Welche Rolle soll das private Auto in der Verkehrspolitik spielen? Welchen Platz räumen Sie ihm in Stadt und Land ein?
Andreas Babler: Der PKW soll den Platz erhalten, der notwendig ist. Es gibt nach wie vor viele Regionen, wo die Menschen auf das Auto angewiesen sind, weil die öffentliche Infrastruktur fehlt. Auf der anderen Seite nutzen in Großstädten immer mehr Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel anstatt eines eigenen Autos. Hier entsteht mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer. Eine sinnvolle Ergänzung zu den Öffis bieten auch immer öfter Sharing-Modelle, wenn Menschen aus gut erschlossenen Gebieten individuelle Fahrten unternehmen wollen.
Die Inflation seit 2021 liegt bei 21,6%. Die monatlichen Kosten für ein Auto sind allerdings um fast 26% gestiegen. Wie wollen Sie die Autofahrerinnen und Autofahrer entlasten?
Die Kosten für Energie und für Treibstoffe waren einer der wesentlichsten Preistreiber in den letzten drei Jahren. Hier mussten wir ein komplettes Versagen der Regierung erleben. Wenn der Individualverkehr wieder billiger werden soll, muss man die Energiekosten insgesamt in den Griff kriegen. Das gelingt beispielsweise, in dem man dort eingreift, wo bei Energiekonzernen Übergewinne gemacht werden.
Die nationale CO2-Bepreisung wird bis 2027 in den europäischen ETS II Handel übergeführt. Viele Ökonomen erwarten, dass der Literpreis an der Zapfsäule dadurch um über 25 Cent pro Liter ansteigt. Ist in diesem Fall für Sie eine Senkung der Mineralölsteuer vorstellbar?
Eine CO2-Bepreisung finde ich insgesamt sinnvoll. Wichtig ist allerdings, dass sie sozialverträglich ausgestaltet wird und dass sie keine überbordende Verteuerung für die Leute auslöst, die keine Alternativen haben.
Wenn man die Spritpreisentwicklungen analysiert, erkennt man, dass die CO2-Bepreisung bei ohnehin dramatischen Preissteigerungen noch eins oben draufgesetzt hat, aber die marktbedingten Preissteigerungen deutlich höher waren als die CO2-Bepreisung. Leider funktioniert sie auch als Lenkungsmaßnahme nicht besonders gut, was auch an der Konstruktion des Klimabonus mit seiner wenig nachvollziehbaren regionalen Staffelung liegt. Wichtig wäre, den Menschen attraktive Alternativen zu bieten, um kostengünstiger öffentlich fahren zu können.
Für das WIFO und viele Umweltökonomen ist die Unterstützung von Pendlern eine "umweltschädliche Subvention", die abgeschafft gehört. Sehen Sie das auch so?
Im Vergleich zu 1970 haben wir in Österreich um 1.200 km Schienenkilometer weniger. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Wir können die Menschen, die pendeln müssen, nicht für die Versäumnisse der Infrastrukturpolitik bestrafen. Es gibt für viele Menschen keine Möglichkeit, öffentlich zu pendeln. Es gibt vielerorts nur ein Busnetz, das unattraktiv ist, wo du stundenlang unterwegs bist, wo du Arbeits- und Lebenszeit verlierst. Würden wir die Pendlerförderungen zurückfahren, wären vor allem jene Leute betroffen, die eh schon bestraft sind, weil es in ihrer Region nur ein schwaches Angebot gibt. Pendlermaßnahmen zurückzufahren, ist also der falsche Weg. Wir setzen uns allerdings für eine Pendlerpauschale ein, die sozial ausgewogen ist und nicht höhere Einkommen stärker entlastet. Wir waren immer für einen kilometerbezogenen Absetzbetrag.
Wie lange wollen Sie die Ankaufsförderungen für E-Autos fortführen?
Elektromobilität ist für viele Menschen aktuell nicht leistbar. Deswegen geht es noch nicht ohne Förderungen. Es braucht allerdings auch für die Autoindustrie Planungssicherheit vonseiten der Politik. Sinnvoll wäre deshalb ein Transformationsfonds, um die Innovationskraft in den Firmen zu befeuern und die Kalkulierbarkeit und Planbarkeit für die Großkonzerne im Automobilsektor zu gewährleisten.
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