Steil nach oben

Drei neue Kompakte wollen dem VW Golf in Zukunft das Leben schwerer machen: Mazda 3, Toyota Corolla und Škoda Scala im Vergleichstest.

Ich mag sie, die Kompakten. Und zwar aus einem einfachen Grund: Sie erfüllen fast alle Bedürfnisse und Anforderungen des Alltags. Okay, aktuell sind SUV aus dem Straßenbild nicht wegzudenken. Fast jeder will eins, nahezu jeder Hersteller hat eins im Angebot, und zwar in den unterschiedlichsten Konfektionsgrößen. Trotzdem: Abschreiben darf man die Kompakten mit einer Außenlänge von rund 4,4 Metern noch lange nicht. Ganz im Gegenteil. Argumente dafür gibt es nämlich zur Genüge.

Beispiele gefällig? Kompakte bieten in der Regel zumindest einer dreiköpfigen Familie ausreichend Platz. Ihre entsprechenden Kombivarianten sowieso, die haben mittlerweile Kofferräume, die so geräumig wie bei Modellen der oberen Mittelklasse sind. Auch bei der Qualität, speziell aber beim Fahrkomfort haben Kompakte zu Fahrzeugen aus größeren Klassen – auch dank verlängerten Radständen – spürbar aufgeschlossen. Selbst häufige Langstreckentouren sind schon lange kein Ausschließungsgrund mehr bei der Anschaffung eines Kompaktwagens.

Kompaktes Trio

Eine wesentliche Rolle beim Kauf eines neuen Autos spielt naturgemäß auch der Verbrauch. Auch da schneiden die Kompakten aufgrund ihrer geringeren Eigengewichte und günstigerer Luftwiderstände besser ab als die meisten SUV. Eines der wohl wichtigsten Argumente für ein Fahrzeug der Kompaktklasse ist unterm Strich aber der Preis. Die Anschaffungskosten bewegen sich durchwegs in vernünftigem Rahmen, wenn man auf eine sinnvolle Motorisierung und die passende Ausstattung achtet.

Nicht umsonst ist der VW Golf seit über 40 Jahren das meistverkaufte Auto in Österreich. Doch seine Vormachtstellung bröckelt. Einerseits wegen der großen Konkurrenz aus dem eigenen Haus – vor allem durch die beiden SUV T-Cross und T-Roc –, zum anderen wegen endlich wieder attraktiven Konkurrenz.

Wir haben uns drei brandneue Modelle zum Vergleich geholt. Zwei Japaner – den auffallend feschen Mazda 3 und den gelungenen Nachfolger des Toyota Auris, der endlich wieder Corolla heißt – sowie den neuen Škoda Scala, Nachfolger des glücklosen Rapid.

Alle drei Kandidaten haben Benzinmotoren mit Leistungen von rund 120 PS unter der Haube, der Scala hat als einziger drei statt vier Zylinder. Auch preislich liegen die drei Kompakten eng beisammen. Der Scala ist der günstigste des Trios, obwohl er in der hochwertigsten Ausstattungsstufe "Style" an den Start geht. In einigen wichtigen Disziplinen ist das Ergebnis ziemlich eindeutig. Das überrascht uns. Aber lesen Sie selbst.

Toyota Corolla

Neuer, alter Name, kein Diesel und auffällig gestylt. So gut ist der Japaner in zwölfter Auflage.



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Wenig Schwächen, fahrsicher, solide Verarbeitung, kaum Ablagen, kommod.


Fadesse kann man dem neuen Toyota Corolla nun wirklich nicht vorwerfen. Auffällig ist die mittlerweile zwölfte Generation des Japaners aber nicht nur optisch. Er polarisiert zwar weniger als sein kompakter SUV-Bruder, der C-HR, sticht aber dennoch wohltuend aus der Masse der unzähligen Konkurrenten heraus. Ebenfalls neu: Er heißt nicht mehr "Auris", sondern hört wieder auf den Traditionsnamen "Corolla", den er schon bis 2006 trug.

Völlig neu ist dagegen, dass es den Corolla künftig nicht mehr als Diesel geben wird. Im Programm sind nur noch zwei Hybrid-Varianten mit 98 und 152 PS sowie der von uns getestete 1,2-Liter-Turbo-Benziner mit 116 PS. Der leistet sich keine Schwächen und ist mit 6,6 Liter Superbenzin/100 km auf der auto touring-Normrunde auch vernünftig im Verbrauch.

Im Innenraum haben vier Insassen ausreichend Platz, vorne stören höchstens die etwas kurz geratenen Schenkelauflagen der ziemlich dünn gepolsterten Sitze. Nachteil: wenige und zu kleine Ablagen. Bei der Bedienung muss man sich nicht lange einarbeiten, lediglich die Tasten unterhalb des Touchscreen-Monitors mit seiner antiquierten Bildschirm-Darstellung sind zu klein. Fehlerfrei: die Verarbeitung.

Der Corolla ist etwas teurer als die beiden anderen Kandidaten, aber nicht besser ausgestattet. Wichtige Komfort-Features sind aber an Bord, ebenso wie viele wichtige Sicherheits-Assistenzsysteme, z. B. ein adaptiver Tempomat oder ein City-Notbremsassistent.

Toyota Corolla

Mazda 3

Er ist zweifellos der Beau unter den Kompakten. Überzeugend ist der Japaner aber nicht nur da.



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Tolle Sitzposition, agil, laufruhig, kleiner Kofferraum, teilweise zu straff.


Würden wir einen Preis für das fescheste Auto im Test vergeben, der Mazda 3 wäre der eindeutige Sieger. Egal wo man mit dem Kompakten auftaucht, Passanten drehen sich um, zeigen den aufgestellten Daumen oder grinsen einfach nur. Und das nicht nur wegen der auffallend schönen roten Lackierung. Ein Gewinner ist der Japaner aber doch. Er muss sich im Vergleichstest zwar dem Škoda Scala geschlagen geben, liefert insgesamt aber dennoch eine absolut überzeugende Performance ab.

Richtig beeindruckt hat uns der 3er mit seiner hervorragenden Agilität. Er liegt verdammt gut auf der Straße und lässt sich auch durch provozierte Lastwechsel nicht aus der Ruhe bringen. Lediglich das zu straff abgestimmte Fahrwerk macht bei Kanaldeckeln oder groben Unebenheiten durch spürbares Poltern auf sich aufmerksam. Gefallen hat uns auch der wunderbar laufruhige Zweiliter-Vierzylinder, der im Teil- und Niedriglastbereich die beiden äußeren Häferln abschaltet. Ein niedrigerer Verbrauch als akzeptable 6,6 Liter Superbenzin/100 km war auf unserer Normrunde trotzdem nicht drin.

Vier Insassen reisen im Mazda 3 absolut bequem. Auffallend gut: die ergonomische Sitzposition, die langstreckenfreundlichen Sessel und die tolle Materialqualität. Weniger geräumig, nicht so variabel und mühsamer beim Beladen (hohe Ladekante) ist dafür der Kofferraum. Lob verdient der Kompakte noch für seine lückenlose Ausstattung an aktuellen und relevanten Sicherheits-Assistenzsystemen.

Mazda 3

Škoda Scala

Der kompakte Tscheche macht sehr viel richtig und hat zweifellos das Zeug zum Golf-Gegner.



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Top bei Bedienung, Verbrauch, Bremsen. Rauer Motor, kurze Garantie.


Als Rapid war er glücklos, als Scala soll der Erfolg wieder zurückkommen. Škoda will mit der Namensänderung unterstreichen, dass der Scala einen Riesenschritt im Vergleich zum Rapid macht, ähnlich wie beim Wechsel von Yeti zu Karoq. Mit Erfolg, wie der erste Vergleichstest beweist. Der Tscheche basiert auf der gleichen Konzern-Plattform, auf der schon die Kleinwagen VW Polo und Seat Ibiza aufbauen. Der Unterschied ist nur, dass der Scala dank verlängertem Radstand mit 4,36 Metern länger als der VW Golf ist und damit in der Kompaktklasse antritt. Zum Vergleich: Ein identisch motorisierter Golf ist in der günstigsten Variante zumindest 1.130 Euro teurer.

Schwerpunkte setzt der neue Scala auch in anderen Disziplinen. Seine Agilität gefällt uns ähnlich gut wie die des Mazda 3, darüber hinaus sorgt der kleine, aber rau klingende Einliter-Dreizylinder für die besten Fahrleistungen, vor allem beim Durchzug von 60 bis 100 km/h im vierten Gang. Distanzieren kann er die beiden Japaner auch beim Verbrauch: 5,7 l/100 km auf unserer Normrunde sind absolut lobenswert. Gleiches gilt für die grandiose Bremsleistung (34,7 m).

Der Innenraum ist tadellos geräumig, lediglich zu dritt wird's in der zweiten Reihe eng. Dafür ist der Platz für die Beine am größten. Groß ist auch der Kofferraum. Zusätzlich dazu gibt's sinnvolle und serienmäßige Ladefeatures wie Netze, Haken, Verzurrösen und einen in der Höhe verstellbaren Ladeboden. Wichtige Komfort- und Sicherheits-Features sind aufpreisfrei an Bord. Nur zwei Jahre Garantie.

Škoda Scala

Mein Fazit

Hohes Niveau. Topleistungen bei Bremsen, Verbrauch, Kofferraum und Bedienung machen den Škoda Scala zum Sieger im Vergleichstest. Der fesche Mazda 3 ist richtig hochwertig, agil und fahrsicher – er wird Zweiter. Der auffällige und insgesamt solide Toyota Corolla landet dahinter. Er ist teurer und weniger agil.