Verzicht mein nicht

Bei einem kleinen Auto braucht man heute auf (fast) nichts mehr zu verzichten – außer auf eine hohe Tankrechnung. Das zeigen Honda Jazz, Renault Clio und Toyota Yaris im Hybrid-Vergleichstest.

Es tut sich was. Während sich die öffentliche Aufmerksamkeit in erster ­Linie auf neue rein elektrische Modelle richtet, macht die technische Entwicklung auch bei den Verbrennungsmotoren nicht Halt. Aber auch hier geht es um Elektrifizierung, und zwar in Form von Hybridantrieb: die Kombination von einem Verbrennungs- mit einem Elektro-Motor.

Dabei wird die Bewegungsenergie beim Verzögern zum großen Teil nicht an den Bremsen in Form von Wärme vernichtet, sondern als elektrische Energie in einem kleinen Akku gespeichert. Der ­E-Motor unterstützt dann den konventionellen Verbrennungsmotor, der Verbrauch sinkt spürbar.

Die Testkandidaten

Sinnvolle Technik

Keine billige und vor allem keine einfache Technik – aber mittlerweile findet sie auch Einzug in die Kleinwagenklasse. Und ergibt speziell hier sehr viel Sinn: Der Diesel-Motor ist bei den Kleinen praktisch ausgestorben. Die Gründe: Er ist vergleichsweise teuer, bedarf einer aufwendigen Abgasreinigung und Kleinwagen legen meist zu wenige Jahreskilometer zurück, als dass sich der Mehrpreis bei der Anschaffung auf Dauer rechnen würde.

Hybrid hat hier viel mehr Sinn: Kleine Autos werden hauptsächlich in der Stadt bewegt. Und gerade das andauernde Beschleunigen und Verzögern (ist gleich Energie-Rückgewinnung) kommt der Hybrid-Technik entgegen.

Video: Sparen im Kleinformat

Ohne Kompromisse

Im Vergleichstest tritt Hybrid-Pionier Toyota mit seinem neuen Yaris an (auch die Vorgänger waren schon lange auch als Hybrid-Varianten zu haben). Der zweite japanische Kandidat in Form des Honda Jazz ist nur noch mit Hybrid-Motorisierung erhältlich, Auswahlmöglichkeiten beschränken sich auf die Ausstattung. Beim Renault Clio gibt es alternativ auch noch konventionelle Benzin-Motoren, der neue Hybrid-Antrieb ist aber nominell gleich stark wie der Motor des potentesten Benziner-Clio.

Beeindruckend bei den drei Testkandidaten: Die Bezeichnung Kleinwagen darf man nur noch auf Außenlänge und Platzangebot beziehen. Sowohl beim Fahrkomfort als auch bei der Sicherheit sind keinerlei Abstriche zu machen. So schaffen Jazz, Clio und Yaris im EuroNCAP-Crashtest souverän die Bestnote von fünf Sternen.

Dritter: Renault Clio

Renault Clio



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Guter Fahrkomfort, logisch bedienbar, Innenraum spürbar enger geschnitten. 
Er ist nach wie vor das wichtigste Modell im Renault-Portfolio: der Clio. Zu recht, denn die fünfte Generation ist seit ihrer Markteinführung 2019 fescher und vor allem hochwertiger denn je.

Das spiegelt sich bei den verbauten Materialien wider, die sich im Vergleich zu den beiden Japanern einfach besser anfühlen. Auch die Bedienung ist dank sinnvoll platzierter Tasten und einem ausreichend großen, logisch steuerbaren Touchscreen einfach wie nie zuvor.  Auffallend gut ist auch die Sitzposition, zudem sind die Sessel einfach verstellbar und großzügig dimensioniert.

Beim Platzangebot für die Insassen schaut's dagegen anders aus. Fehlende Zentimeter bei der Innenbreite im Vergleich zu Honda Jazz und Toyota Yaris machen sich schnell bemerkbar. Auch das Kofferraumvolumen schrumpft beim Hybrid-Clio – im Vergleich zum baugleichen Clio mit Verbrennungsmotor – um fast 90 Liter auf nur mehr 254 Liter. Und die Ladekante ist satte 17 Zentimeter höher als im Jazz.

Pluspunkte sammelt der Franzose jedoch beim Fahren. Der Hybridantrieb ist kräftig, der 91 PS starke Benziner ist am besten gedämmt und auch der Abrollkomfort ist sanfter als bei den anderen beiden Testkandidaten. Tadellos: der Verbrauch von gut 5 l/100 km auf der auto touring-Normrunde. Nur mittelmäßig: vier Jahre Garantie.

Zweiter: Honda Jazz

Honda Jazz



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Viel Platz, tolle Variabilität, lange Garantie, schwache Bremsen. 
Optisch tanzt der etwas über vier Meter lange Jazz durchaus aus der Reihe. Nicht allein wegen seiner Glupschaugen-Front, nein, vor allem die Van-artige Karosserieform unterscheidet ihn von den meisten klassischen Kleinwagen.

Und genau das beschert dem Jazz eine Reihe von Vorteilen. Ganz besonders gilt das für den Innenraum: Weder Clio noch Yaris bieten ihren Insassen annähernd so viel Platz. Vor allem die üppige Beinfreiheit in der zweiten Sitzreihe ist enorm, selbst gestandene Mittelklasse-Modelle können davon nur träumen. Auch die bequemen Sitze (speziell vorne) sorgen dank ihrer guten Konturierung für entspannten Langstreckenkomfort.

Sein größter Trumpf ist aber die einzigartige Variabilität. So können beispielsweise die Sitzflächen in der zweiten Reihe hochgeklappt und fixiert werden. Ergebnis: Ein Stauraum hinter den Vordersitzen, der sogar den Transport von Fahrrädern quer zur Fahrtrichtung möglich macht. Und beim klassischen Vorklappen der Rücksitzlehnen senkt sich gleichzeitig auch die Sitzfläche nach unten ab und schafft so einen ebenen Ladeboden. Ebenso gut: Verarbeitung und Karosserie-Übersicht.

Der bei hohen Drehzahlen brummige, 109 PS starke Hybridantrieb sorgt für solide Fahrleistungen und einen akzeptablen Verbrauch. Schwachpunkt: die Bremsen. Top dafür: acht Jahre Garantie.

Erster: Toyota Yaris

Toyota Yaris



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Geringer Verbrauch, sehr fahrsicher. Konkurrenzlose Garantie.
Langweilig war gestern, mit der vierten Generation hat der Yaris einiges mehr an optischem Pfiff erhalten. Was ebenfalls positiv auffällt: Toyota hat der Hybrid-Motorisierung den Gummiband-Effekt (also das extreme Hochdrehen des Benzinmotor beim Beschleunigen) abgewöhnt, und zwar mit einprogrammierten "künstlichen" Schaltstufen beim stufenlosen Automatik-Getriebe.

Beim Verbrauch schlägt die große Stunde des Yaris: Auf der auto touring-Testrunde braucht er lediglich 4,8 l/100 km. Vor allem im Stadtverkehr spielt er das jahrzehntelange Hybrid-Know-how von Toyota aus, deutlich unter vier Liter sind leicht zu erreichen.

Für den Fahrer ist die Bedienung logisch. Armaturen: Manche Anzeigen sind gar etwas klein geraten. Bei den Materialien würde man sich teilweise etwas ansehnlicheren Kunststoff wünschen. Und etwas mehr an Ablagen für den alltäglichen Krimskrams. Das Platzangebot für die Passagiere ist ausreichend, kommt an den Honda aber nicht heran. Vor allem der Öffnungswinkel der hinteren Türen ist zu gering.

Top ist die Garantie: Insgesamt zehn Jahre werden geboten, wenn man die Service-Termine entsprechend einhält. Auch bei den monatlichen Gesamtkosten (inklusive Wertverlust, Wartung …) kann der Toyota seine beiden Konkurrenten distanzieren.

Alle Daten im Überblick