Alkohol am Steuer: Feiern oder fahren
Die Wochen vor Weihnachten sind die Zeit der Christkindlmärkte und Weihnachtsfeiern. Lesen Sie die 5 größten Irrtümer über Alkohol.
Adventmarkt-Besucher unterschätzen, wieviel Alkohol im Punsch oder im Glühwein enthalten ist", sagt Stand-Betreiberin Sophie H. am Weihnachtsmarkt Spittelberg in Wien. Wegen des hohen Zuckeranteils schmeckt das Heißgetränk besser und Besucher trinken mehr, als sie sonst würden. "Ein Häferl Glühwein wird mit einem Viertelliter Wein gemacht. Im Beerenpunsch mischen wir Rum mit Wein", berichtet die Verkäuferin und fügt hinzu: "Aber das ist von Stand zu Stand verschieden."
Christkindlmarkt-Besucher
"Nach einem Glühwein würde ich noch Auto fahren, aber ich bin gerne zu Fuß oder mit den Öffis unterwegs."
Laut Innenministerium (BMI) zählt Alkohol am Steuer noch immer zu den Hauptursachen von Verkehrsunfällen. "Deswegen verstärkt die Polizei während der Vorweihnachtszeit die Intensität der Verkehrskontrollen", kündigt Karl-Heinz Grundböck vom BMI an.
22 Tote und über 3.055 Verletzte bei 2.361 Verkehrsunfälle durch Alkohol am Steuer, so die traurige Bilanz für das gesamte Jahr 2016 laut Statistik Austria. Jährlich werden bei Planquadraten in Österreich zwischen 20.000 und 25.000 Führerscheine entzogen, heißt es im Verkehrsministerium.
Lassen Sie ihr Auto stehen! "Genießen Sie Ihr Heißgetränk, feiern Sie mit Ihren Freunden, aber bitte fahren Sie nicht alkoholisiert oder übermüdet", warnt Polizei-Chefarzt Dr. Wilhelm Saurma. "Auch nüchtern oder unterhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Höchstgrenze von 0,5 Promille Alkoholgehalt im Blut können Lenker fahruntauglich sein. Das kann der Amtsarzt bei einer Verkehrskontrolle feststellen."
Christkindlmarkt-Besucherin
"Heutzutage ist es viel akzeptierter, wenn man gar keinen Alkohol trinkt, weil man mit dem Auto fahren möchte."
Die Ausreden
Alkohol ist kein Kavaliersdelikt. Eine ÖAMTC I AM.PULS-Umfrage (November 2017) zeigt, dass drei von vier Personen schon einmal nach dem Genuss von Alkohol ein Fahrzeug gelenkt haben. Jeweils ein Drittel der befragten Alkolenker redet sich darauf aus, dass es keine Alternative gegeben habe bzw. nur eine kurze und ungefährliche Strecke zurückzulegen war. (Die Befragten hatten mehrere Antwortmöglichkeiten.)
Alkohol-Mythen
Interview mit Hofrat Dr. Wilhelm Saurma, Chefarzt der Landespolizei-Wien
— Fettes Essen verringert die Aufnahme von Alkohol im Blut.
Wilhelm Saurma:Falsch! Alkohol wird aufgenommen – so oder so. Es geht letztendlich nur um die Zeit, wie schnell er aufgenommen wird, denn schweres Essen verzögert zwar die Aufnahme des Alkohols, verhindert sie aber nicht.
— Wer sich nicht betrunken fühlt, kann noch Auto fahren.
Wilhelm Saurma:Falsch! Man kann sich nicht an eine Promille-Grenze herantrinken. Alkohol wird über die Mund- und Darmschleimhaut sowie über den Magen aufgenommen. Am Promille-Anteil im Blut ändert sich aber nichts. Der ist immer abhängig von der aufgenommen Alkoholmenge. Es geht hier rein um das momentane Empfinden. Die Ausfallerscheinungen sind aber, unabhängig von der persönlichen Wahrnehmung, während der Autofahrt die gleichen: verzögerte Reaktionsfähigkeit, geschwächte Aufmerksamkeit, eingeschränktes Sehvermögen – der sogenannte Tunnelblick.
— Der menschliche Körper baut 0,1 Promille pro Stunde ab.
Wilhelm Saurma:Das ist ein Richtwert und von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Der Grund dafür: das Enzym namens Alkohol-Dehydrogenase – davon hat jeder individuell eine höhere oder geringe Menge.
— Ein Mann verträgt mehr Alkohol als eine Frau.
Wilhelm Saurma:Natürlich spielen Größe und Gewicht eine Rolle. Der Alkohol verteilt sich im Körperwasser. Frauen sind meist schlanker und kleiner als Männer. Ein 110 Kilo schwerer Mann hat natürlich mehr Körperwasser und -masse als eine zarte Frau. Der Abbau bleibt aber in Relation zu den Körpermaßen gleich.
— Glühwein und Punsch sind tückischer, weil so viel Zucker enthalten ist.
Wilhelm Saurma:Die Aufnahme des Alkohols verläuft mit Zucker rascher – der Promille-Anteil im Blut bleibt aber gleich. Aufgrund der Süße schmeckt man den Alkohol nicht und kann so schwerer einschätzen, wie viel man getrunken hat.