Unter Brüdern
Der VW Tiguan ist das meistverkaufte SUV. Ausgerechnet aus der eigenen Familie kommt jetzt Konkurrenz. Seat Ateca und Škoda Kodiaq haben nämlich auch Talent.
SUV gibt es in allen Varianten. Kleine, große, kompakte, runde, kantige, schöne, weniger attraktive, günstige und teure. Einer ist trotzdem der unumschränkte Platzhirsch unter den Hochsitzen: der VW Tiguan.
Nur zur Erinnerung: 2016 war bereits jeder vierte verkaufte Neuwagen ein SUV. Der Tiguan war dabei nicht nur das meistverkaufte SUV, sondern erreichte nach dem Topseller VW Golf und knapp hinter dem Škoda Octavia mit 8.500 verkauften Modellen sogar den dritten Platz in der Gesamt-Verkaufsstatistik. Doch jetzt droht Ungemach, denn die Konkurrenz wird härter – und, man lese und staune: Sie kommt aus dem eigenen Haus.
Von unten macht der kleinere und günstigere Seat Ateca Druck (hier der Dauertest-Start), darüber bietet sich jetzt der attraktive Škoda Kodiaq als ernsthafte Alternative an. Der ist größer als der Tiguan, hebt preislich aber trotzdem nicht ab. Wir haben alle drei SUV nicht nur auf deren Vor- und Nachteile geprüft, sondern zeigen Ihnen auch, welcher Typ am besten zu Ihnen passt. Als Motoren wählten wir jeweils die 150 PS starken Dieselvarianten in Kombination mit Allradantrieb.
Drei SUV, ein Konzern
Wer hat den meisten Platz?
Der Seat Ateca ersetzt größenmäßig quasi den alten Tiguan, der in der zweiten Generation auf 4,5 Meter gewachsen ist. Mit einer Außenlänge von 4,36 Metern ist er das kürzeste SUV im Trio. Trotzdem fühlt man sich im Ateca bestens aufgehoben. Vier Insassen reisen ordentlich bequem, auch im Vergleich zu den Konzernbrüdern müssen selbst Großgewachsene weder den Kopf einziehen noch die Beine in der zweiten Reihe stärker anwinkeln. Auffällig ist nur, dass die Sitzfläche hinten etwas kürzer geraten ist als im Škoda und im VW.
Vieles richtig macht auch der neue Škoda Kodiaq. Das 4,7 Meter lange SUV steht selbstbewusst da. Innen haben vier Insassen reichlich Platz (vor allem vorne), wie im Ateca stört aber die etwas zu kurz geratene Sitzfläche in Reihe zwei. Als Einziger des SUV-Trios kann der Kodiaq auch mit zwei zusätzlichen Sesseln in Reihe drei (Aufpreis je nach Ausstattung zwischen 800 und 1.000 Euro) bestellt werden. Dort können sich sogar Erwachsene für kürzere Strecken hintrauen, denn der Platz für Kopf und Beine ist erstaunlich gut.
Der VW Tiguan ist ein Fünfsitzer. Noch, denn ab September erweitert VW die Palette um den Tiguan Allspace, der dann, gleich lang wie der Kodiaq, auch als Siebensitzer bestellbar sein wird. Bis dahin bietet auch der normale Tiguan viel Platz. Etwas mehr sogar als den Insassen in Ateca und Kodiaq. Einzig die Beinfreiheit in Reihe zwei fällt eine Spur geringer aus.
Wer steckt am meisten weg?
Das Kofferraumvolumen des Ateca ist mit rund 500 Litern bei aufgestellten Rücksitzen zwar spürbar geräumiger als bei einem herkömmlichen Kompakten, aber im Vergleich zum Tiguan, vor allem aber gegenüber dem Kodiaq kleiner. Wichtig ist jedoch zu erwähnen, dass der Ateca satte 35 Zentimeter kürzer als der Kodiaq und immerhin gut 12 Zentimeter kürzer als der Tiguan ist. Das ist vor allem dann entscheidend, wenn man sich mit dem Ateca hauptsächlich in der Stadt bewegt oder nur zwei Personen das Auto nützen. Dann reicht das Platzangebot des Ateca nämlich völlig aus.
Der Škoda Kodiaq trumpft auf, wenn es um den Gepäckraum geht. Verzichtet man auf die dritte Sitzreihe, stehen mächtige 720 Liter Volumen zur Verfügung, immer noch familientaugliche 630 Liter sind es mit den Zusatzsitzen. Variabilitäts-Vorteil: die um 18 Zentimeter verschiebbaren Sitze in der zweiten Reihe.
Der Kofferraum des VW Tiguan ist nicht ganz so geräumig wie im Škoda, aber immer noch ausreichend familientauglich. Wie im Kodiaq sind die hinteren Sessel um 18 Zentimeter verschiebbar.
Wie fahren sich die drei SUV?
Sportlich ambitionierte Piloten werden definitiv beim Ateca fündig. Der ist spürbar straffer als die beiden anderen SUV abgestimmt, komfortabel bleibt er dennoch. Und agil sowieso. Als Einziger der drei Testkandidaten verfügt der Ateca übrigens über ein manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe, Kodiaq und Tiguan sind in der getesteten 150-PS-Variante auch mit dem Doppelkupplungsgetriebe DSG kombinierbar. Allradantrieb in Kombination mit DSG gibt’s beim Spanier nur in Verbindung mit dem 190 PS starken Diesel.
Der Škoda Kodiaq federt spürbar weicher, bleibt trotz seiner üppigen Abmessungen aber auch vollbeladen erfreulich handlich und agil. Für flottes, gleichzeitig aber auch durchaus sparsames Vorankommen, ist die 150 PS starke Dieselvariante die erste Wahl.
Auch beim Antrieb des VW Tiguan empfiehlt sich wie beim Kodiaq der 150 PS starke Diesel. Der ist kräftig, tadellos laufruhig und mit einem Verbrauch von unter sieben Litern/100 km auf der auto touring-Normrunde trotz Allrad und Automatik auch sparsam. Tiguan-typisch: hoher Komfort und spielerisch-leichtes Handling.
Was passt wem? Wer scharf rechnet, viel in der Stadt fährt und gern sportlich unterwegs ist, greift zum Ateca. Familien, die viel Platz brauchen und Komfort schätzen, werden mit dem Kodiaq glücklich. Das beste Image, ein guter Wiederverkaufswert, Fahrspaß und ein ordentliches Platzangebot sprechen für den Tiguan. Das alles zusammen hat allerdings seinen Preis.