstler. Der "Deux Chevaux" ("zwei Pferdestärken") war weniger harmlos als er aussieht, denn für den Film wurden die Stuntfahrzeuge mit einem neuen Fahrgestell und dem Vierzylinder-Boxermotor aus dem Citroën GS ausgestattet. Eine flotte Ente für Stuntman Rémy Julienne, der nach einem Salto am Ende rückwärts vor den Übeltätern davonbraust. Trotz der hochgeschraubten PS wurde manche Szene des Films beschleunigt abgespielt, weiß Alexis.


Todbringende Technologie

Nach Roger Moore und Timothy Dalton durfte Pierce Brosnan vier Mal den harten Agenten mimen. Brosnan wurde zum Bond mit den meisten Toten auf dem Gewissen. Als Dienstfahrzeug fuhr er einen Aston Martin Vanquish und drei rasante BMW-Modelle – sehr stimmig für einen Spion, der undercover als Banker ermittelte. Dass der 7er-BMW, den Bond in "Der Morgen stirbt nie" durch Hamburg steuert und schließlich aus einer der oberen Etagen eines Parkhauses in die Auslage einer Autovermietung stürzen lässt, offensichtlich ein US-Modell war, scheint niemandem aufgefallen zu sein.

Die Ideen für Brosnans Sportwagen zählen zu den innovativsten – die Fahrzeuge waren steuerbar per Mobiltelefon (BMW 750iL in "Der Morgen stirbt nie") oder wurden mit MI6-Militärtechnologie gar unsichtbar für den Gegner (Aston Martin Vanquish in "Stirb an einem anderen Tag").

In letzterem sieht man ein Highlight in Sachen Hetzjagd. Drei Wochen lang wurde am isländischen Gletschersees Jökulsárlón gedreht. Die Crew sperrte den Meerzugang des Sees, um die perfekte, spiegelblanke Eisfläche im winterlichen Ambiente zu erschaffen. 2002 fuhr also, oder besser gesagt rutschte, Pierce Brosnan auf dem Dach seines Aston Martin V12 Vanquish über den zugefrorenen See, um seinen Verfolgern zu entkommen. Es gelang.

Das Verfolgerauto in diesem Film war eines der genialsten der Bond-Historie: ein Jaguar XKR mit Features, von denen Bond selbst nur träumen konnte. Genauer gesagt verfolgten den Agenten gleich vier dieser grünen Special-Effects-Gefährten, ausgestattet mit Rammbock, Raketen, Spikes und Gewehren. Etwas unpraktisch war nur eine Kleinigkeit: Sie alle waren Cabriolets. Nicht ganz ideal bei Minusgraden und feurigen Waffengefechten. Die überlebenden Jaguar-Modelle wurden Jahre später zu Höchstpreisen verkauft.

Daniel Craig und der härteste Job der Welt

Nach diesem Exzess übernahm Neo-Bond Daniel Craig den härtesten Job der Welt und wurde gleich vorab für drei Folgen engagiert. Das Duo Craig und (Stunt Coordinator) Gary Powell ist bis heute unschlagbar, wie eine Szene in "Casino Royale" zeigt, für die Powell und seine Stuntmen 2007 mit dem Taurus Stunt Award ausgezeichnet wurde.

Das besondere Kunststück waren in diesem Fall seitliche Salti mit einem Aston Martin DBS. Dass sich das 250.000-Euro-Fahrzeug sieben Mal überschlägt, gilt bis heute als Weltrekord. Sehen Sie eines der genialesten Stunt-YouTube-Videos zu diesem Stunt.

Die längste Bond-Verfolgungsjagd – mehr als zehn Minuten – bot die erste Filmszene in "Ein Quantum Trost". Vier Wochen verbrachte die Filmcrew dafür in Italien, auf der brandgefährlichen Serpentinenstraße, die von Limone am Gardasee nach Tremosine in den nahen Bergen führt. Keinen einzigen Tag davon war Daniel Craig am Set. Hier entstanden nicht nur atemberaubende Szenen und am Ende 14 schrottreife Aston Martin DBS, sondern für manchen Stuntman auch lebensgefährliche Verletzungen, wie beim Zusammenprall zweier Alfa Romeo, die im Anschluss gegen eine Mauer knallten.

Sieben Salti mit dem DBS in "Casino Royale"


Der emotionalste Bondfilm: "Skyfall"

Mit "Skyfall" wurde einer der emotionalsten Bond-Filme gedreht, erstmals seit langem zeigt der Held seine sensible und verletzbare Seite. Auch der DB5 hatte einen seinen feinsten Auftritte auf der Fahrt durch die schottischen Highlands, wo 007 seine Vergangenheit und für wenige Minuten die Ruhe vor dem Sturm und dem darauf folgenden tödlichen Endkampf für M (Judi Dench) sucht.

Neben der Pruva Regina Segelyacht und unzähligen Aston Martin Fahrzeugen hat Jaguar Land Rover der Skyfall-Produktion 77 Fahrzeuge zur Verfügung gestellt. Land Rover Defender, Range Rover und Jaguar XJ wurden sowohl vor als auch hinter der Kamera zur Unterstützung des Filmteams eingesetzt.

Eröffnungszene mit Motorrad und Landrover


Von Zugstunts und Traumyachten


Aston Martin DB10: Ein Auto nur für Bond

In "Spectre" zog der Aston Martin DB10 alle Blicke auf sich, selbst der sonst so coole Geheimagent hob eine Augenbraue, als er ihn von Q präsentiert bekommt. Es ist das einzige Fahrzeug, das eigens für den Film gebaut wurde und er erhielt reichlich Aufmerksamkeit bei der Verfolgungsjagd durch ein menschenleeres nächtliches Rom. 400 Reifenvarianten sollen für die Filmszenen getestet worden sein. Schuld daran war das kaum fahrbare Kopfsteinpflaster in der Stadt. Am Set kaputtgefahren wurden dann nur acht Stück der Spezialreifen aus superhartem Gummi.

Doch auch Land Rover erhielt einiges an Raum in "Spectre", es gab eine Verfolgungsjagd mit Fortbewegungsmitteln aller Art vom einmotorigen Flugzeug bis zum Land Rover Defender. Die wilde Jagd endet im tief verschneiten Obertilliach in Osttirol, wo Daniel Craigs Stuntman eine kontrollierte Bruchlandung mit dem Flugzeug hinlegt.

Verfolgungsjagd in Rom: DB10 gegen Jaguar C-X75


Großer Auftritt für Land Rover in Tirol


"Keine Zeit zu sterben"

Gary Powell war auch im neuen 007-Film "Keine Zeit zu sterben" Stunt Coordinator. Der versierte Brite freut sich über jede technische Weiterentwicklung. Hilfreich seien die Kameras, meint er in einem Interview, die immer leichter werden. So lassen sich rasante Verfolgungsjagden mit supersportlichen Boliden heute sehr einfach filmen.

Die Herausforderung: Kameras werden für die Shots mit Blick in das Innere des Wagens auf der Motorhaube montiert. Der Schauspieler sitzt dabei hinter der Windschutzscheibe im Inneren des Wagen, die Kamerastative verstellen ihm dabei natürlich die Sicht. Autofahren kann er somit nicht mehr. Muss er auch nicht, denn den Flitzer lenkt der Stuntman. In diesem Fall saß Mark Higgins dabei oben am Dach des Wagens im Schalensitz festgeschnallt – in voller Montur mit Helm und Rennanzug.

Bis heute sind die Autoszenen und Verfolgungsjagden Highlights in allen Bond-Blockbuster. Anfangs waren die Hersteller vorsichtig bis skeptisch, sie wehrten sich dagegen, ihre hochpreisigen Modelle explodieren zu sehen. Unglaublich aber wahr: Die ersten zwei DB5 verkaufte der damalige Aston-Martin-Chef David Brown der Produktionsfirma EON zum regulären Preis.

Inzwischen gibt es eine regelrechte Schlacht um die Product Placement Slots. Allein im aktuellen Bond "Keine Zeit zu sterben" sind vier Aston-Martin-Modelle zu sehen: der DB5, der Mittelmotor-Hybrid-Sportwagen Valhalla mit V6-Turbo-Motor, der V8 Vantage und ein DBS Superleggera. Außerdem ist Jaguar Land Rover mit vier Modellen zum zehnten Mal am Set. Der neue Land Rover Defender fliegt im Film 30 Meter weit durch die Luft. Ebenso dabei: ein Toyota Landcruiser. Die Bond-Autos bekommen auch diesmal viel Raum und Zeit. Zu Recht, sind sie doch nicht nur für Bond die schönste Nebensache der Welt.

Impressionen "Keine Zeit zu sterben"

Langtrailer "Keine Zeit zu sterben"