— Was ist der große Vorteil eines Fahrzeugs mit Plug-in-Hybrid-Motorisierung?
THOMAS HAMETNER: Man hat sozusagen "das Beste aus zwei Welten": durch den Verbrennungsmotor die große Reichweite und das schnelle Auftanken mit Benzin oder Diesel, im rein elektrischen Betrieb das Fahren ohne lokale Emissionen. Natürlich hat man nicht die elektrische Reichweite eines reinen E-Autos, aber mit etwa 50 bis 60 Kilometer können viele Autofahrer die täglichen Strecken elektrisch zurücklegen. Und für die längeren Strecken am Wochenende oder für die Urlaubsfahrt hat man eben den Verbrennungsmotor.
— Der angegebene Normverbrauch eines Plug-in-Hybrid ist oft sensationell niedrig und liegt vielfach um die zwei Liter für 100 Kilometer. Ist das realistisch?
THOMAS HAMETNER: Um diese Frage zu beantworten, muss man sich zuerst ansehen, wie dieser Normverbrauch ermittelt wird. Das sind ja nicht Werte, die die Hersteller so einfach festlegen, sondern die nach einem genau festgelegten Verfahren ermittelt werden. Der Fahrzyklus ist genau der gleiche wie bei einem Diesel- oder Benzinfahrzeug.
Bei einem Plug-in-Hybrid wird mit einem vollen Akku rein elektrisch gestartet und der Zyklus so oft durchfahren, bis dieser leer ist. Danach erfolgt noch eine Durchfahrt mit leerem Akku, bei dem nur der Verbrennungsmotor den Antrieb übernimmt. Die zurückgelegten Strecken werden addiert, der Normverbrauch mit einer komplizierten Formel errechnet: Je höher die elektrische Reichweite ist, desto geringer fällt der Normverbrauch aus.
Für den daraus errechneten CO2-Wert pro Kilometer wird nur der Verbrauch des Verbrennungsmotors herangezogen. Das CO2, das bei der Stromerzeugung anfällt, wird nicht berücksichtigt. Das ist bei reinen E-Autos aber auch nicht anders.
— Manche Käufer eines Plug-in sind oft enttäuscht, weil sie in der Praxis diesen niedrigen Normverbrauch nicht erreichen. Ist diese Enttäuschung berechtigt?
THOMAS HAMETNER: Jein. Diese niedrigen Werte erreicht man ja nur, wenn man zumindest zwei Drittel der Gesamtstrecke rein elektrisch zurücklegt, also sehr oft an der Steckdose oder Ladesäule auflädt. Dann wäre sogar ein Verbrauch unter den Werksangaben möglich. Fahre ich nur mit dem Verbrennungsmotor, kann ich diese Werte natürlich gar nicht erreichen.
Was auch oft übersehen wird und gleichzeitig von den Herstellern oft gar nicht hervorgehoben wird: Die korrekte Angabe des Normverbrauchs eines Plug-in-Hybriden setzt sich ja aus zwei Komponenten zusammen. Neben der verbrauchten fossilen Energie (Liter Benzin oder Diesel pro 100 Kilometer) gehört auch die Angabe der benötigten elektrischen Energie (Kilowattstunden pro 100 Kilometer) dazu. Diese Angabe fehlt oftmals oder ist in den Tiefen der technischen Daten versteckt.
Zusätzlich wäre die Angabe des Verbrauchs bei leerem Akku für den Konsumenten sehr hilfreich. Dann kann er auf einen Blick einschätzen, wie sich der Verbrauch entwickelt, wenn er die elektrischen Möglichkeiten eines Plug-in-Hybriden nicht konsequent ausnutzt.
Alle Angaben gehören von den Herstellern ordentlich kommuniziert. Manche machen das, manche nicht.
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