— Was können wir tun?
Jane Goodall:Die Menschen beginnen langsam zu verstehen. Es braucht einen nachhaltigen Lebenswandel. Ein paar Beispiele: Wenn mich all der Plastikmüll stört, kann ich anfangen, in meinem Alltag weniger Produkte mit Plastikverpackungen zu kaufen. Ich kann bewusst bei Einkäufen darauf achten. Ich kann Petitionen unterstützen, die sich für das Verbot von Einwegplastik einsetzen.
Oder denken wir an den achtlos weggeworfenen Müll: Wenn man spazieren geht, findet man ihn überall. Jedes Stück, das ich einsammle und korrekt entsorge, ist ein Beitrag zum Schutz der Natur.
Aber ich kann mich auch umschauen, ob jemand in meiner Nachbarschaft Hilfe braucht. Es gibt so viele, die Hilfe brauchen. Ob es die alten Menschen sind, die armen, die einsamen oder auch die überforderten Menschen, die bei all ihren Aufgaben eine stützende Hand brauchen. Eine Spende, ein nettes Gespräch, eine Unterstützung bei den Alltagslasten – all das kann oft ein Wunder für einzelne Menschen bewirken. Es ist so wichtig, lokal zu handeln.
— Welche Aktivitäten setzt das Jane Goodall Institute?
Jane Goodall:Eine unserer Initiativen, die es seit 20 Jahren gibt, ist das „Roots & Shoots“-Programm, wo wir bereits in Kindergärten beginnen. Manchmal entstehen die Gruppen in Altersheimen, in Waisenhäusern oder sogar in Gefängnissen.
Eine meiner größten Hoffnungen sind die jungen Menschen von heute. Sie haben wunderbare Ideen, ein enormes Potential und sie sind sehr kreativ. Gut informierte junge Menschen, die aktiv werden und erkennen, dass ihr eigenes Tun entscheidend ist, können die Welt verändern.
Unsere Botschaft lautet, dass jeder und jede auf dieser Welt täglich etwas verändern kann. Dafür wählt jede der Gruppen ein eigenständiges Projekt und wir begleiten dieses. Es gibt drei Arten von Initiativen: jene, die Menschen unterstützen, jene, die Tieren helfen, und jene, die sich für Umweltthemen engagieren. Inzwischen sind viele der Begleiter erwachsen und tragen die Botschaft weiter in die Welt.
— Sie selbst lebten lange Zeit Ihres Lebens in der Wildnis und waren eins mit der Natur. Wie hat das Ihr Leben beeinflusst?
Jane Goodall:Ich bin als Kind in einer ländlichen Umgebung aufgewachsen und habe schon damals, wenn keine Schule war, die meiste Zeit draußen verbracht. Ich habe schon als kleines Kind von Afrika geträumt und jeder hat mich ausgelacht.
Man muss sich vorstellen, in der Welt tobte der 2. Weltkrieg, Afrika war sehr weit weg, keiner wusste etwas über diesen Kontinent und meine Eltern waren arm. Keiner und schon gar nicht junge Mädchen studierten Tiere in ihrem Lebensraum in einem fremden Land.
Aber meine Mutter hat mich immer bestärkt. Sie sagte zu mir: Arbeite hart, warte auf die richtige Gelegenheit, und wenn du nicht aufgibst, dann wirst du einen Weg finden. Und so war es dann. Deshalb ist es mir so wichtig, gerade jenen Menschen, die benachteiligt sind, zu sagen: Gebt niemals auf.
— Also sind Sie drangeblieben und wurden Forscherin. In einer Zeit, in der das nahezu unmöglich war. Sie lebten als junge Frau ihren Traum. Wollten Sie schon damals das Verhalten von Schimpansen studieren oder hätten Sie Mäuse oder Ameisen genauso gern beobachtet?
Jane Goodall:Natürlich waren Schimpansen besonders exotische Tiere. Aber als ich nach Afrika ging, hätte ich tatsächlich alles erforscht. Ich wollte Wissenschaftlerin sein und in der Wildnis leben. Punkt. Und natürlich war es mein Ziel, viel über die Tiere zu lernen, von ihnen zu lernen, Bücher zu schreiben und meine Erkenntnisse mit Menschen zu teilen. Das war mein Traum.
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