Duell auf Augenhöhe
Zwei vollelektrische Kompakt-SUV im Vergleichstest: Kia EV3 und Škoda Elroq.
Nach dem riesigen EV9 und dem Mittelklasse-EV6 legt Kia jetzt mit dem EV3 nach. Das Kompakt-SUV erweitert die Modellpalette nach unten – und kommt dabei dem ebenfalls brandneuen Škoda Elroq in die Quere. Gegenüber dem bullig wirkenden EV3 mit seinen Ecken und Kanten präsentiert sich der Elroq im neuen Škoda-Design: klare Linien und eine eher kühle Ausstrahlung. Auch das aktuelle Facelift des größeren Škoda Enyaq wurde bereits dieser neuen Formensprache angepasst.
Bemerkenswert bei beiden Testkandidaten: Preislich liegen EV3 und Elroq mittlerweile auf Höhe der vergleichbaren Verbrennermodelle im jeweiligen Markenportfolio. So ist das Einstiegsmodell des Elroq gerade einmal 100 Euro teurer als die Basis des Škoda Karoq. Nicht ganz so knapp ist es beim Kia. Da liegt das Basismodell des Sportage noch um 1.650 Euro unter dem Einsteiger-EV3. Nicht berücksichtigt bei beiden E-SUV: die E-Auto-Förderung in Höhe von 5.400 Euro, die derzeit aber akut von ihrer Abschaffung bedroht ist.
Das Video zum Vergleichstest
Licht & Schatten beim Verbrauch
Was sieht man nicht auf den ersten Blick? Der Elroq ist gut 13 Zentimeter länger als sein Konkurrent. Beim Platzangebot kann ihm das aber keinen entscheidenden Vorteil bringen. Und: Beim Škoda ist die Hinterachse angetrieben. Dadurch kann der Lenkeinschlag größer sein, der Wendekreis ist mit 9,3 Meter bemerkenswert klein.
Beide Testkandidaten haben mit knapp über 80 Kilowattstunden die jeweils größtmögliche Akkukapazität an Bord, die im optimalen Fall für etwa 500 Kilometer Reichweite sorgen soll. Die auto touring-Verbrauchsrunde bei fast frostigen Temperaturen zeigt, dass diese Reichweite im Winter Wunschdenken bleibt. Dank seines niedrigeren Verbrauchs kommt der Kia mit einer Akkuladung aber rund 60 Kilometer weiter. Trotzdem: Das Duell ist extrem knapp.
Vollelektrische Kompakt-SUV
Kia EV3
Auffällig, geräumig und kommod. Und sonst?
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Der neue EV3 ist anders. Zumindest beim Design. Denn genau dabei sticht der knapp 4,4 Meter lange Koreaner aus der breiten Masse optisch immer ähnlicher werdender SUV wohltuend heraus. Ecken und Kanten, wohin das Auge blickt, dennoch nicht übertrieben extrovertiert. Bravo, Kia!
Auch im Innenraum setzt sich die markante Architektur fort. Blickfang ist das große Display, das sich fast über die komplette Fahrzeugbreite erstreckt und Kombiinstrument, Infotainment und Klimabedienung vereint. Pluspunkt: Wie im Elroq ist auch im EV3 die Bedienung schnell durchschaut, ebenso gefällt der gelungene Mix aus Tasten und Touchflächen sowie die auffallend solide Verarbeitungsqualität.
Ähnlich wie im Elroq findet auch im EV3 eine vierköpfige Familie ausreichend Platz. Der geräumige Kofferraum hat einen großzügig in der Höhe verstellbaren Ladeboden, allerdings auch eine ziemlich hohe Ladekante. Fein: Großzügig dimensionierte und bequeme Sitze in der ersten Reihe samt perfekter Position zum Lenkrad. Ein Vorteil des EV3: Ein sogenannter Frunk unter der vorderen Haube bietet zusätzlich 25 Liter Stauraum für das Ladekabel.
Auch wenn der EV3 in puncto Fahrleistung und Agilität nicht mit dem Elroq mithalten kann, macht er seine Sache insgesamt mehr als solide. Gröbere Fahrbahnschäden filtert das im Unterschied zum Škoda sanfter abgestimmte Fahrwerk galant weg. Unangenehmes Poltern an der Hinterachse ist ihm sowieso fremd. Die Nase vorn hat der Kia beim Stromkonsum: Er punktet mit dem niedrigeren Verbrauch, konkret sind es 22,8 kWh/100 km und der deutlich längeren Reichweite von über 400 Kilometern. Ein Ausrufezeichen setzt der Koreaner wie gewohnt mit der siebenjährigen Garantie (allerdings nur bei Einhaltung des jährlichen Service).
Listenpreis Testwagen 45.840 Euro, Basis ab 36.840 Euro
Positiv: Tadelloser Verbrauch und brauchbare Reichweite, Platzangebot für vier Insassen, hochwertige Verarbeitung, durchdachte Fahrzeug-App, logische Bedienung, sieben Jahre Garantie, Serienausstattung, auch mit 58 kWh-Akku zu haben.
Negativ: Maximale Ladegeschwindigkeit von 128 kW, geringe Anhängelast, nicht ganz so detaillierte Navi-Routenplanung.
Kia EV3
Škoda Elroq
Extrem agil und geräumig. Aber auch sparsam?
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Mit dem neuen, knapp 4,5 Meter langen Elroq erweitert Škoda seine Palette an vollelektrischen Modellen. Das kompakte SUV zeigt sich in der neuen Designsprache „Modern Solid“ von Škoda. Ins Auge stechen dabei die schmalen LED-Scheinwerfer (optional auch als empfehlenswerte Matrix-LED bestellbar), die klare Linienführung mit Ecken und Kanten sowie der ausgeschriebene Markenname anstelle des Logos.
Trotz seiner kompakten Karosserie-Abmessungen überzeugt der Elroq mit familientauglichen Platzverhältnissen, selbst im Fond. Auch der geräumige, 470 Liter große Kofferraum, etliche durchdachte Ablagefächer und sinnvolle Ladefeatures steigern die Alltagstauglichkeit. Schade: keine verschiebbaren Rücksitze.
Zentrum der Bedienung des schnörkellos designten Cockpits ist der große Touchscreen, der sich durch logische Menüführung auszeichnet. Gut gelöst: Der Mix aus haptischen Tasten, Drehreglern und Touchflächen sowie die ansprechende Materialqualität. Lob gebührt außerdem den bequemen, einfach verstellbaren und langstreckentauglichen Sitzen.
Als echter Spaßmacher entpuppt sich der Elroq beim Fahren. Er lässt sich extrem präzise (super-direkte Lenkung), fast schon Gokart-artig steuern – und bleibt, trotz des straff abgestimmten Fahrwerks, immer noch komfortabel. Chapeau, Škoda! Ähnliches gilt übrigens auch für die hervorragende Beschleunigung, die – trotz Winterreifen – optimalen Bremswerte und den dank Hinterradantrieb besonders kleinen Wendekreis. Mit der starken Handling-Performance kann allerdings der Verbrauch nicht mithalten. Knapp über 24 kWh/100 km und 355 km Reichweite sind trotz sechs Grad Außentemperatur auf unserer Normrunde eine Spur zu hoch. Immerhin: Die grundsätzlich hohe Ladeleistung überzeugt.
Listenpreis Testwagen 45.490 Euro, Basis ab 35.490 Euro
Positiv: Sehr agiles Handling, solider Abrollkomfort, kräftige Bremsen, familientaugliches Platzangebot, einfache Bedienung, Zuladung, Garantie, Navi-Routenplanung, Serienausstattung, auch mit 55 oder 63 kWh großem Akku zu haben.
Negativ: Etwas zu hoher Verbrauch und damit eingeschränkte Reichweite, geringe Anhängelast, Wärmepumpe optional.
Škoda Elroq
Fazit: Womit der Škoda besser punktet
Ein Zweikampf auf Messers Schneide. Immer wieder wechselt in unserem Vergleichstest die Führung. Einmal hat der ungemein agile und quirlige Škoda Elroq die Nase vorn, dann setzt sich der grundsolide Kia EV3 an die Spitze. Die beiden vollelektrischen Kompakt-SUV beweisen, wie alltagstauglich die Elektromobilität aktuell bereits ist – und stetig besser wird.
Es bleibt bis zum Ende ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen. Den Sieg in diesem Zweikampf auf Top-Niveau sichert sich der Škoda Elroq. Er bietet familientaugliche Platzverhältnisse, ist trotz der Vielzahl an Funktionen erfreulich einfach zu bedienen, bietet langstreckentaugliche Lademöglichkeiten und ein durchdachtes Navi zur Routenplanung. Er bietet aber vor allem eins: unglaublichen Fahrspaß.
Der Kia EV3 macht auch (fast) alles richtig. Er ist ebenso geräumig, gefällt mit hervorragender Verarbeitung und wie der Elroq mit logischer Bedienung und guter Serienausstattung. Zudem ist er etwas sparsamer als der Škoda.
Günstig sind beide nicht. Und die große Unbekannte ist aktuell die Förderung. Ob sie weiterläuft, ist derzeit unklar. Einige Hersteller haben aber bereits angekündigt, auch die staatliche Förderung zu übernehmen. Wir bleiben dran.
Ladekurven Kia vs Škoda
Ab gut 40 % Akkustand startet der EV3 zur Aufholjagd gegenüber dem Elroq.