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© Erich Reismann
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März 2020

Von der Vielfalt des Erfolgs

Die Bandbreite der Automarken, die der ÖAMTC 2020 mit dem Automobilpreis Marcus auszeichnen konnte, war groß: Elf Preise gab es zu vergeben, zehn verschiedene Hersteller durften sich freuen.

Es waren außergewöhnliche Umstände, unter denen die Marcus-Verleihung 2020 stattfand. Wegen der Ausbreitung des Corona-Virus musste das geplante Event im Rahmen des „Linzer Autofrühlings“ abgesagt werden, der ÖAMTC lud nur die Preisträger zu einer Zeremonie im kleinen Kreis in sein Mobilitätszentrum in Wien und richtete einen Videostream der Verleihung ein (hier geht es zum Video).

Doch abgesehen davon: Vieles war neu bei diesem Marcus 2020. So waren die ÖAMTC-Mitglieder eingeladen, ihre Favoriten zu wählen – rund 39.000 stimmten ab, drei von ihnen gewannen attraktive Preise.

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Wesentliche Veränderungen gab es auch bei der Bewertung jener Eigenschaften, die für den Gewinn eines Marcus von Anfang an entscheidend waren. Schon beim allerersten Marcus im Jahr 2013 stand fest, dass mit dem – damals neuen – Automobilpreis des ÖAMTC jene Modelle ausgezeichnet werden sollen, die einerseits in ihrer jeweiligen Fahrzeugklasse die geringsten Kosten für ihre Besitzer verursachen und andererseits die bestmögliche aktive und passive Sicherheit bieten, und das schon im Basismodell und ohne Aufpreis.

Daraus entstanden die Bewertungen der Wirtschaftlichkeit und der Sicherheitsausstattung. Die Clubexperten prüfen seitdem für jede Marcus-Verleihung diese Qualitäten bei sämtlichen Pkw-Modellen, die im Jahr zuvor neu auf den österreichischen Markt gekommen sind.

Als drittes Kriterium kam im Vorjahr die Klimafreundlichkeit hinzu. Dafür bewerteten die Experten den CO2-Ausstoß der einzelnen Modelle aufgrund der Normverbrauchsangaben nach WLTP. Da die Kraftstoffkosten auch für die Wirtschaftlichkeitswertung eine Rolle spielen, wurde in den vergangenen Jahren der Verbrauch gemäß NEFZ in die Rechnung eingesetzt – bis dieses Messverfahren durch WLTP (Worldwide Harmonized Light Vehicle Test Procedure) ersetzt wurde.

Dieses Jahr jedoch ermittelte die auto touring-Redaktion den Realverbrauch der zu bewertenden Fahrzeuge. Doch bevor wir zu den übrigen Änderungen für 2020 kommen, sehen wir uns an, welche Autos diesmal für den Marcus nominiert waren:

Die Kandidaten – alle Neuheiten des Jahres 2019

Nicht die Hersteller nominieren die Autos, sondern die auto touring-Redaktion stellt fest, welche Modelle im Vorjahr auf den Markt gekommen waren (mindestens ein Stück muss vor 31.12. ausgeliefert worden sein). Bloße Facelifts bereits bestehender Modelle wurden nicht in die Liste aufgenommen.

Diese 41 neuen Modelle wurden für den Marcus 2020 von den Clubexperten bewertet und standen – eingeteilt in fünf Fahrzeug-Kategorien – für die Mitglieder zur Wahl:

So wird bewertet

Für 2020 kam nun, wie erwähnt, die Abstimmung der ÖAMTC-Mitglieder hinzu. Nun hätte es drei von den Clubexperten aufgrund der Daten berechnete Auszeichnungen gegeben – und zusätzlich einen durch das  Votum der Mitglieder bestimmten Marcus. Also insgesamt vier pro Fahrzeugklasse. Um das zu vermeiden, entschied der ÖAMTC, die drei Experten-Bewertungen zu einer gemeinsamen zusammenzufassen.

Das geht so: In jeder der drei Einzelwertungen – Wirtschaftlichkeit, Klimafreundlichkeit und Sicherheitsausstattung – werden maximal 100 Punkte vergeben. Das Auto mit der höchsten Gesamtpunktezahl aus allen drei Bewertungen ist Klassensieger in seinem Segment.

Sicherheitsausstattung

Hier wird das Vorhandensein von 30 definierten Sicherheitsmerkmalen geprüft. Solche, die nur als Option (gegen Aufpreis) oder nur in höheren Ausstattungsniveaus lieferbar sind, werden nicht berücksichtigt. Da keine der Neuerscheinungen des Jahres 2019 alle 30 Sicherheits­features aufweist, konnte hier kein Auto die volle Punkte­anzahl erreichen.

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Škoda-Geschäftsführer Max Egger (links) im Gespräch mit Heiko Twellmann, Präsident Toyota Austria.
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Pierre Deneus, Brand Director Opel Austria, und Raphaël Gaillard, Generaldirektor Peugeot Austria, mit Christoph Stummvoll, Unternehmenssprecher der PSA Group in Österreich (v.l.n.r.).
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Neueste Nachrichten: Marken- und Unternehmenssprecher Richard Mieling (Porsche Holding) mit auto touring-Chefredakteur Peter Pisecker.

Wirtschaftlichkeit

Für diese Bewertung werden unter anderem Faktoren wie Wertverlust, motorbezogene Versicherungs­steuer, Haftpflichtversicherung der Grundstufe 9, Wartungskosten, Reifenkauf und die Kosten für bestimmte definierte Repara­turen betrachtet. Die Berechnung des Wertverlusts geht von einer Behaltedauer von 5 Jahren bis zum Wiederverkauf aus, die angenom­mene jährliche Kilometerleistung hängt vom Fahrzeugsegment, der Motor­leistung und der Kraftstoffart ab. Dazu werden die entsprechenden Eurotax-Notierungen herangezogen.

Der Kraftstoffverbrauch (bei Elektroautos: Stromverbrauch) wird von Testredakteuren des auto touring auf einer rund 200 Kilometer (für Elektroautos: rund 150 km) langen Verbrauchsrunde gemessen. Das gewährleistet einen realistischen, praxisnahen Verbrauchswert, der für alle Kandidaten auf die selbe Weise ermittelt wird.

Dazu baten wir alle österreichischen Auto­mobil-Importeure, uns die Neuerscheinungen des vergangenen Jahres zu Testzwecken zur Verfügung zu stellen – und zwar die jeweils verbrauchsgünstigste Variante. Manchen Importeuren fiel das nicht leicht: Von den 41 Neuheiten, die 2019 in Österreich neu auf den Markt gekommen sind, konnte auto touring schließlich 33 Fahrzeuge testen – acht Modelle wurden der Redaktion nicht zur Verfügung gestellt, ihr Verbrauch konnte daher nicht bewertet werden.

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Kurz vor Beginn der Preisverleihung: Moderator Christian Nehiba (links) und ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold im ÖAMTC-TV-Studio.

Klimafreundlichkeit

Besonderen Stellenwert haben die Verbrauchsmessungen natürlich für die Bewertung der Klimafreundlichkeit. Denn dafür ist der CO2-Fußabdruck entscheidend.

Bei Elektroautos wird der Energieverbrauch in Kilowattstunden (kWh) erhoben, bei Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen sowohl der Kraftstoffverbrauch bei Betrieb mit Verbrennungsmotor als auch der Stromverbrauch bei elektrischem Betrieb berück­sichtigt. Alle Verbrauchswerte werden nach Vorgaben des Umweltbundesamts auf CO2-Äquivalente umgerechnet. Dieser Berechnung liegt bei Elektro- und Plug-in-Fahrzeugen der Durchschnittswert des heimischen Strom-Mix zugrunde (österreichische Stromproduk­tion inklusive Importe), bei Benzin und Diesel werden auch die Emissionen von der Förderung bis zur Tankstelle berücksichtigt (in Summe also „Well to Wheel“, also vom Bohrloch bis zum Rad).

Die Ermittlung der Klassensieger

Bei den beiden letztgenannten Bewertungen (Wirtschaftlichkeit und Klimafreundlichkeit) erhält das jeweils beste Auto in seiner Klasse die vollen 100 Punkte, die Betriebs­kosten und Verbrauchswerte der übrigen Kandidaten werden zu den Bestwerten des Klassensiegers in Relation gesetzt und die Punktezahl entsprechend prozentuell berechnet. Die Summe der Punkte aller drei Bewertungen ergibt in jeder der fünf Fahrzeugkategorien den Klassensieger.

Der "Wegweiser"

Die innovativste technische Entwicklung 2019 wurde von einer Expertenjury mit dem "Wegweiser" ausgezeichnet. Dabei geht es beim Marcus immer um eine technische Innovation, die in die Zukunft weist und das Potenzial hat, in großer Stückzahl die künftige Mobilität zu beeinflussen.

Das sind die Automobilexperten, die über den Marcus für den "Wegweiser" entscheiden:

  • Dr. Thomas Hametner, ÖAMTC-Cheftechniker (Vorsitzender der Jury)
  • Dr. Herbert Demel, M+W Group
  • Univ.-Prof. Peter Fischer, Institut für Fahrzeugtechnik, TU Graz
  • Univ.-Prof. Bernhard Geringer, Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik, Technische Universität Wien
  • Dr. Ing. Reinhard Kolke, Cheftechniker des ADAC
  • Univ.-Prof. Hans Peter Lenz, Ehrenvorsitzender des Österreichischen Vereins für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK)
  • Dr. Peter Schöggl, AVL List GmbH

Dass die Jury dieses Jahr den "Wegweiser" einem Verbrennungsmotor zugesprochen hat, ist durchaus überraschend: Gewinner ist die Skyactiv-X-Technologie von Mazda.

Mazda Skyactive-X Mazda © Mazda
Der Skyactiv-X-Motor von Mazda ist derzeit in den Modellen Mazda 3 und CX-30 zu haben. Das SPCCI-Verfahren sorgt für saubere Verbrennung und somit für hohen Wirkungsgrad und geringe Rohemissionen.

Und so begründete Jury-Mitglied Dr. Peter Schöggl (AVL List) die Entscheidung der Jury:

"Die von Mazda neu in Serie gebrachte Kompressionszündung SPCCI (Spark Controlled Compression Ignition) ist ein Brennverfahren mit enormem Potenzial. Man kann es sich als Kombination von zwei Brennverfahren vorstellen, einerseits eine selbstgezündete Verbrennung des Kraftstoff-Luft-Gemischs wie beim Dieselmotor, andererseits eine durch eine Zündkerze getriggerte Verbrennung wie im Ottomotor. Beides in einem Motor vereint.

Die selbstgezündete Verbrennung läuft sehr rasch ab, da die Zündung gleichzeitig an mehreren Stellen im Brennraum erfolgt. Durch die kürzere Verbrennung ergibt sich ein höherer Wirkungsgrad. Für spezielle Kennfeldbereiche wird das Kraftstoff-Luft-Gemisch weiterhin über eine konventionelle Zündkerze gezündet. Damit bekommt man auch den Kaltstart in den Griff. Durch eine spezielle Verbrennung und durch eine ausgeklügelte Abgasnachbehandlung können auch die sehr strengen Abgasnormen Euro 6D erfüllt werden.

Viele Hersteller arbeiten schon seit 20 Jahren an dieser Methode. Mazda gebührt die besondere Ehre, als erster den Serienanlauf geschafft zu haben."

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