— Wie sieht die Zukunft der Krebstherapie aus?
Josef Penninger: Die Zukunft wird sein, dass – vielleicht im Jahr 2040 – jemand einen Tumor hat, man diesen herausnimmt und so die Krebsmasse verringert. Man wird die Mutationen finden, die dazu führen, dass die Krebszellen zu schnell wachsen oder zu langsam absterben, und dann wird man sie selektiv töten. Es wird viel weniger Chemotherapie benötigt, denn die Krebszellen werden verstärkt über ihre spezifischen Schwachstellen besiegt. Den Rest des Körpers lässt man großteils in Ruhe. Patienten haben dadurch zukünftig weniger Nebenwirkungen. Dem Immunsystem gibt man sozusagen einen Tritt in den Hintern. Es sollen nur gesunde Zellen übrig bleiben. Das wird wahrscheinlich die Zukunft der Therapie sein.
— Wie kann man dem Immunsystem sozusagen einen Tritt in den Hintern geben?
Josef Penninger: Es ist nicht nur wichtig zu wissen, wie der Tumor entsteht und wie man die Schwäche der Tumor-Zelle steuern kann, sondern dass man die Bremse des Immunsystems entdeckt. Das ist wie beim Auto. Das Immunsystem hat ein Gaspedal und wenn es zum Beispiel einen Virus sieht, dann reagiert es. Aber es braucht auch eine Bremse. Denn wenn es nur reagiert, dann kommt es ständig zu Entzündungen. Die Balance zwischen Bremsen und Gas geben, gilt es zu finden.
Vielleicht können wir einmal gegen Krebs impfen. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg.
Josef Penninger, Gen-Forscher
Das Immunsystem hält uns gesund – und wenn man die Bremse kennt, kann man sie blockieren und dieses Automobil-Immunsystem ständig fahren lassen.
Die Erfahrungen der letzten Jahre in diesem Feld sind spektakulär. Es gibt zum Beispiel Kombinations-Immuntherapien, die in Österreich bereits zugelassen sind. Mit dem Ergebnis, dass 60 Prozent der Menschen mit Hautkrebs weiterleben. Vor ein paar Jahren war das noch das Todesurteil. Ich hätte damals nie gewagt zu sagen, dass wir eines Tages etwas in unserem Repertoire haben werden, mit dem wir Krebs heilbar machen können. Aber mit diesen neuen Immuntherapeutika ist es teilweise möglich. Die Therapie schlägt nur bei bestimmten Krebsarten an, aber es ist eine völlig neue Welt der Krebstherapie. Es gibt aber noch wahnsinnig viel zu tun.
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