Ohne Auto geht’s nicht – zumindest nicht am Land. Aber ist das tatsächlich so? Warum haben es Alternativen so schwer? Das haben wir Verkehrsplaner Georg Hauger gefragt.
— Herr Professor Hauger, aus verkehrsplanerischer Sicht: Was sind die größten Unterschiede zwischen Stadt und Land?
Georg hauger:Wenn wir diese Frage aus der Nachhaltigkeitsperspektive betrachten, müssen wir zwischen drei Aspekten differenzieren: Ökonomie, Soziales und Ökologie. In der öffentlichen Diskussion fokussiert man sich zumeist auf die Ökologie und da vor allem auf CO2. Am Land haben wir aber tendenziell eher soziale und ökonomische Herausforderungen und weniger ein ökologisches Problem.
— Wie meinen Sie das?
Georg hauger:In der Stadt dominieren aufgrund deutlich höherer Verkehrsbelastungen vor allem Platzprobleme und Belastungen durch Emissionen. Das ist am Land fundamental anders. Aufgrund des vergleichsweise geringen Verkehrsaufkommens halten sich Lärm, Abgase und Staus in Grenzen. Und weil die Bevölkerungsdichte geringer ist, gibt es auch weniger Konkurrenz um Fläche.
Dafür gibt es am Land ein soziales Problem. Das betrifft die Leistbarkeit von Mobilitätsdiensten und die Zugänglichkeit zu diesen. Wer zu jung, zu alt oder in seiner Mobilität eingeschränkt ist, kann oft gar nicht selbstbestimmt individuell unterwegs sein und ist ebenso wie jene, die aus Umweltbewusstsein auf das Auto verzichten wollen, auf den öffentlichen Verkehr (ÖV) angewiesen – und der hat wiederum ein ökonomisches Problem am Land.
Er rechnet sich nämlich nur, wenn ich große und gebündelte Nachfrage habe. Ländliche Gebiete sind aber durch örtlich und zeitlich schwache Nachfrage gekennzeichnet. Der klassische öffentliche Verkehr in einer für die Bevölkerung ausreichend wahrgenommenen Qualität ist unfinanzierbar.
Und selbst wenn man das Angebot verbessert, was zuletzt in vielen Teilen Österreichs tatsächlich passiert ist, zieht die Nachfrage nicht so (schnell) mit, wie man sich das vielleicht vorstellt. Im Endeffekt fahren dann oft viele große Busse ohne Fahrgäste herum, was weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll ist.
— Gibt es da Unterschiede innerhalb der ländlichen Regionen Österreichs?
Georg hauger:In Regionen mit ausgeprägten Talstrukturen hat der linienhafte öffentliche Verkehr mehr Potential als in flächigen, zerstreut besiedelten Regionen. Außerdem spielt die Siedlungsdichte eine wesentliche Rolle.
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