Jakob_Poeltl 06_CMS.jpg Talking-Heads.at
© Talking-Heads.at
© Talking-Heads.at
Mai 2017

Jakob Pöltl: Der erste Austro-Basketballer in der NBA

Der über zwei Meter große Profi-Basketballer Jakob Pöltl spielt in der besten Liga der Welt. Er ist der erste Österreicher, der es in die National Basketball Association (NBA) geschafft hat. 

Jakob Pöltl wurde der Ball quasi in die Wiege gelegt: Beide Eltern sind ehemalige Volleyball-Nationalspieler. Bereits mit sechs Jahren wollte er aber lieber den Ball in den Korb werfen anstatt über ein Netz.

Szenenwechsel. Vierzehn Jahre später feiert der 2,14 Meter große Wiener sein Debüt in der weltbesten Liga: Im Juni 2016 wurde Jakob von dem kanadischen Basketballteam Toronto Raptors ausgewählt. Die erste NBA-Saison ist für den 21-Jährigen soeben zu Ende gegangen, seine Mannschaft ist bis ins Semifinale gekommen.

Werbung
Datenschutz Zur Anzeige von Werbung benötigen wir Ihre Zustimmung.

In der NBA mitzuspielen war mein großes Ziel. Ich habe in den letzten Jahren hart darauf hingearbeitet.

Jakob Pöltl, Profi-Basketballer.

Ich bin einfach stolz

— Wie hast du es geschafft, in einem Top-College wie der University of Utah für Basketball unterzukommen?
Jakob Pöltl:Ausschlaggebend war sicher die U18-Europameisterschaft in Mazedonien vor vier Jahren, wo einige Scouts auf mich aufmerksam wurden, darunter auch der Assistant Coach der Utah Utes. Eigentlich war ja mein Plan, in Europa zu bleiben. Aber dann wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, in die USA zu gehen. Mir wurde ein
 Stipendium geboten. Die Rahmenbedingungen waren einfach sehr gut. Head Coach 
Larry Krystkowiak hat sich auch sehr intensiv um mich bemüht und ist sogar extra nach Wien gekommen. Das hat mich schon sehr beeindruckt.

— Hast du schon vor dem NBA-Draft (der NBA-Veranstaltung für Nachwuchsspieler) gewusst, dass du zu den Toronto Raptors kommst?
Jakob Pöltl: Es wird zwar im Vorfeld viel spekuliert, aber man weiß nie, wie der Draft letztendlich ausgeht. Für mich war es auf jeden Fall ein unglaublicher Moment, der sich großartig angefühlt hat. Die Raptors sind eines der Top-Teams der Liga und ich bin extrem stolz, von ihnen an neunter Stelle gedraftet worden zu sein.

Datenschutz Zur Anzeige des Youtube-Videos benötigen wir Ihre Einwilligung.

Ein Riese hebt ab

— Du hast dir früher die NBA im Fernsehen angesehen, soeben ist deine erste Saison zu Ende gegangen. Warst du nervös zu Beginn?
Jakob Pöltl:In den ersten Spielen war ich natürlich schon etwas nervös, aber das hat sich zum Glück schnell gelegt.

— Hast du während der NBA viel dazu gelernt?

Jakob Pöltl:In der ersten Saison geht es in erster Linie 
darum, sich an das NBA-Spiel zu gewöhnen und die "kleinen Dinge" immer besser zu machen, vor allem in der Defense, der Verteidigung. Ich habe bei jedem Einsatz Dinge dazugelernt, die ich im Training nur schwer simulieren kann. Auf der sogenannten Center Position gibt es kräftigere Spieler als mich, 
daran arbeite ich noch immer permanent.

Datenschutz Zur Anzeige des Youtube-Videos benötigen wir Ihre Einwilligung.

— Hast du einen speziellen Ernährungsplan während der NBA?

Jakob Pöltl: Prinzipiell ist es das Ziel, Gewicht zuzulegen, was aufgrund der Dichte unseres Spielplans nicht einfach ist und nein, ich habe keinen speziellen Plan, achte aber natürlich darauf, dass ich mich ausgewogen und gesund ernähre.

— Ist es während der NBA-Meisterschaft möglich zusätzlich individuell zu trainieren?

Jakob Pöltl: An spielfreien Tagen und wenn wir kein Mannschaftstraining haben, hat jeder die Möglichkeit individuell zu trainieren – natürlich mit Trainer.

— Die meisten Team-Kollegen nennen dich Yak. Warum das?

Jakob Pöltl:(lacht) Weil Yak für sie einfacher auszusprechen ist und für sie auch cooler klingt als Jakob. 

— Sind deine Vorbilder aktuell in der NBA?

Jakob Pöltl: Vorbild in dem Sinn habe ich eigentlich keines. Kevin Garnett wäre am ehesten an ein Kindheitsidol herangekommen. Gegen ihn zu spielen, wäre spannend gewesen – er hat aber schon aufgehört. Großen Eindruck bei mir hat auf jeden Fall Dirk Nowitzki hinterlassen.

— Spielst du im Sommer bei der WM-Qualifikation des österreichischen Nationalteams mit?

Jakob Pöltl: Das war und ist der Plan. Ich kann dazu aber noch nichts Genaues sagen, da ich noch ein Gespräch mit den Raports habe und die Trainingsumfänge für den Sommer erst geklärt werden. 

Jakob_Poeltl 04_CMS.jpg Talking-Heads.at © Talking-Heads.at
Der 21-jährige Profi-Basketballer…
Jakob_Poeltl 01_CMS.jpg Talking-Heads.at © Talking-Heads.at
… möchte möglichst viele Menschen…
Jakob_Poeltl 05_CMS.jpg Talking-Heads.at © Talking-Heads.at
… für seinen Sport begeistern.

Ich werde gerne auf der Straße von Fans angesprochen

— Von Wien nach Salt Lake City und dann nach Toronto. Wie empfindest du diese unterschiedlichen Städte?

Jakob Pöltl:Ich habe knapp zwei Jahre in Salt Lake City gelebt und den ruhigen Alltag genossen. Genauso gut gefällt es mir aber im quirligen Toronto. Ich mag das Konträre. Da ich ständig auf Reisen bin, hat die Eingewöhnungsphase länger gedauert. Ich habe mir erst im Oktober ein Appartement in der Innenstadt gesucht. Mittlerweile kenne ich mich in Toronto aber schon ganz gut aus.

— Wurdest du auf den Straßen in Toronto in den letzten Monaten erkannt?

Jakob Pöltl:Seit der NBA bin ich sicherlich interessanter geworden (lacht). Aber mit den Superstars kann man das natürlich nicht vergleichen. Und wie das in Wien werden wird, kann ich nicht sagen, aber grundsätzlich habe ich überhaupt kein Problem damit, angesprochen zu werden. Ganz im Gegenteil: Ich freue mich sogar, wenn es viele Fans in Österreich gibt, die sich für Basketball interessieren.

Jakob_Poeltl 03_CMS.jpg Talking-Heads.at © Talking-Heads.at
Jakob Pöltl spielt bei den Toronto Raptors.

2,14 Meter-Talent

— Was rätst du Teenagern, die ebenfalls Profisportler werden möchten?

Jakob Pöltl:Das Wichtigste ist auf jeden Fall, dass man bereit ist, in jedem einzelnen Training ordentlich zu arbeiten und auch wirklich besser werden will. Wenn man am nächsten Tag zwei Trainings hat, sollte man am Vorabend gewisse Dinge besser lassen (lacht). Entscheidend ist auch, wie "coachable" man ist, also wie sehr man versucht und es schafft, Vorgaben und das Feedback der Trainer umzusetzen. Wenn man diese Grundvoraussetzungen erfüllt, ist man sicherlich auf einem sehr guten Weg, aber eine Garantie für eine große Karriere ist das natürlich nicht. Talent spielt natürlich auch eine große Rolle und oft braucht man auch einfach Glück.

Ich habe Schuhgröße 50 ½!

Jakob Pöltl, Profi-Basketballer

— Hast du ein Auto? Mit deinen 2,14-­Metern passt du wahrscheinlich nicht in jedes.

Jakob Pöltl:(lacht) Viel Auswahl habe ich aufgrund meiner Größe nicht. In Toronto habe ich mich für einen 7er-BMW entschieden. In Wien habe ich gar kein Auto. Ich bin ja sehr selten zu Hause und wenn, dann bin ich sehr viel zu Fuß unterwegs oder fahre mit den Öffis.

— Was gönnst du dir nach der NBA?

Jakob Pöltl:Ich muss zwar weiter hart trainieren, aber ein Urlaub wird sich irgendwie ausgehen.

Steckbrief

Profi-Basketballer Jakob Pöltl im Play-off der NBA 

  • Geboren am 15. 10 1995 in Wien  
  • Wiener Ballsportgymnasium (2011–2013),
  • BG Rahlgasse (Matura 2014)  
  • Studierte Wirtschaft an der University of Utah  
  • Basketball-Klubs: Vienna D.C. Timberwolves (bis 2013)
  • Arkadia Traiskirchen (2013/14)
  • Runnin’ Utes (2014–2016)  
  • Erster Österreicher, der in der National Basketball Association (NBA), der besten Basketball-Liga der Welt, spielt.  
  • Aktuelle Mannschaft: Toronto Raptors  
  • Schuhgröße: 50 ½  
  • Körpergröße; 2,14 Meter  

Kommentare (nur für registrierte Leser)