Nissan Qashqai: Ein Jahr in Tintenblau
Der Nissan Qashqai ist eines der meistverkauften SUV Europas. Jetzt wissen wir warum, denn auf
seiner einjährigen Reise quer durch Europa zeigte er sein Allroundtalent. Wir werden ihn vermissen.
Als der Qashqai 2007 auf den Markt kam, sorgte er für frischen Wind in der Modellpalette von Nissan. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Das kompakte SUV ist nach wie vor nicht nur das mit Abstand meistverkaufte Nissan-Modell, sondern hinter dem Topseller VW Tiguan die Nummer zwei unter den kompakten SUV in Österreich.
Zweifellos mit ein Grund für den großen Erfolg des 4,38 Meter langen Qashqai ist neben seiner hohen Alltagstauglichkeit auch die auffallend-markante Optik. "Der steht ja richtig bullig da!", hörte man immer wieder, vor allem von weiblichem Publikum.
Das Video zum Dauertest-Abschluss
Während des einjährigen Dauertests und knapp 48.000 abgespulten Kilometern sammelten sich aber unzählige weitere Einträge von den diversen Testern im Fahrtenbuch an: Der Großteil davon war positiv, wo gehobelt wird, fallen aber immer auch Späne.
Plus: Egal ob große, kleine, kräftige oder schlanke Menschen, der Qashqai erntet stets uneingeschränktes Lob für seine bequemen, einfach verstellbaren und langstreckenfreundlichen Sitze (auch hinten). "Innen sitzt man gemütlich wie in einem Golf, nur höher und mit guter Übersicht nach vorn", ist ein oft gehörtes Urteil. Gleiches gilt für das solide Platzangebot, sowohl für bis zu fünf Insassen als auch fürs Gepäck. Apropos Gepäck und Einräumen: Vor allem der doppelte Ladeboden entpuppte sich als ausgesprochen hilfreich im Alltag. Das ist deswegen praktisch, weil es durch unterschiedliche Anordnungen ein Verrutschen von Taschen oder kleineren Einkaufssackerln effektiv verhindert. Ein weiteres dickes Lob verdient das im englischen Sunderland produzierte SUV für die vielen brauchbaren Ablagen, sei es in Türen, Mittelkonsole, Handschuhfach oder Mittelarmlehne.
Erfreulich störungsfrei arbeitete während der gesamten Testzeit das schlüssellose Zugangssystem "Keyless Go" sowie der Fernlicht-Assistent, der bei Gegenverkehr oder bei vorausfahrenden Autos automatisch abblendet. Gar nicht selbstverständlich: die flotte Telefonanbindung an die Bluetooth-Freisprechanlage samt störungsfreier Klangqualität.
Die Navibedienung beziehungsweise -führung sorgte fast immer für zufriedene User, punktgenaue Zielführungen auch in Schottland allein mittels Eingabe der Postleitzahlen funktionierten einwandfrei. Nachteil: Bei Eingabe von "Schnellste Route" navigiert das System oft über Hauptrouten und lässt kürzere "Schleichwege" regelmäßig links liegen.
Der 130 PS starke 1,6-Liter-Diesel hatte mit den knapp 1,6 Tonnen des Qashqai keinerlei Probleme und sorgte auch bei voller Beladung stets für kräftige Fahrleistungen. Keine Blöße gab sich das SUV beim Verbrauch: Ein Durchschnittsverbrauch von sieben Litern Diesel pro hundert Kilometer über die gesamte Testdistanz ist angesichts von unzähligen Kaltstarts, Allrad, Gewicht, Kurzstrecken, flotten Autobahnetappen in Deutschland oder voller Beladung absolut respektabel.
Minus: Anlass zu Kritik lieferten der brummige Motorlauf und das ausgeprägte Turboloch. Am grundsätzlich guten Fahrkomfort monierten einige die auf schlechten Straßen teils recht ruppige Federung. Schwer beim Öffnen: Motorhaube ohne Gasdruckfeder.
Häufige Fahrtenbuch-Einträge gab es auch für die umständliche Bordcomputer-Bedienung. Erfrorene stöhnten dafür unter der viel zu langsam ansprechenden Sitzheizung und einige erlebten immer wieder, dass die in den Armaturen angegebene erlaubte Höchstgeschwindigkeit manchmal gar nicht oder falsch angezeigt wird. Dass das 360º-Kamerasystem grundsätzlich sinnvolle Dienste leistet, ist unbestritten, bei knappen Parkmanövern verzerrt das Kamerabild aber leider sehr stark.