Ich habe die Situation einfach unterschätzt", bringt es Thomas H., einer der 66 Testfahrer der ÖAMTC-Ablenkungs-Studie, auf den Punkt. "Es ist erschreckend zu sehen, wie sehr Tätigkeiten während des Autofahrens ablenken, obwohl diese ja bewusst durchgeführt werden. Erstaunlich, wie wenig man vom Straßenverkehr mitbekommt, wenn man nur eine Wasserflasche während der Fahrt öffnet und davon trinken möchte."
Probandin Brigitte D. konnte auf der ÖAMTC-Teststrecke nicht mehr vor einem Hindernis halten, während sie einen Ort ins Navigationsgerät eintippte. "Ich war aber sehr langsam unterwegs, normalerweise fahre ich schneller."
So auch das Ergebnis der Studie: Nicht nur augenscheinlich ablenkende Tätigkeiten wie etwa das Telefonieren während der Fahrt sind gefährlich, sondern auch vermeintlich harmlose Tätigkeiten, etwa das Trinken aus einer Wasserflasche oder das Herausnehmen der Brille aus dem Etui.
"Ablenkung am Steuer ist leider immer wieder der Grund für einen schweren Verkehrsunfall", gibt Dr. Wolfgang Voelckel, leitender Notarzt der Christophorus Flugrettung, zu bedenken.
Jedes Verhalten im Fahrzeug, das fürs Autofahren nicht notwendig ist, lenkt ab und ist gefährlich.
Laut den Unfalldaten, die vom Innenministerium herausgegeben wurden, ist bei den vermuteten Hauptunfallursachen bei tödlichen Verkehrsunfällen in der Rubrik "Unachtsamkeit/Ablenkung" 2014 ein Anstieg zu verzeichnen: Waren im Jahr 2009 noch 11,5 Prozent der tödlichen Unfälle darauf zurückzuführen, so stieg die Zahl im Jahr 2014 auf 14 Prozent an.
Otmar Bruckner, Leiter der Unfallanalyse im Innenministerium, weist auf ein mögliches Dunkelfeld hin: "Unachtsamkeiten und ablenkende Tätigkeiten am Steuer passieren oft unbewusst, sind nicht leicht feststellbar und dadurch für die Exekutive auch schwer zu überwachen. Fakt ist, dass jedes Verhalten im Fahrzeug, das fürs Autofahren nicht notwendig ist, ablenkt und somit untersagt ist."
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