Und dann war er plötzlich da, bereit für das Interview. Einem freundlichen Lächeln folgte eine ebensolche Begrüßung, ich stell mich kurz vor, wir nehmen Platz. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir das noch nie aufgefallen, aber in diesem Moment, als wir uns da zum ersten Mal gegenüber saßen, musste ich spontan an Tom Cruise denken. Ganz eigenartig. Ich glaube, es war dieser aufmerksame Blick in Kombination mit dem leicht spitzbübischen Grinsen, der diese spontane Assoziation auslöste. Möglicherweise wäre Jorge ja ein super Tom-Double für die ganz schnellen Motorrad-Fahrszenen…
— Hallo Jorge. Dürfen dich zunächst um ein kurzes Selbstporträt bitten?
jorge lorenzo: Ich bin ein Perfektionist. Ich bin sehr streng zu mir und zu den Leuten um mich herum, zu meinem Team. Ich bin aber auch sehr neugierig und liebe es, neue Dinge zu lernen. Das ist mehr oder weniger das, was mich ausmacht.
— Andere Fahrer behaupten, dein Fahrstil sei einzigartig. Man könne dir schwer folgen, deine Fahrweise kaum nachmachen. Macht dich das stolz?
jorge lorenzo:Ja, sicherlich macht mich das stolz. Aber mein Fahrstil ist auch nicht perfekt. Es gibt Stellen, da sind andere schneller, da muss ich mich dann verbessern, meinen Fahrstil anpassen, damit ich ihnen folgen kann. Prinzipiell versuche ich sehr geschmeidig zu fahren, sehr präzise, so wenig Fehler wie möglich zu machen. Ich möchte das Gefühl haben, dass die Maschine sehr stabil liegt. Außerdem opfere ich das scharfe Anbremsen zu Gunsten einer höheren Kurvengeschwindigkeit.
— Worauf bist du denn abseits des Rennsports stolz?
jorge lorenzo:Ich bin stolz auf meine bisherige Entwicklung.
— Warum?
jorge lorenzo: Weil ich ständig versuche besser zu werden, auf- und abseits der Rennstrecke. Also sowohl als Sportler als auch als Privatperson. Ich bin wie gesagt sehr neugierig, lese sehr viel, versuche aus meinen Fehlern zu lernen.
— Ich habe auch sehr viel gelesen – über dich. Du hast in einem Interview einmal gesagt, dass du dich in den vergangenen Jahren zwar sehr verändert hast, dass das aber gleichzeitig nicht für deinen Arbeitsstil gilt. Wie kann man sich denn persönlich verändern, ohne dass dies Auswirkungen auf den Alltag hätte? Da beeinflusst doch eines das andere, oder?
jorge lorenzo:Was ich meinte, war, dass ich mit schwierigen Situationen nun besser umgehen kann. Wenn ich beispielsweise im Rennen einen Fehler gemacht habe oder im Training gestürzt bin, dann bringt mich das nicht mehr so aus der Fassung. Klar ärgere ich mich, schimpfe und schreie vielleicht auch einmal mein Team an. Aber ich weiß jetzt viel eher, wo die Grenzen sind. Welche Reaktion noch okay ist und wann ich überreagiere. Mit solchen Situationen kann ich jetzt besser umgehen. Aber ich habe deswegen nicht meine Persönlichkeit geändert. Ich arbeite immer noch sehr fokussiert und konzentriert. Privat, abseits der Rennstrecke, bin ich allerdings ganz anders.
— Du hattest in deiner bisherigen Karriere auch ein paar wirklich heftige Stürze, hast deswegen auch die Airbag-Entwicklung wesentlich vorangetrieben. Was kann denn in punkto Fahrer-Sicherheit jetzt noch erwartet werden? Oder war es das schon?
jorge lorenzo: Ich glaube, dass in der Zukunft der gesamte Körper von einem Airbag geschützt werden wird, also auch Arme und Beine. Momentan ist es noch schwierig, einen Kompromiss zwischen Sicherheit und Wohlgefühl zu finden. Denn so ein Airbag bedeutet auch Mehrgewicht, das ganze System macht die Lederkombi zudem etwas steifer, unbequemer. Diesbezüglich müssen wir noch einen guten Mittelweg finden.
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