— Du hast deine Schauspielausbildung im Max-Reinhardt-Seminar in Wien absolviert. Gegen wie viele junge Talente musstest du dich behaupten?
Stefanie Reinsperger: Es werden pro Jahrgang zwölf Teilnehmer genommen. Damals hatten sich über 800 beworben. Ein Wahnsinn. Ich bin echt froh, dass ich es geschafft habe. Zu Beginn der Ausbildung dachte ich mir, oh Gott, jetzt bin ich drinnen. Aber dann geht die Angst erst richtig los: Man fragt sich, ob man Aufträge bekommen wird. Im dritten Jahr habe ich aber schon zu drehen und zu spielen begonnen und nach der Ausbildung gleich eine fixe Anstellung im Schauspielhaus Düsseldorf bekommen. Verrückt.
— Das klingt nach einem perfekten Start. Musstest du auch Niederlagen erleben?
Stefanie Reinsperger: Doch, in Berlin. Gleich nach der Matura hatte ich mich für die Aufnahmeprüfung an der Ernst-Busch-Schauspielschule angemeldet. Ich bin in der Endrunde rausgeflogen. Damals habe ich niemandem erzählt, außer meiner Familie, dass ich überhaupt vorgesprochen habe. Ich habe mich einfach geschämt. Ich war total fertig, habe geweint und wollte nie wieder vorsprechen. Ich habe nichts geredet, nichts gegessen und nichts getrunken. Mein Vater und meine Mutter empfingen mich bei meiner Ankunft am Flughafen Wien mit einer singenden Stoffblume. Mein Vater sagte immer, nimm dir ein Jahr Zeit. Es gibt Schauspieler, die 30 Mal vorsprechen und nicht schlechter sind als jene, die ihre Aufnahmeprüfung auf Anhieb schaffen. Wenn man nicht genommen wird, muss das ja nicht heißen, dass man nicht gut ist, sondern vielleicht, dass man als Typ nicht reinpasst. Deswegen ist es so schwierig.
Ich spiele auch gerne auf kleinen Bühnen, da habe ich mehr Kontakt zum Publikum.
Stefanie Reinsperger, Schauspielerin
— Hast du Tipps für junge Schauspiel-Talente?
Stefanie Reinsperger: Sie sollen nicht vergessen, wo sie herkommen. Und nicht denken, dass sie eh alles können, weil sie es gelernt haben. Sondern klein anfangen – nicht größenwahnsinnig werden, sich selbst keinen Stress machen. Ich ärgere mich, wenn junge Studenten Engagements in "zu kleinen" Städten absagen – das macht mich echt ganz grantig. Es ist wichtig, klein anzufangen und Verantwortung zu bekommen und sich diese dann auch zu verdienen. Jemandem, der in einer Schauspielschule vorsprechen möchte, rate ich: Geh oft ins Theater. Da lernt man so viel. Und kann sich dabei bewusst werden, ob man davon ein Teil werden möchte. Natürlich muss man auch seine Rollen üben und wissen, was man sagt.
Kommentare