— Wie lange hat der Flug gedauert?
Franz Viehböck: Damals hat das fast zwei Tage gedauert. Mittlerweile ist man in vier bis sechs Stunden oben. Das liegt an den wesentlich genaueren Berechnungen, die heute möglich sind. Man muss sich das so vorstellen: Die Raumstation ist, ebenso wie die Erde, in ständiger Bewegung. Also muss man zum richtigen Zeitpunkt starten und sich dann an die Raumstation annähern und sie sozusagen einfangen. Es wurde alles gemessen und berechnet, wann genau der Schub erfolgen muss, um sich der Station zu nähern. Mittlerweile ist das schon Routine, man hat viel dazugelernt, und vor allem die Technik hat sich stark verändert.
— Zwei Tage Reisezeit sind recht lange, hatten Sie da die ganze Zeit den Raumanzug an?
Franz Viehböck: Nein, den konnte man nach dem Start ausziehen und gegen einen blauen Trainingsanzug tauschen. Der Raumanzug wird bei kritischen Manövern angezogen, damit man im Falle des Entweichens der Luft einen Schutz hat. Kritische Manöver sind beispielsweise Beschleunigungen und das Andocken an die Raumstation. Sobald das vorbei ist, braucht man ihn nicht mehr. Die ganze Zeit nur im Raumanzug, das wäre mühsam (lacht).
— Wie fühlt es sich in so einem Raumanzug an?
Franz Viehböck: Nicht sehr angenehm, es ist anstrengend, sich darin zu bewegen, und er muss andauernd belüftet werden, weil er luftdicht ist. Schwierig wird es, wenn um einen herum die Luft entweicht. Dann wäre man zwar im Raumanzug geschützt, darin ist man unter Druck, aber draußen entsteht ein Vakuum. Dadurch bläst sich der Raumanzug auf und Bewegungen fallen schwer. Das ist auch bei einem Weltraumausstieg so, da wird jeder Handgriff zur Herausforderung. Ich selbst habe keinen Ausstieg gemacht, aber dieses Gefühl beim Training und bei den Tests kennengelernt. Dabei wird immer wieder getestet, ob der Raumanzug dicht ist. Er wird aufgeblasen, es entsteht ein Überdruck und man ist mit einer ähnlichen Situation konfrontiert, wie sie im All herrschen würde.
— Stimmt das mit den Windeln?
Franz Viehböck: Im Raumanzug kann man nicht aufs Klo gehen. Da gibt's nur Windeln. Ansonsten gibt es in der Raumkapsel eine einfache Toilette, auch in der Raumstation gibt es ein Klo. Auch eine Dusche, aber das funktioniert nicht sehr gut. Die Wassertropfen schweben und wissen nicht, dass sie zum Abfluss müssen. Das WC funktioniert wie ein Staubsauger, das kommt in ein Sackerl und in einen Container.
— Was ist am unangenehmsten in der Schwerelosigkeit?
Franz Viehböck: Es gibt zwei Dinge in der Schwerelosigkeit, die sehr unangenehm sein können. Das eine ist die Weltraumkrankheit, bei der es zu einer Störung des Gleichgewichtsorgans und zu Übelkeit kommen kann, vergleichbar mit der Seekrankheit. Das hatte ich Gottseidank nicht.
Das zweite Problem, das auftreten kann, entsteht durch die Verschiebung der Körperflüssigkeit aufgrund der fehlenden Erdanziehungskraft. Dabei kommt es zu Kopfschmerzen, die ich die ersten drei, vier Tage hatte. Das vergeht auch wieder, wenn der Körper sich daran gewöhnt. Es hilft auch die Oberschenkel ein bisschen abzubinden, damit die Flüssigkeit nicht so leicht raufkommt.
— Hat man ein Gefühl von Tag und Nacht?
Franz Viehböck: Dadurch, dass sich die Raumstation so schnell bewegt, erlebt man 16 Mal Tag und Nacht in 24 Stunden. Aber man geht natürlich nicht 16 Mal schlafen (lacht). Wir haben dort oben nach Moskauer Zeit gelebt. So hatten wir denselben Zeitrhythmus wie die Bodencrew.
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