Jimny_ActionMudSebastianBinder_CMS.jpg Sebastian Binder
© Sebastian Binder
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Mai 2020

Tschüss, Kleiner

Kein anderes Dauertest-Auto hat uns so bewegt wie der smarte Suzuki Jimny. Dass er vor allem für einen Zweck gebaut wurde, merkt man schnell. Wir lieben ihn dennoch.

Der ist ja süß", lächelt an der Ampel ein SUV-Fahrer anerkennend herüber. "Ist der eigentlich alltagstauglich?", fragt eine interessierte Dame während des Tankens. Es fällt auf, dass der 3,65 Meter lange Zwerg gut ankommt – nicht nur bei der Kundschaft.

Ein Wermutstropfen bleibt aber trotzdem. Denn die Variante des Jimny, die wir in den letzten zwölf Monaten getestet haben, läuft Ende 2020 aus. Suzuki hat nämlich entschieden, den Jimny nur noch als Nutzfahrzeug auf dem europäischen Markt anzubieten. Ein wesentlicher Grund für diese Entscheidung war, dass der Großteil der in Europa verkauften Jimny für gewerbliche Zwecke oder von Jägern benutzt wird. Ein Modell ohne Rücksitzbank mit gerader Ladefläche und Trenngitter muss demnach reichen.

Auch wir haben den Jimny die meiste Zeit über zu zweit bewegt – und etliches im Fahrtenbuch dabei notiert.

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Suzuki Jimny_Burgenland_5915_Kal_CMS.jpg Andreas Kaleta 1
Suzuki Jimny_DT_HEN_4263_CMS.jpg Heinz Henninger 2
Suzuki Jimny_August19_HE_41_CMS.jpg Helmut Eckler 3

1 Vor allem Kinder sind vom Design des Jimny auffallend angetan. Möglicherweise deshalb, weil sie ein Auto genau so zeichnen würden? © Andreas Kaleta

2 Markant-kantiges Design, sehr kurze Überhänge, ordentlich Bodenfreiheit. Alles Zutaten für eine perfekte Performance im Gelände. © Heinz Henninger

3 Waidmannsheil. Speziell Jäger und Förster schätzen die Kraxelfähigkeiten des nur 3,65 Meter kurzen Jimny abseits befestigter Straßen. © Helmut Eckler

Alle Achtung, der Kleine kann was

Für tadellos flottes Vorankommen sorgt ein quirliger, 102 PS starker 1,5-Liter-Vierzylinder, der perfekt zum Jimny passt. Dank seines kurz übersetzten Fünfgang-Getriebes kommt sogar so etwas wie Fahrspaß auf. Das dadurch ungewohnt hohe Drehzahlniveau führt aber, gemeinsam mit der steilen Front und dem daraus resultierenden schlechten cW-Wert der Karosserie, zu einem gerade noch erträglichen Verbrauch von durchschnittlich 7,6 Litern Superbenzin/100 km nach rund 32.000 gefahrenen Kilometern.

Am besten aufgehoben ist der Jimny allerdings abseits asphaltierter Straßen. Im Gelände, da ist er nämlich daheim: Leiterrahmen, Starrachsen, kurze Überhänge, reichlich Bodenfreiheit, Untersetzung. Das alles sorgt dafür, dass der Allrad-Zwerg selbst gestandene Größen wie dem Mercedes-Benz G das Wasser reichen kann – und gewöhnliche SUV überhaupt ganz alt ausschauen lässt.

Der Suzuki Jimny ist ohne Zweifel in der Klasse der kleinen Allrad-Kraxler der König im Gelände.

Christian Karlberger, ÖAMTC Offroad-Instruktor

Was uns gefiel

Viele Testfahrer empfanden die straff gepolsterten Sitze erfreulich langstreckentauglich und durchaus bequem, trotz ihrer kurzen Schenkelauflage. Lob erntete auch das Abblendlicht, das vor allem auf schlecht beleuchteten Straßen weit und großflächig den Weg ausleuchtet. Ein weiterer Trumpf des kurzen Jimny: das Aufstöbern noch so kleiner Parklücken im dicht besiedelten City-Dschungel.

Gut und sicher gelöst: Der Tempomat ist einfach bedienbar, der Kollisionswarner funktioniert fehlerfrei und erkennt selbst Fußgänger problemlos.

Was uns weniger gefiel

So sehr sich der Jimny im Gelände in Szene setzen kann, so wenig mag er längere Autobahnfahrten. Dann wird's nämlich laut und spätestens bei 130 km/h muss man das Lenkrad mit beiden Händen fest umfassen. Wegen seiner indirekten Lenkung und des kurzen Radstands ist es nämlich schwierig, geradeaus zu fahren. Ständige Kurskorrekturen sind notwendig.

Ebenfalls nicht ganz ungefährlich: die hohe Seitenwindanfälligkeit des Jimny. Der quadratische Aufbau des Japaners bietet ­naturgemäß eine hervorragende Angriffsfläche. So kann es schon vorkommen, dass es den Kleinen bei starken Böen um eine halbe Fahrspur versetzt.

Suzuki Jimny_DT_HEN_4469_CMS.jpg Heinz Henninger © Heinz Henninger

Viele Besitzer bewegen ihren Jimny – wie schon erwähnt – in erster Linie alleine oder zu zweit. Nutzt man ihn nämlich zu viert, bleibt hinter den aufgestellten Rücksitzlehnen nur noch ein schmaler und damit nahezu unbrauchbar kleiner Kofferraum. Legt man die Lehnen aber um, steht ein durchaus praktikabler Stauraum zur Verfügung.

Im Alltag stören des Weiteren die schmalen und kaum nutzbaren Ablagen, vergeblich sucht man eine Lenkrad-Längs- oder Sitzhöhenverstellung und es existiert kein warnendes Piepserl, das beim Abstellen des Motors an das eingeschaltete Licht erinnert. Mühsam ist auch die einstufige Sitzheizung, die lediglich die Sitzfläche, nicht aber den Rückenbereich wärmt und insgesamt unangenehm heiß wird.

Gewöhnungsbedürftig: Steht man in der ersten Startreihe an der Kreuzung, sieht man durch die steil stehende Frontscheibe nicht immer auf die Ampelanlage.

Suzuki Jimny_EndCheck-Feb20_HE_051_CMS.jpg Helmut Eckler © Helmut Eckler
Beim obligatorischen ÖAMTC-Abschluss-Check nach fast 32.000 abgespulten Kilometern überzeugte der Suzuki Jimny nicht nur den Techniker. Beanstandungen oder gefundene Defekte? Fehlanzeige. Trotz zahlreicher Ausflüge in mitunter auch schweres Gelände zeigte der kleine Japaner keinerlei Verschleiß an sämtlichen Teilen des Fahrwerks, den Rädern oder der Karosserie. Auch elektronisch war alles okay.     
Suzuki Jimny_DT_HEN_4308_CMS.jpg Heinz Henninger
© Heinz Henninger

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