Günstig elektrisch? Geht!
Vergleichstest Citroën ë-C3 gegen Renault 5 E-Tech Electric. Wer gewinnt?
Die größte Hürde für den Umstieg auf die E-Mobilität ist der Preis. Wer will, wer kann schon 40.000 oder 50.000 Euro für ein neues Auto ausgeben? Lange wurde der Preissturz auf ein leistbares Niveau versprochen, jetzt ist er da. Der Citroën ë-C3 startet bei 19.500 Euro – inklusive der noch geltenden E-Auto-Förderung. Für den günstigsten Renault 5 werden 21.990 Euro ausgerufen. Den Renault im Look des Klassikers aus den 1970er-Jahren gibt es nur elektrisch, während die Citroën-Plattform auch für Verbrenner-Antriebe ausgelegt ist.
Preisvergleich: Der C3 als 100-PS-Benziner ist in der Basisausstattung nur rund 2.200 Euro billiger als sein elektrisches Pendant. So eine geringe Preisdifferenz wäre noch vor zwei, drei Jahren undenkbar gewesen. Obwohl sie preislich in einer ähnlichen Liga spielen, sprechen die beiden französischen Kleinwagen ein unterschiedliches Publikum an. Die Vernunftgetriebenen werden dem ë-C3 in der Basisausstattung den Vorzug geben.
Das Video zum Vergleichstest Citroën ë-C3 gegen Renault 5 E-Tech Eletric
Herz & Emotion
Für einen Kleinwagen bietet der Citroën sogar auf den Rücksitzen ein Platzangebot, das es sonst nur in viel größeren Autos gibt. Seine Ausstattung ist auf das Wesentlichste reduziert. Wer braucht schon einen großen Bildschirm? Der günstige Preis resultiert auch aus seiner Technik: Der Lithium-Eisenphosphat-Akku kommt ohne Nickel, Mangan und Kobalt aus und kann im Vergleich zu Lithium-Ionen-Akkus günstig produziert werden.
Der Renault 5 ist dagegen vor allem für Herz und Emotionen zuständig. Das gelungene Retro-Design spricht Junge und Junggebliebene gleichermaßen an. Vor allem in der getesteten 150-PS-Version, für die sich die Kunden überwiegend entscheiden, kommt auch der Fahrspaß nicht zu kurz. Was für beide gilt: Mit ihrer Praxisreichweite ist ihr angestammtes Habitat die Stadt und ihr Umfeld. Langstrecke ist auch möglich, wegen langer Ladezeiten aber mühsam.
Kompakte Stromer
Citroën: Strom für die Stadt
Der Citroën ë-C3 punktet vor allem beim Preis.
2
Der C3 ist unbestritten das beliebteste Modell der Franzosen, seit seiner Markteinführung 2002 wurden mehr als 5,6 Millionen Exemplare verkauft. Damit macht er beinahe 30 Prozent des europäischen Verkaufsvolumens der Marke aus. Ab sofort, in der mittlerweile vierten Generation, wird er auch als reines Elektroauto mit dem etwas sperrigen Namen ë-C3 angeboten. Der vier Meter lange Kleinwagen basiert übrigens auf der globalen „CMP Smart Car“-Plattform von Stellantis, die eine günstige Produktion möglich macht.
Gemessen am Kleinwagen-Format des C3 ist das Raumangebot erstaunlich üppig. Selbst auf der Rückbank kommen sich zumindest zwei Insassen dank ausreichend Knie- und Kopffreiheit niemals in die Quere, der Einstieg funktioniert erstaunlich verrenkungsfrei.
Ausgesprochen asketisch ist das Cockpit. In der von uns getesteten Einstiegsversion „YOU“ werden in einem schmalen Streifen hinter dem Lenkrad nur einige wenige Infos angezeigt. Eine Bluetooth-Verbindung zum Telefonieren, Navigation oder Radio gibt’s nur nach Kopplung eines Smartphones via Citroën-App. Ein klassischer Touchscreen ist erst in der höherwertigen, 2.700 Euro teureren Version „YOU + Plus Pack“ serienmäßig an Bord.
Unterm Blechkleid des ë-C3 ist ein 44 kWh großer Akku, der auf Lithium-Eisenphosphat statt auf die klassische Lithium-Ionen-Technik setzt, verbaut. Tadellos: der ausreichend kräftige, 113 PS starke E-Motor. Wie beim Renault fällt auch beim Citroën der Verbrauch etwas zu hoch aus, knapp über 22 kWh/100 km sind gerade noch okay. Entsprechend gering ist dadurch auch die Reichweite von lediglich rund 220 Kilometern. Überzeugen kann der ë-C3 dafür beim Fahrkomfort und seinem günstigen Preis nach Abzug aller Förderungen.
Citroën ë-C3
Renault: Zurück in die Zukunft
Der Renault 5 E-Tech Electric setzt auf Emotion.
1
Als Trendsetter wegweisender Modelle und Technologien hat Renault die Automobilindustrie schon in der Vergangenheit massiv beeinflusst. Revolutionäre Fahrzeugkonzepte wie R4 und R16 aus den Sechzigern, der Van-Pionier Espace oder auch der Kleinwagen Twingo waren Meilensteine. So wie der legendäre R5 aus den Siebzigern: klein und praktisch, vor allem aber erschwinglich. Genau das soll mit der Neuauflage des R5 jetzt wieder gelingen. Ab sofort jedoch vollelektrisch.
Im Gegensatz zu manch anderen Herstellern hat es Renault geschafft, das Retro-Design des R5 in die Neuzeit zu transferieren. Mit einer Außenlänge von weniger als vier Metern und einem kurzen Radstand macht der Franzose optisch eine hervorragende Figur und erinnert dabei in vielen Details an seinen erfolgreichen Urahn.
Platz gibt’s in der ersten Reihe genug, gut ausgeformte Sitze sorgen zudem für reichlich Komfort. Ganz anders als im Fond, wo es für Füße und Knie wenig Raum gibt. Die moderne Cockpit-Architektur samt logischer Bedienung und der gute Mix aus haptischen Tasten und Touchflächen ist aus anderen Renault-Modellen bereits bestens bekannt. Einzig die drei Hebel rechts vom Lenkrad für Fahrstufenwahl, Scheibenwischer und Radio-Bedienung verwechselt man beim flotten Hingreifen schon einmal.
Enormen Spaß macht der R5 beim Fahren. Die direkte Lenkung und das straffe Fahrwerk sorgen für eine hohe Agilität, der 150 PS starke Elektromotor ist jederzeit kräftig genug. Der Stromkonsum von knapp 24 kWh/100 km auf unserer Verbrauchsrunde ist (trotz keineswegs arktischer Temperaturen) kein Ruhmesblatt. Top dafür: die reichhaltige Serienausstattung. Ein günstiges Einstiegsmodell unter 20.000 Euro (abzüglich aller Förderungen) kommt übrigens noch heuer.
Renault 5 E-Tech Electric
Der Citroën ist auf das Wesentliche reduziert. Aber gerade der fehlende Schnickschnack macht ihn sympathisch.
Günter Rauecker, Redakteur
Fazit
Endlich kommt Schwung in die Elektromobilität. Vor allem teure Anschaffungspreise lassen viele Kunden immer noch zögern. Doch damit könnte jetzt Schluss sein. Denn mit dem kultigen Renault 5 E-Tech Electric und dem gefälligen Citroën ë-C3 stehen zwei erschwingliche Stromer am Start. Das direkte Duell entscheidet am Ende der in Summe modernere Renault 5 für sich. Zudem ist er enorm agil, hochwertiger, solide ausgestattet und bedienfreundlich. Dafür aber auch teurer. Geräumiger für die Insassen und erstaunlich komfortabel ist der Citroën ë-C3 – vor allem ist er aber günstiger. Schwach ist dafür die Serienausstattung. Bei Verbrauch, Reichweite und Garantie setzen beide keine Maßstäbe.
Christian Stich, Redakteur