Projekt H2Ö
2 Autos, 4 Tankstellen, 1.300 Kilometer – eine Österreich-Runde mit Brennstoffzellen-Antrieb und rund 14 Kilogramm Wasserstoff.
Wer mit dem Auto eine Runde durch Österreich fahren möchte, setzt sich ans Steuer und fährt einfach los. Vorausgesetzt, er fährt einen Diesel, einen Benziner oder (mit kleinen Einschränkungen) ein Erdgasauto – denn für dieses stehen hierzulande nur 169 Tankstellen zur Verfügung.
Wer hingegen, so wie wir kürzlich, mit einem E-Auto eine Fahrt über Hunderte Kilometer startet, der sollte schon aufwendiger planen. Stichwort Reichweite, Stichwort Ladezeit. Und wer, so wie wir jetzt, eine ausgedehnte Fahrt mit den ersten Vertretern von Autos mit der Zukunftstechnologie Brennstoffzelle unternimmt, sollte die infrage kommenden Tankstellen – 4 in Österreich – schon vorab kontaktieren.
So lautet jedenfalls der Ratschlag unserer erfahrenen Kollegen von der ÖAMTC-Technik, die den Hyundai ix35 FCEV seit rund zwei Jahren im Fuhrpark haben. Was der Club damit macht? Erfahrungen sammeln, um diese an die Clubmitglieder weiterzugeben. So wie das mit Elektroautos schon längere Zeit der Fall ist.
Eigentlich ist so ein Brennstoffzellen-Fahrzeug ja ein Elektroauto. Sein Herzstück, die Brennstoffzelle, erzeugt an Bord Strom (basierend auf der Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff), den ein Elektromotor braucht, um das Auto anzutreiben.
Schon gewusst?<br />
Der Energieinhalt von 1 kg Wasserstoff entspricht etwa dem von 3 Liter Benzin. Wer es genauer wissen will: Wasserstoff hat einen Energiegehalt von 33,33 kWh/kg, Benzin von 12,0 kWh/kg. Auf 100 km braucht man 1,0–1,5 kg H2.
auto touring, Faktencheck
Unser Plan: Wien-Innsbruck-Graz
Unsere Teilnehmer: die beiden Brennstoffzellen-Autos Hyundai ix35 FCEV und Toyota Mirai
Schon gewusst?<br />
Bis jetzt gibt es vier Wasserstoff-Tankstellen in Österreich: in Wien-Floridsdorf, in Asten bei Linz, in Innsbruck und in Graz-Liebenau.
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Start in Wien 21
Startpunkt für unsere Tour, für die wir uns zusätzlich einen Toyota Mirai (wird in Österreich noch nicht angeboten) von der TU-Wien ausgeborgt haben, war die Wasserstoff-Tankstelle in Wien-Floridsdorf. Klar, dass an der für uns vorgesehenen Zapfsäule nichts los war. Es gibt ja nur 17 hierzulande zugelassene Brennstoffzellen-Pkw. So gesehen ist es auch nicht verwunderlich, dass der blaue Scheibenwaschwasser-Kübel staubtrocken war. Wir wunderten uns noch kurz über das laute "Klong"-Geräusch beim Druckaufbau, füllten die Tanks und starteten.
Wie passend: Es regnet, und aus dem Auspuff kommt Wasser, in Form von Dampf. Und ab und zu auch ein paar Tröpferln.
Auf die Plätze, fertig, los.
Wie sich so ein Auto mit Brennstoffzelle fährt?
Wie ein Elektroauto, zuerst einmal leise, sehr leise, selbst bei vollem Druck aufs Pedal. Und dabei tut sich ordentlich was, klar, steht doch vom Stand weg das volle Drehmoment zur Verfügung. Wie vom E-Auto gewohnt behalten wir Reichweiten- und Verbrauchsanzeige im Auge, bemerken auf der Westautobahn A1, dass der Durchschnittsverbrauch bei 130 km/h um die Hälfte höher ist als bei Tempo 100. Gut zu wissen, denn nach dem nächsten Auffüll-Stopp in Asten bei Linz steht uns die Königsetappe bevor: 313 Kilometer nach Innsbruck.
Für den Toyota hatten uns dessen Stamm-Piloten eine Praxis-Reichweite von rund 370 Kilometer angegeben. Das könnte bei schärferer Fahrweise knapp werden.
Auf dem Weg nach Asten überholen wir einen Wasserstoff-Tanklastzug der Firma Linde. Wir fragen nach: "Für wie viele Betankungen reicht denn eigentlich die Füllmenge dieser großen Tanks?" "Etwa 50", lautet die Antwort, und wir starten ein Gedankenspiel: Würden bereits jetzt alle Autos Wasserstoff tanken, müsste der Tanklastzug bei einer Tankstelle in guter Lage täglich zumindest zweimal kommen – eine logistische Herkulesaufgabe. Oder man überlegt sich den Bau von H2-Pipelines. Zukunftsmusik...
Seit 30 Jahren schon geistern Wasserstoff-Autos als Zukunftshoffnung durch die Medien. Anfangs allerdings war nur die Rede davon, Wasserstoff als Kraftstoff klassisch zu verbrennen (statt Benzin bzw. Diesel). Seit zehn Jahren hingegen setzt man auf das Konzept der Brennstoffzelle (die den Wasserstoff ja zur Erzeugung von Strom für den Elektromotor benötigt). Fahrzeuge mit solch einem Brennstoffzellen-Antrieb gibt es seit kurzer Zeit in homöopathischen Stückzahlen zu kaufen: von Hyundai und bald auch von Toyota, Mercedes-Benz und Honda werden folgen.
Parallel wird der Aufbau einer H2-Tank-Infrastruktur von der EU zwar gefördert, steckt aber wegen der geringen Anzahl an Autos noch in den Kinderschuhen (Henne-Ei-Problem). Die IAA in Frankfurt vergangenen September hat jedoch gezeigt, dass die Auswahl an Brennstoffzellen-Autos in den nächsten Jahren durchaus üppiger wird.
Exkurs: Wasserstoff tanken
Schon gewusst?<br />
4–5 Minuten dauert der Tankvorgang. Pkw werden dabei mit einem Druck von 700 bar betankt.
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Innsbruck ist erreicht. Bei der Tiroler Landesclub-Zentrale des ÖAMTC treffen wir auf zwei begeisterte Nutzer von Brennstoffzellen-Autos: Einer ist Südtiroler und Vielfahrer, benützt seinen Wagen täglich im Außendienst. Der andere ist Experte für E-Mobilität, er fährt weniger oft mit seinem Fuel-Cell-Hyundai. Wir beschließen erst am nächsten Morgen zu tanken und dann über Asten nach Graz zu fahren – nicht der kürzeste, aber der hinsichtlich Reichweite sicherste Weg. Zum Abendessen hinauf nach Lans fahren wir mit dem Hyundai. Der schafft noch knapp 100 Kilometer, der Toyota nur noch 50.
Der Vielfahrer
Ich fahre 50.000 Kilometer im Jahr mit Wasserstoff. Liegen geblieben bin ich erst einmal. Die Tankstelle streikte.
Experte Für E-Mobilität
Diese Autos fährt man aus Überzeugung, daher passt man auch den eigenen Fahrstil der neuen Technik an.
Schon gewusst?<br />
Ab 78.000 Euro bekommt man ein Brennstoffzellenauto. Theoretisch, denn die 16 Hyundai ix35 sind ausverkauft, und der Toyota Mirai wird (noch) nicht importiert.
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Graz, wir kommen. Oder doch nicht?
Am nächsten Morgen dann der Schock: Die Tankstelle in Innsbruck funktioniert nicht. "Kommt manchmal vor", meint die Dame an der Kassa, die sogleich den technischen Dienst verständigt. Wann wird sie wieder funktionieren? "Am Spätnachmittag."
Was tun? Eine Zwangspause einlegen? Dann die Entwarnung, wie aus heiterem Himmel: grünes Licht. Schnell getankt und ab auf die Inntalautobahn A12.
Die weitere Fahrt ist rasch erzählt: keine besonderen Vorkommnisse. Tanken in Asten in Oberösterreich, auf der Bundesstraße bis zur Pyhrnautobahn und weiter nach Graz.
Dort lädt der Tankstellenpächter in Liebenau alle Kunden, die so wie wir Wasserstoff zapfen, auf einen Kaffee ein. Bei der geringen Frequenz kann er sich das leisten. Und er, der schon eine Station führte, als Benzin noch verbleit war, ruft auch beim Gaslieferanten Linde an und holt die Erlaubnis ein, uns die komplizierte Technik der Tankanlage zeigen zu dürfen. Aber nur kurz, wir müssen zurück nach Wien.
Der Hoffnungsvolle
Abgaswerte sind in Graz wichtig. Schön, dass da nur noch Wasserdampf aus dem Auspuff kommt.
Schlussetappe
An der Tankstelle in Wien 21 hat unsere Tour begonnen, hier endet sie auch. Zeit für ein Fazit: Wir sind in drei Tagen rund 1.300 Kilometer gefahren. Getankt haben wir in Summe rund 14 kg Wasserstoff beim Toyota bzw. 17 kg beim Hyundai. Ergibt einen Durchschnittsverbrauch von 1,1 kg (Toyota) bzw. 1,3 kg (Hyundai) pro 100 km.
Wir haben bewiesen: Theoretisch ist jeder Punkt in Österreich mit diesen Autos erreichbar. Wenn auch noch etwas umständlich.
Unser Fazit: