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© Erich Reismann
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April 2023

Neu auf der Koppel

Ford wird elektrisch – und macht auch vor der Ikone Mustang nicht Halt. Was haben ein V8-Sportwagen und ein Elektro-SUV gemeinsam, was trennt sie? Spurensuche!

Mustang! Viele assoziieren damit das wild lebende Präriepferd in Nordamerika. Stimmt! Oder jene Marke, die Bluejeans fertigt. Stimmt ebenfalls!

Für noch mehr Menschen ist der Name allerdings verbunden mit dem Inbegriff eines Sportwagens, einer wahren Sportwagen-Ikone. Seit 1964 wird der Ford Mustang durchgehend gebaut, wurde in dieser Zeit wie kaum ein anderer Sportwagen immer wieder neu erfunden und hat so rund um den Globus viele Fans gefunden. Mit seiner langen Historie und der wechselnden Attraktivität seines Design haben wir uns schon einmal auseinandergesetzt, nachzulesen in "Sattelt die Pferde".

Und jetzt wird alles anders? Optisch ist der Bruch auf den ersten Blick erkennbar. Und sonst?

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Bei der Weltausstellung im April 1964 wird der Mustang im Ford-Pavillion erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

Transformation

Es ist kaum zu glauben, aber ursprünglich war der Mustang als leistbares Familienauto angedacht. Über die Jahrzehnte hat er stetig an Leistung zugelegt, heute ist er ein klassischer Sportwagen.

Bei Ford denkt man um, will ab 2030 in Europa nur noch elektrische Modelle auf den Markt bringen. Mit der Vorstellung des ersten vollelektrischen Modells unter dem Namen Mustang beweist die Marke gleich eine Menge Mut. Die Weichen in eine elektrische Zukunft, nicht nur die des Pony-Cars, sondern der ganzen Marke, sind jedenfalls gestellt.

Mustang Mach 1 & Mustang Mach-E

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1 Links: Der Mustang-Klassiker Mach 1 mit V8-Benziner. Rechts: Der Mustang der Neuzeit, das vollelektrische Crossover-SUV. © Erich Reismann

2 Bereits ein Markenzeichen des Ur-Mustang: Die typischen Heckleuchten mit den drei senkrecht stehenden Balken. © Erich Reismann

3 Auch der elektrische Mustang greift auf die Stilelemente des klassischen Mustang zurück. Steht ihm gut. © Erich Reismann

Mustang – ein Name, zwei Welten

Ein Familientreffen, wie es unterschiedlicher kaum sein kann. Auf der einen Seite der Quasi-Klassiker mit V8-Benzinmotor, dessen Karosserieform sich in wesentlichen Punkten seit 1964 kaum verändert hat: lange Motorhaube und kurzes Heck, niedrige Dachlinie, breite Spur – so fuhr er auf Anhieb in die Herzen der Fans.

Auf der anderen Seite ein Auto, wie es gegensätzlicher kaum sein kann: ein SUV mit Elektro-Antrieb, hochbauend, aber mit Coupé-hafter Seitenansicht, schnell, stark. Ob es ein Herzensbrecher wird, bleibt abzuwarten.

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Geduckte Haltung, grimmiger Blick und über 1,9 Meter breit: Der Mach 1 transportiert authentisch wie kaum ein anderer Sportwagen das Thema Muscle Car.
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Wie bei den Vorgängern des Mustang Mach 1 aus den 60er- und 70er-Jahren zieren spezielle Design-Elemente Motorhaube und Flanken.
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Vor allem die vier großen Auspuffrohre, die dreigeteilten Heckleuchten und der dominante "Mach 1"-Schriftzug verleihen dem Mach 1 einen satten Auftritt. 
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Hohe Fahrzeugfront, großer Kühlergrill (der bei einem E-Auto allerdings nur für optische Zwecke sein muss!) und das große Mustang-Logo, das an den Klassiker der Sechzigerjahre erinnern soll.
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Eine leicht erhöhte Bodenfreiheit, der üppige Karosserieaufbau und die großen Räder sind untrügerische Zutaten der neuzeitlichen und beliebten Gattung SUV – Ford nennt den Mach-E übrigens Crossover.
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Wie beim Original stechen sofort die dreigeteilten Heckleuchten ins Auge. Ansonsten hat das fast schon pummelig wirkende Heck nichts mit dem "echten" Mustang zu tun. Auffallend auch: die große Heckklappe.

Der Verbrenner: Ford Mustang Mach 1 Fastback

2013 entschied sich Ford, den legendären Mustang wieder in Europa einzuführen. Mit Erfolg, denn der Sportler entwickelte sich auf Anhieb zu einem Topseller. Zwischen 2013 und 2022 wurden weltweit nicht weniger als 1.018.807 Modelle verkauft.

Ende 2020 sorgte das Sondermodell "Mach 1" – erstmals in Europa mit dem 460 PS starken, 5.038 cm³ großen Achtzylinder unter der Haube – für Furore. Wahlweise mit einem handgeschalteten Sechsgang-Getriebe oder einer Zehngang-Automatik. Aktuell sind übrigens noch Lagerfahrzeuge zu haben.

Der Spruch des mächtigen Fünfliter-V8-Benziners ist einzigartig. Das tröstet letztlich auch über das nicht gerade agile Handling hinweg. 

Christian Stich, Redakteur

Der Stromer: Ford Mustang Mach-E GT

Der vollelektrische Mach-E soll an die Erfolgsstory des V8-Muscle Car anknüpfen. Keine leichte Übung, wie wir meinen. Doch lassen wir die Diskussion darüber beiseite, wie sinnvoll es von Ford ist, seinem Strom-SUV den Kult-Namen Mustang zu geben.

Unterm Strich zählt die Performance, denn die Konkurrenz für den elektrischen Mustang hat seine Hausaufgaben ebenfalls erledigt (auto touring-E-Auto-Vergleichstest).

Der Mach-E ist wie ein stark domestizierter Mustang mit hohem Nutzwert – die Schärfe seines Namensvetter mit V8-Motor ist bei ihm nicht zu finden.

Günter Rauecker, Redakteur

Wer ist stärker?

Leistungsmäßig schenken sich die beiden PS-Monster nichts. Die von uns gemessene Beschleunigung von null auf hundert erledigt schon der Mach 1 in atemberaubenden 5,2 Sekunden, mit gemessenen 4,7 Sekunden unterbietet der 487 PS starke Mach-E GT den Klassiker aber noch einmal um eine halbe Sekunde. Den beherzten Tritt auf’s E-Pedal setzt der Mach-E GT jedenfalls mit noch mehr Temperament in Vortrieb um als der Verbrenner-Mach 1.

Geht's lediglich um den Platz für Insassen und Gepäck, hat der neuzeitliche Mustang im SUV-Gewand ebenfalls die Nase vorn – und zwar deutlich.

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Die nackten Zahlen des Mach 1-Aggegates: Fünfliter-Achtzylinder-Benziner mit 460 PS, 529 Newtonmeter, Spitze 267 km/h. 
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Die zwei Sitze im Fond sind gut gemeint, wegen des schwierigen Zustiegs und der praktisch nicht vorhandenen Beinfreiheit aber bestenfalls eine Option.
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Ja, Kofferraum ist vorhanden – und gar nicht einmal so klein. Ernsthaft transportiert wird im Mach 1 aber sowieso nichts. 
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Im E-Mustang thront kein V8, der E-Motor macht aber dennoch 487 PS locker. Dafür gibt’s im Mach-E einen 100 Liter großen Stauraum fürs Ladekabel, auch "Frunk" bezeichnet.
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Mit einer Außenlänge von 4,71 Metern und knapp drei Metern Radstand ist der Mach-E sehr geräumig und damit der erste Mustang, in dem man auch hinten bequem sitzen kann.
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Der Kofferraum des SUV-artigen Mach-E ist mit 402 Litern bei aufgestellten Rücksitzlehnen nicht sonderlich üppig.

Zukünftige Ikone als Familienkutsche

Vergangenheit und Zukunft – nebeneinander. Ein Gedanke, an den man sich erst einmal gewöhnen muss – und der natürlich auch Fragen aufwirft: Darf man ein vollelektrisches SUV mit dem Namen eines großartigen Sportwagens mit grandioser Historie auszeichnen? Man darf, schließlich ist die automobile Elektrifizierung nicht mehr aufzuhalten. Und hat auch Sinn.

Ford macht den Mustang für die Neuzeit jedenfalls startklar und sagt: "Seit mittlerweile 56 Jahren elektrisiert der Ford Mustang seine Fans rund um den Globus. Jetzt ist das berühmte 'Pony-Car' bereit für die elektrifizierte Zukunft: Mit dem neuen Mustang Mach-E präsentiert der Konzern eine rein elektrisch angetriebene Modellvariante. Sie wird von der gleichen Sehnsucht nach Freiheit, Fortschritt und famosen Fahrleistungen geprägt wie der legendäre Sportwagen, der 1964 auf den Markt kam."

Eingefleischte Verbrenner-Enthusiasten können aber beruhigt sein. Von der beschriebenen sechsten Mustang-Generation sind noch Lagerfahrzeuge zu haben – und Mustang Nummer sieben steht spätestens im Herbst 2023 bei den Händlern.

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