Sonnige Sonderserie, sauteuer
Großer Preis, großer Fahrspaß: Den elektrischen Mini Cooper gibt's jetzt als Cabrio. Zumindest 999 Mal.
Die Resonanz, so erzählen es die Sprecher von Mini, sei sehr positiv ausgefallen. Zu positiv, als dass man ihn einfach wieder zurück in die Schublade hätte stecken können, wo all die anderen vergessenen, nie realisierten Konzepte und Studien verstauben.
Die Rede ist vom vollelektrischen Mini Cooper SE Cabrio, das als Einzelstück im Sommer 2022 präsentiert wurde.
Zehn Monate später: Touchdown in Palma de Mallorca. Hierher, auf die größte der Baleareninseln, pilgern Jahr für Jahr Millionen Feierwütige, um zu den Hits von Interpreten mit charmanten Namen wie "Ikke Hüftgold" oder "Ingo ohne Flamingo" Party zu machen.
Doch "Malle", das weiß jeder Rennradfahrende, ist nicht nur einmal im Jahr, sondern auch ganz viel mehr als Ballermann. Mallorca, das sind auch die wunderschönen Küsten, an deren Felsen türkis-blaues Wasser brandet. Mallorca sind Gebirgsketten, bis über 1.000 Meter hoch und von grünen Wäldern und Stauseen umgeben. Und Mallorca sind die wirklich hübschen Straßen, die sich an eben jenen Küsten entlang ziehen oder durch eben jene Gebirge schlängeln.
Preis in Österreich
Gretchenfrage also: Wie tut sich das Mini Cooper SE Cabrio hier, auf den schönen Straßen von Mallorca? Das Cabrio hat es nämlich vom Einzelstück zur Kleinserie geschafft: 999 werden produziert, davon kommen 20 nach Österreich.
Und zwar – schlechte Nachricht immer zuerst – zu einem stolzen Preis von 59.990 Euro. Gute Nachricht: förderbar, weil eben noch knapp unter 60.000 Euro. Und außerdem: voll ausgestattet.
An Bord sind etwa Lenkrad- und Sitzheizung, ein adaptiver Tempomat, eine Rückfahrkamera, Keyless-Go, ein Hifi-System von Harman Kardon, das Lenkrad ist mit Nappa-Leder überzogen und natürlich fehlt ein Head-up-Display (leider immer noch aus Plexiglas) ebenfalls nicht.
Für die Optik gibt's die 17-Zoll-Felgen in asymmetrischer Optik und wahlweise "Enigmatic Black" oder "White Silver" als Lackierung.
Das Verdeck? Im Union-Jack-Design, eh klar. Long Live the King und so.
Highlights der Ausstattung
Nappa-Lederlenkrad
Sportsitze
Sitz- und Lenkradheizung
Automatisch abblendender Innenspiegel
Head-up-Display
Rückfahrkamera
Adaptiver Tempomat
Adaptive LED-Scheinwerfer
Harman Kardon Hifi-System
Wer den "normalen" Mini Cooper SE auf das Ausstattungsniveau des Cabrios kreuzelt, darf übrigens mit über 45.000 Euro rechnen.
Der muss dann halt neben dem Offensichtlichen – nämlich einem sich öffnenden Dach – auch auf "1 of 999"-Plaketten, etwa an der Einstiegsleiste, verzichten. Abgesehen davon gleicht das Interieur des offenen Mini Cooper SE aber jenem der verlöteten Variante. Heißt: Gewohnt verspieltes Design, gute Verarbeitung, wertige Materialien – man fühlt sich wohl an Bord.
Der Kofferraum ist genauso groß wie jener der Mini Cabrios mit Verbrennungsmotor: 160 Liter reichen im Praxistest vielleicht nicht für zwei Hardcase-Kabinen-Trolleys. Flexiblere Sporttaschen in ähnlicher Größe sollten sich aber ausgehen. Und viel mehr wird man eh nicht mitnehmen. Aus zweierlei Gründen.
Erstens: Die hintere Reihe ist okay, wenn Vordermann oder -frau nicht allzu groß ist. Aber wirklich viel Zeit will man dort ob der sehr aufrechten Sitzposition und des Platzmangels dann auch nicht verbringen. Besonders bei offenem Dach, wenn ab Überland-Geschwindigkeiten der Cabriogenuss hinten zum orkanartigen Erlebnis wird.
Zweitens: die Reichweite. Der 135 kW (184 PS) und 270 Nm starke E-Motor des Mini Cooper SE Cabrios wird wie die geschlossene Version von einer 32,6 kWh großen Batterie gefüttert. Weil Cabrio und deshalb schlechte Aerodynamik, plus ca. 100 Kilogramm Mehrgewicht, sinkt die WLTP-Reichweite von 226 bis 234 auf 201 Kilometer. Große Reisen mit viel Gepäck – Fehlanzeige.
Weiß ja auch Mini: So ist in der Pressemeldung von "Open-Air-Ausflügen deutlich über die Stadtgrenzen hinaus" zu lesen – und nicht von Roadtrips an die Côte d'Azur. Wem das zu wenig ist: Die neue Mini-Generation steht in den Startlöchern – inklusive eines Stromers. Der wird künftig mit dem Joint-Venture-Partner Great Wall Motors in China gebaut und soll bis zu 400 Kilometer weit kommen.
Auf Mallorca, wo wir Temperaturen um die 20 Grad hatten, überwiegend sparsam gefahren sind, sich die Geschwindigkeiten meist zwischen 50 und 90 km/h bewegten und es kaum Stop-and-Go-Verkehr gab, landeten wir tatsächlich eine Punktlandung bei der Reichweite. Aber das sind halt seltene Idealbedingungen.
Das "echte Leben" ist viel häufiger Wien–Salzburg bei vier Grad Außentemperatur und Nieselregen. Dafür ist das Mini Cooper SE Cabrio nicht gemacht.
Für die Sonnenseite des Lebens hingegen schon. Da überzeugt es mit seinem lässigen Retro-Design, dem lebendigen Fahrgefühl, dem sicheren Fahrverhalten, dem knackigen Fahrwerk. Und weil der rotzfreche Motorsound der S- oder John Cooper Works-Modelle fehlt, hört man jetzt auch die Vogerln sehr schön zwitschern. Auch nicht nichts.
Technische Daten
Länge / Breite / Höhe: 3.850 mm / 1.727 mm / 1.427 mm
Leergewicht: 1.545 Kilogramm
Kofferraumvolumen: 160 Liter
Leistung: 135 kW (184 PS)
Drehmoment: 270 Nm
Beschleunigung: 8,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
Akkukapazität: 32,6 kWh (brutto)
Verbrauch: 17,2 kWh/100 Kilometer
Reichweite (WLTP): 201 Kilometer