Bei den EU- und Nationalratswahlen, die 2024 anstehen, werden auch Verkehrs- und Mobilitätsthemen eine Rolle spielen. Es geht um steigende Kosten, neue Möglichkeiten, technologische Trends. Da ist noch manches in Bewegung, kann noch viel passieren. auto touring gibt einen Überblick zu den Mobilitäts-Trends 2024, so weit sie schon feststehen.
Kosten, Steuern, Trends
Auch 2024 wird sich unsere Mobilität weiterentwickeln und verändern. Vorschau auf das neue Jahr.
Auto-Markt 2024
Sämtliche Neuheiten auf dem Pkw-Automarkt 2024 (Diesel, Benziner, Hybride und Elektroautos) sind in einer Übersicht hier zu finden. Bereits im Oktober 2023 haben wir ausführlich darüber berichtet, dass 2024 und die folgenden Jahre die Wende für die Elektro-Mobilität vom Nischenprogramm zum Massenprodukt bringen könnten. Die Preise der E-Autos nähern sich jenen der Verbrenner an, auch weil diese aufgrund der strengeren Abgasvorschriften immer teurer werden. Einige Hersteller werden erschwingliche Modelle um rund 25.000 Euro auf den Markt bringen. Ein neuer Vergleichsrechner der E-Control macht es einfacher, einen Weg durch den Dschungel der Ladetarife zu finden, wenngleich die Preise wohl hoch bleiben werden.
Förderung für E-Mobilität
Die Zahl der Ladepunkte wird 2024 von derzeit 20.400 um 25 Prozent auf ca. 25.000 zunehmen, mit dann deutlich mehr als 900 Megawatt Leistung. "Bei Batterien dominiert Lithium-Ionen-Technologie, neu sind Natrium-Ionen-Batterien. Reichweiten verbessern sich durch neue strukturelle Designs und Cell-to-Chassis-Technologie", berichtet E-Auto-Experte Christian Klejna vom ÖAMTC. Für die Förderung stehen 2024 insgesamt 114,5 Millionen Euro zur Verfügung. Private erhalten für den Kauf eines Elektroautos bis zu 5.000 Euro, der Kauf eines E-Motorrads wird mit bis zu 2.300 Euro unterstützt.
Private Ladeinfrastruktur wird ebenfalls gefördert: Für Wallboxen und Ladekabel gibt es bis zu 600 Euro, Errichter von Gemeinschaftsanlagen in Mehrparteienhäusern erhalten bis zu 1.800 Euro. Für öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur stehen bis zu 30.000 Euro bereit. Weitere zehn Millionen Euro sollen den Bau von Ladeinfrastruktur in bisher unterversorgten Gebieten vorantreiben. Details gibt es auf www.umweltfoerderung.at, hilfreich ist die umfangreiche Dokumentation beim ÖAMTC.
Ein großes Thema wird nach Ansicht des ÖAMTC die Möglichkeit werden, E-Autos als Speichertechnologie zu nützen. Privatpersonen könnten in Zeiten der Spitzenbelastung des Stromnetzes die Energie von ihren Fahrzeugen ins Netz zurückspeisen und so – vereinfacht gesagt – Geld sparen.
Für Unternehmen wird die Unterstützung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf deren Arbeitswegen eine größere Bedeutung bekommen – nicht zuletzt auch deshalb, um in Zeiten des Fachkräftemangels die Belegschaften bei der Stange zu halten. Spätestens 2026 kommt eine Berichtspflicht über nachhaltige Mobilitätsmaßnahmen in großen Betrieben.
Technische Innovationen
Kräftig durchmischt wird der Automarkt. Die Hersteller müssen sich auf das "Aus" für "Verbrenner"-Neuzulassungen vorbereiten, das für 2035 in der EU im Raum steht. Gleichzeitig intensiviert sich der Preiskampf um E-Autos, wo chinesische Anbieter in den Markt drängen. Und die Konsumenten? Private bleiben wohl weiterhin bei E-Autos zurückhaltend, da sie auf Verbesserungen bei Batteriekapazitäten, Reichweiten und Infrastruktur setzen, so die Einschätzung einiger Importeure. Nichtsdestotrotz soll etwa bei BMW schon 2025 jedes dritte ausgelieferte Neufahrzeug vollelektrisch sein. Mercedes-Benz will bis zum Ende des Jahrzehnts überall dort, wo es die Marktbedingungen zulassen, vollelektrische Pkw anbieten. Bei den Ausstattungen geht der Trend von Fahrer-Assistenz-Systemen hin zum vollautomatischen Fahren, zum Beispiel auf Autobahnen im unteren Geschwindigkeitsbereich.
Datenschutz
Mit dem "Data Act" will die EU einen unionsweiten fairen Zugang zu Daten und die Nutzung von Daten, die von vernetzten Geräten gespeichert werden. Gerade Autos produzieren im Hintergrund eine große Datenmenge, die dem Nutzer oft verborgen bleiben, egal ob das nun Daten aus dem Fehlerspeicher sind, die Geschwindigkeit oder die Sitzposition. Da Autos und Smartphones, auch was Daten anbelangt, sehr unterschiedlich sind, bedarf es Spezialregelungen für Autos. Für eine sektorspezifische Regelung wird der ÖAMTC auch heuer kämpfen. Dieses Thema wird auch bei den EU-Wahlen eine Rolle spielen, mehr dazu im aktuellen ÖAMTC-Podcast mit Direktor Oliver Schmerold.
Fahrrad: Technik zählt
Noch mehr ausgefeilte Technik, also etwa Automatik-Schaltungen und ABS, wird die Fahrrad-Entwicklung heuer bestimmen – durchaus auch in der Rad-Mittelklasse, betont etwa Hans-Jürgen Schoder von der Arge Zweirad. Bei den elektrisch angetriebenen Mountainbikes geht der Trend in Richtung "Light", also ein Komplett-System unter 20 Kilo. Der Rad-Hype hat sich in den Pandemie-Jahren etwas abgeschwächt, die Kurve zeigt aber weiterhin nach oben, wobei vor allem die E-Bike-Nutzung im Alltag- und Freizeitbereich wohl weiterhin zulegen wird. Lieferprobleme sollte es 2024 keine mehr geben.
Wasserstoff-Ausbau
Meist eher unbemerkt von der Öffentlichkeit schreiten die Vorbereitungen für den Ersatz von fossilem Erdgas durch "grünes Gas", darunter auch Wasserstoff, voran. Ziel ist es, bis 2040 das derzeit für Erdgas genützte Netz auch für den Ferntransport von H2 fit zu machen und so österreichweit und im EU-Raum die Voraussetzungen für neue Mobilität per Brennstoffzelle zu schaffen.
Bahn & Straße
Die ÖBB setzen auf den Verbindungen von Wien bzw. Innsbruck nach Hamburg erstmals die neuen Nightjets ein, nach und nach werden mehr neue Züge dazukommen. Mit dem neuen Fahrplan wird das Angebot mit zahlreichem Fern- und Nahverkehrsverbindungen ausgebaut. Die Zulaufstrecke zur Koralmbahn im Kärntner Lavanttal wurde Ende 2023 eröffnet, fertig wird die Verbindung durch den Tunnel nach Graz 2025. Doch es gibt neue Hindernisse: Ab 18.11. 2024 muss der Tauerntunnel zwischen Böckstein und Mallnitz für acht Monate gesperrt bleiben. Ab Juli wird die S-Bahn-Stammstrecke in Wien saniert, es kommt über mehrere Jahre hinweg immer wieder zu Totalsperren. Im Laufe des Jahres 2024 soll es laut Ankündigungen aus dem Infrastruktur-Ministerium ein Gratis-Klima-Ticket für 18-Jährige geben, das ein Jahr lang gültig ist.
Der Arlbergtunnel im Zuge der S16 Arlberg Schnellstraße zwischen Tirol und Vorarlberg wird von 15.04. bis 22.11. neuerlich wegen Sanierungsmaßnahmen in beiden Fahrtrichtungen für den gesamten Verkehr gesperrt. Bis Juni 2025 läuft die Generalsanierung der Tunnelkette der A10 Tauernautobahn im Salzachtal, von Juli bis September werden die Bauarbeiten ruhen und es werden die Tunnel in beiden Fahrtrichtungen zur Verfügung stehen.
In Oberösterreich ist Baubeginn für die neue Anschlussstelle Traun der Westautobahn A1 und die Umfahrung Haid (bis 2026). Details finden sich auf der Website der Asfinag. Zum Bau der S18 in Vorarlberg und des Lobautunnels im Zuge der S1 in Wien gibt es wohl erst nach den Wahlen 2024 Neuigkeiten zu berichten.
Spritpreise steigen
Die neue CO2-Bepreisung der Kraftstoffe – es gibt sie seit Oktober 2022 – wurde mit Jahresbeginn neuerlich angehoben. Nachdem sie 2023 aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise mit 32,5 Euro je Tonne CO2 weniger hoch ausfiel als ursprünglich geplant, steigt der Preis 2024 (wie gesetzlich vorgesehen) nun um 38 Prozent auf 45 Euro pro Tonne. In Summe zahlt man deshalb an der Zapfsäule inklusive Umsatzsteuer im Jahr 2024 13,5 Cent je Liter Diesel und 12,3 Cent je Liter Benzin mehr, mit Jahreswechsel kommt es also zu einer Erhöhung um 3,7 bzw. 3,4 Cent je Liter. Wie hoch der Klimabonus 2024 ausfällt, der (regional gestaffelt) diese Belastungen abfedern soll, wird allerdings erst festgelegt. Der ÖAMTC fordert eine Anhebung im Ausmaß der CO2-Preiserhöhung, also um mehr als ein Drittel. Mehr dazu hier.
Firmen-E-Fahrzeuge
Zu einer Verschärfung beim Sachbezug kommt es bei der Privatnutzung von neuen konventionellen Firmenfahrzeugen. E-Autos bleiben weiterhin vom Sachbezug ausgenommen. Für das Laden dieser Fahrzeuge zu Hause ist in einem Begutachtungsentwurf eine wesentliche Erleichterung angedacht. Wollte man sich bisher zum Beispiel die Kosten für den Strom, mit dem das Firmen-E-Auto zu Hause geladen wird, steuerfrei ersetzen lassen, so war die Erkennung des Fahrzeugs durch die Ladestation selbst nötig. Rückwirkend für 2023 soll es nun auch ausreichend sein, wenn Lademenge und Ladeort durch das Fahrzeug aufgezeichnet werden oder die eigene Ladestation zum Beispiel per RFID-Karte bzw. -Chip freigeschaltet wird, die ausschließlich dem Firmenfahrzeug zugeordnet ist. Durch die stark gestiegenen Strompreise ist 2024 ein steuerfreier Kostenersatz von 33,182 Cent pro kWh möglich.
Höhere NoVA
Die Normverbrauchsabgabe steigt beim Kauf neuer Pkw, die mehr als 99 Gramm an CO2 je Kilometer emittieren. Betroffen sind praktisch alle reinen Benziner und Diesel, auch Kleinwagen. Für Neuwagen, die mehr als rund 5,9 Liter Diesel und rund 6,7 Liter Benzin verbrauchen, wird es zusätzlich teurer: Pro Gramm CO2 über 155 Gramm je Kilometer sind 80 Euro zu bezahlen. Das bedeutet, grob gerechnet, dass der Neuwagen-Kaufpreis für jeden Liter Normverbrauch mehr zusätzlich rund 2.000 Euro höher ausfällt.
Die motorbezogene Versicherungssteuer fällt für fast alle Autos, die ab 01.01.2024 erstmalig zugelassen werden, um 34,56 Euro pro Jahr höher aus als bei einer Erstzulassung im Jahr 2023. Nur für besonders effiziente bzw. leistungsschwache Pkw wird die Steuer weniger oder gar nicht erhöht. Für bereits zugelassene Fahrzeuge ändert sich nichts.
Fahrzeug-Beschlagnahme
Ab dem 1. März wird es möglich sein, Fahrzeuge unter gewissen Umständen zu beschlagnahmen und sogar für verfallen zu erklären. Anwendungsfälle dafür sollen einerseits drastische Tempoüberschreitungen (mehr als 60 km/h innerorts und 70 km/h außerorts) samt einschlägiger Vorstrafe (etwa Teilnahme an einem Autorennen) sein oder andererseits noch drastischere Geschwindigkeitsüberschreitungen (innerorts 80 km/h und außerorts 90 km/h zu schnell, gemessen mit technischen Hilfsmitteln). Beschlagnahmt werden kann das Fahrzeug nur beim Eigentümer. Ist der Lenker nicht der Eigentümer, kann ihm ein Lenkverbot für das betroffene Fahrzeug im Führerschein eingetragen werden.
Fahrer-Assistenzsysteme
Nach der EU-Typengenehmigungs-Verordnung müssen Fahrzeuge mit Erstzulassungsdatum ab 06.07. mit Notbremsassistent, Tempo- bzw. Müdigkeitswarner, Datenaufzeichnungsgeräten für die Unfallforschung, "Alko-Lock"-Schnittstellen und anderen Fahrer-Assistenzsystemen ausgerüstet sein.
Neues bei Maut & Vignetten
Bei den österreichischen Vignetten ist zu leichten Preisanpassungen gekommen. Ausgenommen ist die Jahres-Vignette, sie kostet für 2024 weiterhin 96,40 Euro. Neu ist eine (wohl vor allem für Touristen aus dem Ausland attraktive) Ein-Tages-Vignette um 8,60 Euro für Pkw und 3,40 Euro für Motorräder, sie kann ausschließlich online erworben werden und ist ebenso wie die Zehn-Tages-Vignette sofort, also ohne 18-Tage-Konsumentenschutzfrist, gültig.
Ebenfalls neu und ein Erfolg für den ÖAMTC: Ein Mal pro Kalenderjahr ist die Umregistrierung der digitalen Vignette ohne Angabe von Gründen (und gegen eine Gebühr von 18 Euro) auf ein anderes Kennzeichen möglich, solange der Zulassungsbesitzer gleich bleibt. Das ist vor allem hilfreich, wenn man beim Fahrzeugwechsel ein neues Kennzeichen zugewiesen erhält.
Schon seit Dezember ersetzt eine neue Mehrfahrtenkarte die Streckenmaut-Jahreskarte auf den mautpflichtigen Abschnitten der A9 Pyhrn Autobahn, A10 Tauern Autobahn, A13 Brenner Autobahn und S16 Arlberg Schnellstraße. Verteuerungen gibt es dadurch keine. Menschen mit Behinderungen bekommen die Jahresvignette und – seit 01.12.2023 neu – auch die Streckenmaut etwa für Brenner- oder Tauernautobahn kostenlos. Wenn die Daten zur Erlangung einer Gratisvignette im System vorliegen, erfolgt die Ausstellung der Mehrfahrtenkarte automatisch mit der Jahresvignette.
Das Nachbarland Ungarn erhöht die Vignettenpreise für die Autobahnen kräftig: Jene für Pkw kostet für eine Woche 6.400 Forint (16,80 Euro), für einen Monat 10.360 Forint (27,30 Euro). Neu ist ab März 2024 eine Tagesvignette zum Preis von 5.150 Forint (13,50 Euro), die also nur unwesentlich billiger ist als die Zehn-Tages-Vignette.
Ebenfalls ab März steigt in Tschechien der Preis für die Pkw-Jahresvignette von 1.500 auf 2.300 Kronen (94 Euro). Monats- und 10-Tages-Vignetten werden geringfügig billiger, neu ist auch hier eine Ein-Tages-Vignette (200 Kronen, ca. 8,20 Euro).
Details dazu und noch mehr Änderungen bei Mauten und Vignetten gibt es in den jeweiligen Rubriken der ÖAMTC-Länderinformationen.
Wohnmobile: Gewichts-Poker
Statt des höchstzulässigen Gesamtgewichts entscheidet künftig die "technisch zulässige Gesamtmasse", ob für ein Fahrzeuge eine Vignette oder Lkw-Maut zu bezahlen ist. Die technisch zulässige Gesamtmasse ist das vom Hersteller angegebene, maximal zulässige Gewicht des Fahrzeuges.
Das bedeutet: Wurde das Wohnmobil auf 3,5 Tonnen "abgelastet", damit es mit dem B-Führerschein gefahren werden kann, ist dafür dennoch auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen Lkw-Maut per "Go-Box" zu bezahlen. Für den "Altbestand" (solche Fahrzeuge, die vor dem 01.12.2023 zugelassen wurden) gilt nach Intervention des ÖAMTC eine fünfjährige Übergangsfrist. Fahrzeuge von Menschen mit Behinderung sind auf Antrag von der Änderung ausgenommen.
Nähere Informationen dazu gibt es beim Österreichischen Camping Club (ÖCC).
"Overtourism": Eintrittsgebühr für Venedig
Angekündigt wird sie schon seit vielen Jahren, jetzt soll es wieder einmal so weit sein mit der "Eintrittsgebühr" für Tagestouristen ohne Hotelbuchung in die Lagunenstadt Venedig. Sie wird (testweise) fünf Euro pro Person über 14 Jahren an 29 ausgewählten Tagen im Jahr 2024 betragen. Auf einer Internetseite kann ab dafür ein QR-Code erworben werden, den man – nur an den betreffenden Tagen und nur in der "Altstadt" von Venedig! – am Handy dabeihaben muss. Verstöße sollen zwischen 50 und 300 Euro kosten. Die ersten Tage mit "Eintrittsgebühr" 2024 sind der ganze Zeitraum von 25.04. bis 05.05.
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