Im Interview: Austria in Space
Austria-in-Space-Programmanager Christian Fuchs über Satellitendaten, Google Maps, Datensicherheit und was der Mikrowellenherd mit dem Weltall zu tun hat.
"Austria in Space" ist eine vom BMK, dem zuständigen Ministerium für Weltraumangelegenheiten, getragene Plattform. Sie bietet einen guten Überblick über Österreichs Aktivitäten und Institutionen im Weltraum. Programmanager Christian Fuchs beantwortete uns folgende Fragen:
— Wie werden die Daten von zB. Copernicus verarbeitet?
Christian Fuchs:In Österreich gibt es das EODC (Earth Observation Data Center), an der TU Wien. Es ist ein Joint Venture aus TU Wien, Geosphere Austria (ehemals ZAMG) und zwei privaten Unternehmen. Die TU Wien betreibt zudem den größten Rechner Österreichs, den Vienna Scientific Cluster (VSC), bei diesem Großrechner befindet sich das Satellitendaten-Archiv des EODC. Denn ein Speicher allein bringt nichts, wenn die Daten nicht prozessiert und ausgewertet werden können.
— Es wird also dort entschlüsselt und weiterverarbeitet?
Christian Fuchs: Die Rohdaten sind nicht verschlüsselt, aber es müssen daraus erst verwendbare Informationen generiert werden. Aber natürlich bleiben diese Rohdaten gespeichert, das ist einerseits wichtig für lange Zeitserien um Veränderungen genauer nachzuverfolgen. Außerdem kann es sein, dass zukünftig bzw. mit anderen technischen Möglichkeiten daraus noch weitere Informationen entnommen werden können.
— Geht so etwas auch an Carsharing-Anbieter?
Christian Fuchs:Bei den Carsharern geht es um Bewegungsdaten. Die kommen aber nicht von Copernicus, sondern über Galileo. Hier muss unterschieden werden: Bei der Erdbeobachtung bekommen wir die Daten direkt vom Satelliten. Bei Bewegung und Positionierung bekomme ich die Daten beim Empfänger, also von denjenigen, die mit dem Auto fahren oder der das Handy benutzen. Der Satellit liefert die Position, aber es gibt keine Zentrale, oder ein Archiv, in dem alle Bewegungsdaten gespeichert sind. Handy oder Auto schicken nicht die Position an den Satelliten zurück. Es ist sozusagen einen One-Way-Geschichte. Die von den Carsharern gesammelten Satellitenbewegungsdaten können dann aber gemeinsam ausgewertet werden. Damit kann vorhergesagt werden, wo und wann wieviel Nachfrage sein wird und besser geplant werden, wo die Fahrzeuge geparkt werden.
— Wir wissen oft gar nicht, in wie vielen Bereichen des Lebens wir auf Satellitendaten zurückgreifen…
Christian Fuchs:Ja, das stimmt leider. Bei mir ist beispielsweise Google Maps die wichtigste App am Handy. Das ist eben für uns oft eine skurrile Situation, Raumfahrt ist ein wichtiges Thema und Satellitenbasierte Services verwendet fast jeder tagtäglich und gleichzeitig wissen die Leute sehr wenig davon. Würden die Menschen auf der Straße gefragt, ob der Weltraum wichtig ist für sie, wäre die Antwort vermutlich nicht durchgängig "Ja". Das ist schade, denn wir profitieren ja schon lange vom Weltall, Stichwort Technologietransfer.
— Was genau meinen Sie damit?
Christian Fuchs:Denken Sie an die Mikrowelle, vakuumiertes Essen, Handstaubsauger, Klettverschlüsse, den Akkuschrauber oder Solarpaneele und UV-Filter uvm. Ohne Weltraumfahrt gäbe es diese Dinge gar nicht. Sie sind alle für den Weltraum erfunden worden und konnten sich auf der Erde durchsetzen.
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