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© Erich Reismann
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März 2024

Buzz of Wallstreet

Family statt Flower-Power, Wallstreet statt Woodstock: Wie viel Bulli steckt noch im VW ID. Buzz?

Mai 2022. Via Pressemitteilung verkündet VW-Chefdesigner Jozef Kabaň die frohe Botschaft, dass der ID. Buzz "Sympathie und Nähe zum Menschen" auf die Straße bringen soll. Zeitsprung in die Gegenwart: Chefdesigner von VW ist Kabaň zwar nicht mehr, recht hat er aber trotzdem gehabt: Mit seinen Bulli-Akzenten (großes Logo, V-Form an der Front, Zweifarbenlackierung) fällt der elektrische Bus auf. So viel ist uns nach sechs Monaten und 15.000 Kilometern klar.

Und sonst? Wie schlägt sich der VW ID. Buzz im Alltag? Was sind seine Stärken, was seine Schwächen? Und worin hat er uns überrascht?

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VW ID BUZZ_er390_CMS.jpg Erich Reismann © Erich Reismann
Großes Logo, abgerundete V-Form an der Front, Zweifarbenlackierung – der ID. Buzz will das Design des Ur-Bulli ins Moderne übersetzen.

Verblüfft hat uns, wie wendig der ID. Buzz ist: Weil der 150 kW (204 PS) starke E-Motor hinten sitzt und auch die hintere Achse antreibt (eine weitere Gemeinsamkeit mit dem Bulli), können die Vorderräder richtig stark einschlagen. Mit dem Ergebnis, dass der Wendekreis sehr klein ist und der Bus sich wie ein kompakter Wagen durch Park­garagen und enge Gassen schlängeln lässt.

VW ID BUZZ_er375_CMS.jpg Erich Reismann © Erich Reismann
Hohe Wendigkeit dank des großen Lenkwinkels.

Allerdings ist der ID. Buzz mit 4,7 Metern Länge auch gar nicht so weit von der Kompaktklasse entfernt: Ein Golf Variant ist mit 4,63 Metern kaum kürzer. Weil der Bus aber so bullig auftritt, spielt einem die eigene Wahrnehmung einen Streich. Das opulente Platzangebot im Innenraum (fast drei Meter Radstand) verstärkt die Illusion. Kofferraumvolumen: ausreichend.

Überrascht hat uns auch ein zweiter Aspekt beim Fahrverhalten: Der VW ID. Buzz liegt überraschend stoisch in der Kurve, wankt kaum und vermittelt viel Sicherheit. Große Komforteinbußen muss man dafür nicht hinnehmen, so richtig auf Wolke sieben schwebt aber auch nur, wem Woodstock noch nachhängt.

Ebenso mitverantwortlich für die sichere Kurvenlage ist die Gewichtsverteilung: Immerhin steckt ein Akku mit einer Kapazität von 77 kWh im Rumpf.

VW ID. Buzz: die reale Reichweite

Laut WLTP sollten damit 409 Kilometer drinnen sein. Wir haben den Praxistest gemacht. Das Ergebnis: Auf unserer Normrunde verbrauchte der ID. Buzz inklusive Ladeverluste 22,7 kWh/100 km im Sommer, was eine Reichweite von 390 Kilometern bedeutet. Im Winter stieg der ermittelte Verbrauch auf 30,3 kWh/100 km, die Reichweite schrumpfte auf 294 Kilometer.

Im Alltag zeigte sich jedoch eine große Streuung um diese Mittelwerte. Wer nur in und um die Stadt pendelt, der wird im Sommer bei effizienter Fahrweise auch mehr als 409 Kilometer weit kommen. Fahrten auf der Autobahn quittiert der VW ID. Buzz allerdings mit Verbräuchen um die 30 kWh/100 km – im Sommer. Längere Reisen (zum Beispiel nach Košice in der Ost-Slowakei, wo die hypothetische Verwandtschaft Ihrer hypothetischen Freundin lebt – siehe Bildergalerie) lassen sich schon managen, erfordern aber Planung.

VW ID. Buzz: die Ladeleistung

Immerhin hält die Ladeleistung (170 kW) in der Praxis, was die Theorie verspricht: Im Test lud der ID. Buzz von 10 bis 90 % in 36 Minuten. In zehn Minuten können 117 Kilometer Reichweite nachgeladen werden.

Übrigens: Mehr Reichweite wird es im VW ID. Buzz LWB (kurz für Long Wheel Base, zu deutsch: langer Radstand) geben, der in Österreich voraussichtlich ab Sommer 2024 bestellbar sein wird. Er kommt mit einer 85-kWh-Batterie (netto), die auch im VW ID.7 eingesetzt werden wird. Darüberhinaus bietet der ID. Buzz LWB mehr Sitze (wahlweise fünf, sechs oder sieben), mehr Platz und mehr Power. Wenngleich uns bei den 204 PS auch nichts abgegangen ist.

VW ID BUZZ_er359_CMS.jpg Erich Reismann © Erich Reismann
Eine halbe Stunde gibt VW für die Ladezeit von 5 bis 80 Prozent an, bei unserem Test von 10 bis 90 Prozent waren es konkret 36 Minuten. 

Negative Aspekte? Weil man als Fahrer:in recht weit hinten und hoch sitzt, sind Ampeln oft nur in den akrobatischsten Positionen einsehbar. Was man selbst an Flexibilität mitbringen muss, fehlt dem ID. Buzz im Innenraum. Man kann die Rückbank um 15 Zentimeter verschieben, aber das geht im Suzuki Ignis auch. Nervig sind außerdem die Touchslider am Lenkrad. Bei manchen Modellen wie zum Beispiel dem neuen Tiguan kehrt VW wieder davon ab. Danke!

Ein Sonderangebot ist der Buzz mit 70.863 Euro für die höhere der beiden Ausstattungslinien auch nicht. Unser Test­wagen kam mit einigen Extras gar auf 87.486 Euro, wodurch er schon eher in die Welt der Wallstreet als vors Einfamilienhaus passt. Dort ist er wenigstens (die letzte Gemeinsamkeit) in bester Gesellschaft: Ein Ur-Bulli ist heute auch nicht mehr günstiger.

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Kostet zwar knapp 1.000 Euro extra, dafür kann der ID. Buzz dann einen ein Tonnen schweren, gebremsten Anhänger ziehen.

VW ID. Buzz Pro 150 kW: die technischen Daten

  • Listenpreis: € 70.863,–
  • E-Motor: fremderregter Synchronmotor
  • Leistung: 150 kW (204 PS)
  • Drehmoment: 310 Nm
  • Batterie: Lithium-Ionen
  • Kapazität: 77 kWh
  • Laden (Typ 2/11 kW): 7,5 h (0–100%)
  • Laden (CCS): 170 kW: 30 min (0–80%)
  • Spitze: 145 km/h
  • Normverbrauch: 21,3 kWh/100 km WLTP kombiniert
  • Normreichweite: 409 km
  • Antrieb: Heck, einstufige Automatik
  • Länge/Breite/Höhe: 4.712/1.985/1.927 mm
  • Radstand: 2.989 mm
  • Gewicht: 2.473/527 kg (leer/Zuladung)
  • Anhängelast: 1.000/750 kg (gebr./ungebr.)
  • Kofferraum: 1.121/2.123 l (min/max)
  • Garantie: 5 Jahre, Akku: 8 Jahre/160.000 km

 auto touring Messwerte

  •  Beschleunigung: 10,1 s (0–100 km/h)
  • Bremsweg (Sommerreifen): 36,1 m aus 100 km/h
  • Reichweite: 390 km
  • Verbrauch: 22,7 kWh/100 km
  • CO2-Gegenwert: 46 g/km

Videos vom VW ID. Buzz finden Sie auf unserem Instagram-Kanal.

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