Als Porsche der Presse dieses Auto Ende Juni in der Gegend von Trier vorstellte, waren auch zwei ältere Herren mit von der Partie: Rallyegott Walter Röhrl, mittlerweile 74, aber immer noch 1 Meter 96 lang, und Roland Kussmaul, ehemaliger Porsche-Renningenieur.
Diese beiden Männer, der Porsche 911 GT3 und die Landschaft rund um Trier haben nämlich eine gemeinsame Vergangenheit.
2001, da lag Walters Zeit als Rallye-Profi schon 13 Jahre zurück, wurde er gebeten, mit einem (fast) serienmäßigen 911 GT3 der damaligen Baureihe 996 bei der Rallye Deutschland rund um Trier mitzufahren – nicht als Teilnehmer, sondern mit dem Vorausauto. (Bei jeder Rallye-Sonderprüfung startet vor dem ersten Bewerber ein Vorausauto außer Konkurrenz, um die Strecke unmittelbar vor dem Start noch einmal zu überprüfen.)
Zweck der Fahrt war es, Aufmerksamkeit für den Bewerb zu wecken, denn der Veranstalter bewarb sich um den WM-Status.
Walter willigte ein und faltete sich hinter das Lenkrad eines gelben GT3 mit der Startnummer 0, neben sich seinen langjährigen Partner und Copiloten Christian Geistdörfer. Kussmaul hatte den Wagen (siehe Fotos unten) ein wenig für den Rallyeeinsatz präpariert: härtere Federn und Dämpfer eingebaut, die Bodenfreiheit erhöht und einen anderen Auspuff montiert. Ansonsten blieb der GT3 serienmäßig – 360 PS stark, mit Hinterradantrieb und Saugmotor, dem legendären Sechszylinder-Boxer, damals mit 3,6 Liter Hubraum.
So erzählte Walter seine Erinnerung an diese Veranstaltung vor kurzem auf Facebook: "Gerne bin ich damals der Einladung gefolgt und als Rallyebotschafter mit einem von Roland Kussmaul betreuten Porsche 996 GT3, erste Generation, als 0-Auto gestartet. Die Rallyes hatten stets EM-Prädikat und somit ein int. Starterfeld, das nun erstmals eine ganz individuelle Veranstaltung geboten bekam. Vor allem die WPs in den Weinbergen, aber auch die alten Hunsrück-Prüfungen Baumholder usw. und die Saarland-WPs ergaben diesen ganz eigenen Charakter. Mit meiner Teilnahme wollte ich die Begeisterung der Fans und der Entscheidungsträger etwas fördern und wir hatten Erfolg. Gerne erinnere ich mich daran, weil ich nach 14 Jahren wieder mit Christian im Auto saß und es war, als ob wir erst letzte Woche zusammen gefahren sind. Sehr emotional. Gleich zu Beginn hatten wir dann unser Aha-Erlebnis: In einer Bodenwelle, die beim Trainieren nicht so dramatisch aussah, hebte unser 996 so ungünstig ab, daß wir extrem kopflastig, knapp an einem Salto vorwärts, mit der Schnauze aufsetzten und uns vorne einiges aufrissen. Ich stellte sofort den Motor ab und ließ mich ins Ziel rollen, das gottseidank nicht mehr weit entfernt war. Ich dachte, das ist das Ende. Aber wir hatten ja den Roland Kussmaul dabei und er suchte sofort ein landwirtschaftliches Anwesen, das Schweißgerät und sonstiges Werkzeug parat hatte. Im Eiltempo schweißte und richtete er alles wieder so, daß wir weiterfahren konnten. Der Roland ist schon einzigartig."
Muss ich noch erwähnen, dass Röhrl/Geistdörfer mit dem Vorausauto in einigen Sonderprüfungen schnellere Zeiten fuhren als die nach ihnen startenden Teilnehmer auf ihren allradgetriebenen World Rallye Cars?
Mission accomplished: Seit 2002 gilt die Rallye Deutschland als Lauf für die Rallye-Weltmeisterschaft.
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