Unter der Haube

Der Audi A6 darf nach fünf erfolgreichen Generationen getrost als Klassiker bezeichnet werden. Im Rahmen der sechsten Auflage verheiraten die Ingolstädter den altbekannten Modellnamen allerdings mit neuer Antriebstechnologie. Unter die Haube kommen ab sofort ausschließlich Elektromotoren.

Auf den ersten Blick scheint alles wie immer: Der Audi in der oberen Mittelklasse heißt weiterhin A6, auch einen S6 gibt es wieder, und man kann das gute Stück sowohl als Kombi als auch mit schlankem Hinterteil bestellen. Aber während der Lademeister sich weiterhin Avant nennt, gibt es in der sechsten Generation keine klassische Stufenheck-Limousine mehr, sondern einen Sportback mit Coupé-ähnlicher Silhouette. Dafür gibt es auch einen guten Grund, der allerdings unter der Haube liegt. Statt fossiler Brennstoffe nutzt der neue Audi A6 nämlich ausschließlich Strom und heißt deshalb natürlich auch A6 e-tron. Diese Umstellung ist der neuen Marken-Nomenklatur geschuldet, gemäß der alle geraden Zahlen zukünftig für Elektroautos reserviert sind, während die Verbrenner die ungeraden Zahlen verpasst bekommen. Schlag nach beim neuen Audi A5, der in Wahrheit der Nachfolger des bisherigen A4 ist.

Optisches Highlight: Die Leuchten

Auch wenn der A6 e-tron optisch deutlich als A6 erkennbar bleibt, outet er sich mit seinem in Wagenfarbe gehaltenen, großteils verschlossenen Kühlergrill doch klar als Elektroauto. Die schmalen Scheinwerfer fügen sich nahtlos in den aktuellen Trend der höchst skeptisch dreinschauenden Automobile ein. Apropos Leuchten: Auf die ist man in Ingolstadt besonders stolz, vor allem auf jene am Heck. Die neuen OLED-Leuchten können nämlich acht verschiedene Lichtsignaturen darstellen.

Doch damit nicht genug: Das Auto warnt sogar Hinterherfahrende bei Staus und ähnlichen Gefahren mit speziellen Grafiken in den Heckleuchten. Und die vier Ringe hinten am A6 e-tron sind auch noch illuminiert … wenn schon, denn schon. Diese Spielereien sind allerdings erst ab der Top-Ausstattung Tech Pro an Bord, die einen Aufpreis von über 9.000 Euro bedeutet.

Interieur mit bis zu drei Screens

Aber jetzt erst mal weg von der Preisliste und rein in den Audi A6 e-tron. Nachdem sein Äußeres schon Lust auf eine Ausfahrt gemacht hat, überzeugt auch der Innenraum mit einem modernen Look. Das Cockpit präsentiert sich dank der zwei direkt nebeneinander angeordneten Bildschirme schon stark digitalisiert. Hinzu kommt auf Wunsch sogar noch ein dritter Screen vor dem Beifahrer. Aber dennoch schaffen die Ingolstädter es, dass man sich weiterhin in einem Auto und nicht in einem Kino wähnt. Das liegt vor allem am dynamisch abgeflachten Lenkrad beziehungsweise dessen Bedienung. Denn der A6 ist auch als e-tron wieder ein Fahrzeug, das bei aller Souveränität richtig Spaß beim Fahren macht.

Antriebsvielfalt, die Freude macht

Bei unserer Premierenausfahrt auf Teneriffa stehen uns der Reichweitenkönig A6 e-tron performance mit Heckantrieb und der S6 e-tron mit quattro zur Verfügung. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass Ersterer in Österreich vorerst nicht auf den Markt kommt. Hierzulande kann man sich zwischen dem Basismodell mit 83 kWh-Batterie, Heckantrieb und 286 PS, dem quattro mit 100 kWh und 428 PS sowie dem S6 ebenfalls mit der großen Batterie und 503 PS entscheiden.

Aber egal ob Hecktriebler oder Allradler, der Ingolstädter gleitet stets mühelos dahin und fühlt sich auch auf kurviger Strecke wie eine Verlängerung des eigenen Armes an. Daran ändert auch das Gewicht von (je nach Version deutlich) jenseits der zwei Tonnen nichts. In puncto Komfort hat der Wechsel zum E-Aggregat dank der lautlosen Fortbewegung eher sogar noch Bonuspunkte gebracht.

Vollgas im S6 e-tron

Wer im S6 e-tron Platz nimmt, will natürlich mehr als nur entspannt dahinschleichen. Dafür spricht nicht nur die Leistung, sondern auch das Systemdrehmoment von 855 Nm. Wer hier das Gaspedal etwas freigiebiger bedient, katapultiert sich in Windeseile aus der Kurve. Überholen wird zu einem besonders kurzen Vergnügen. Aber dennoch ist der S6 e-tron flüsterleise und outet sich zumindest nicht akustisch als Bleifüßiger. Wo ein S6 bisher immer ein klares Statement an die Umwelt dargestellt hat, kann ein S6 e-tron bei all seiner Power doch ganz sanft und zivil auftreten. Und das steht einem Fahrzeug in diesem Segment hervorragend zu Gesicht. Denn wer kauft einer knapp fünf Meter langen Komfortkutsche schon wirklich den bösen Sportwagen ab?

Gerade bei einem E-Auto ist die Reichweite sowieso interessanter. Die beläuft sich beim A6 Sportback e-tron quattro dank großer Batterie auf bis zu 713 Kilometer. Die Einstiegsversion soll gut 600 Kilometer schaffen, der S6 e-tron liegt in der Mitte. Beim Avant schrumpft die Reichweite durch die aerodynamisch nicht ganz so ideale Form jeweils um einige Kilometer. Bei der ersten Ausfahrt konnten wir diesen Zahlen noch nicht ausführlich auf den Zahn fühlen. Als wir den S6 e-tron mit 75 % Batteriestand ausgehändigt bekommen, verspricht der Bordcomputer noch 400 Kilometer. Nach Adam Riese wären das bei 100 % also rund 530 Kilometer. Genauere Erkenntnisse werden wir bei einem ausführlichen Test zu einem späteren Zeitpunkt gewinnen.

Versionen und Preise

Avant und Sportback sind beim A6 e-tron übrigens exakt gleich lang: 4,93 Meter messen die beiden Geschwister. Unterschiede gibt es aber natürlich dennoch. So zwickt es durch die Coupé-hafte Dachlinie im Sportback in der zweiten Reihe eher mal bei der Kopffreiheit. Allerdings muss man sich bis zu etwa 1,80 Meter Körpergröße noch keine Sorgen machen. Beim Kofferraum stehen bei beiden Versionen 502 Liter Volumen im Datenblatt. Hier erarbeitet sich der Avant erst nach Umlegen der Sitze einen Vorteil von 1.422 zu 1.330 Litern.

In puncto Ausstattung arbeitet auch Audi inzwischen vor allem mit drei großen Packages, anstatt mit zahllosen Einzeloptionen. Hinzu kommen dann nur noch wenige Extras wie das MMI-Paket samt vielen digitalen Goodies, ein Winterpaket und Einzelfeatures wie das Panorama-Glasdach, die virtuellen Außenspiegel und die Anhängerkupplung. Der Sportback kostet mit Basisantrieb 66.800 Euro, als quattro 79.400 Euro und als S6 99.990 Euro. Für den Avant verlangt Audi durch die Bank 1.800 Euro Aufpreis.