www-stefanjoham-com-4596_CMS.jpg Stefan Joham

Christoph Fritz, schüchtern – ganz ohne große Gesten.

© Stefan Joham

Christoph Fritz, schüchtern – ganz ohne große Gesten.

© Stefan Joham
März 2019

Kabarett-Newcomer Christoph Fritz 

Christoph Fritz ist mit seinem ersten Kabarettprogramm bereits auf großer Tour. 
Lampenfieber hat er fast keines mehr. Vor den Großeltern würde er aber nicht auftreten.
 

Ein 24-Jähriger, gefangen in der Maske eines Buben", so beschreibt sich Christoph Fritz in einer seiner Kabarett-Passagen. "Ich war immer ein Außenseiter, weil ich so jung aussehe." Was ist Wahres dran?  

Im Interview erzählt der Nachwuchskünstler, dass das natürlich etwas überspitzt formuliert ist. Er bezeichnet sich eher als Randerscheinung.

Ganz schön mutig, dann eineinhalb Stunden einen ganzen Saal voller Menschen zu unterhalten. "Vielleicht habe ich mich dazu entschlossen, auf die Bühne zu gehen, damit das Licht endlich auf mich gerichtet ist und man mir zuhören muss", überlegt der Niederösterreicher. "Ich kann mir vorstellen, dass das im Unterbewusstsein dazu beigetragen hat, Kabarettist zu werden."

Der Junge hat's auf jeden Fall drauf: Er wurde erst im Winter mit dem Förderpreis des Österreichischen Kabarettpreises ausgezeichnet. 

Werbung
Datenschutz Zur Anzeige von Werbung benötigen wir Ihre Zustimmung.
www-stefanjoham-com-4633_CMS.jpg Stefan Joham © Stefan Joham
Christoph Fritz hat am 26. November 2018 den Förderpreis für sein Programm "Das jüngste Gesicht" im Globe Wien entgegengenommen.

Ich habe das Charisma eines zertrampelten Gänseblümchens.

Christoph Fritz, Kabarettist

Vom Hobby zum Beruf

— Klingt nicht, als wäre Kabarettist dein Traumberuf gewesen?
Christoph Fritz:Ich hatte nie Berufswünsche. Ich dachte mir als Kind, wenn ich Schauspieler werde, dann muss ich nicht so viel tun (lacht). Ich hab nach der Schule BWL studiert, weil das eine gute Wahl ist, wenn man nicht weiß, was man sonst studieren soll. Ich wusste aber danach noch immer nicht, was ich machen soll (lacht).

Ich wollte wissen, ob ich lustig bin oder nicht – und bin auf die Bühne gegangen.

Christoph Fritz, Kabarettist

— Wann – und vor allem warum – hast du dich zum ersten Mal auf die Bühne gestellt?

Christoph Fritz: Vor drei Jahren in der Roo Bar – ein Pub in der Wiener Innenstadt. Damals gab es dort noch regelmäßig Open Mics. Auf diesen offenen Bühnen haben Newcomer die Möglichkeit, ihr Kurz-Programm auszuprobieren. Ich habe mich angemeldet dafür, weil ich wissen wollte, ob ich nun lustig bin oder nicht. Ich habe von meinem Umfeld gemischte Signale bekommen. Kurz vor dem Auftritt habe ich mich wieder von der Liste genommen, die Angst war doch zu groß. Eine Bekannte hat mich dann einfach wieder draufgesetzt. Ich war zufrieden mit meinem ersten Auftritt. Das Publikum hat bei einigen Passagengelacht. Ich bin dann immer öfter auf der Bühne aufgetreten.

— Kreative Menschen sind oft nachtaktiv. Wann arbeitest du an neuen Texten?
Christoph Fritz: Ich bin nie aktiv (lacht). In der Früh aber definitiv nicht, somit passen Nachmittag und Abend sehr gut.

Mein Programm ist häppchenweise entstanden. Ich hatte anfangs bei den Open Mics sehr viele kurze, zehnminütige Auftritte. Mit der Zeit haben sich ganze Geschichten entwickelt, es wurde immer mehr. Ich mache mir permanent Notizen – viel am Handy. Im stillen Kämmerlein daheim fällt mir wenig ein. Aber wenn ich unterwegs bin, mit Freunden spreche, dann tut das der Phantasie gut und ich assoziiere etwas dazu. Das aktuelle Programm "Das Jüngste Gesicht" habe ich in einem Zeitraum von zwei Jahren geschrieben. Ich baue auch jetzt noch laufend neue Passagen ein und verändere die Show etwas.

Datenschutz Zur Anzeige des Youtube-Videos benötigen wir Ihre Einwilligung.

— Übst du Texte vor deiner Familie?  

Christoph Fritz: Das geht schlecht, weil vor einer einzigen Person ist die Situation eine ganz andere. Man steht zu sehr unter Beobachtung. Hin und wieder habe ich meinem Bruder ein paar Passagen vorgetragen, aber der lacht nicht über meine Witze – somit habe ich es mir wieder abgewöhnt (grinst). Vor meinen Großeltern würde ich mich nicht trauen.

— Was sagen deine Großeltern zu deinem neuen Job?

Christoph Fritz: Generell finden sie das, glaube ich, schon cool. Aber als sie gehört haben, dass ich nun hauptberuflich Kabarettist bin, hat mich mein Großvater gefragt, ob ich mich eh um meine Sozialversicherung kümmere, weil sonst lande ich, wenn ich alt bin, im Haus verarmter Künstler in Baden bei Wien. Fast hätte er mir sogar die Adresse dafür rausgesucht (lacht).

c-ernesto-gelles-2_CMS.jpg Ernesto Gelles

Auf der Fachhochschule habe ich gemerkt, dass ich mit meinem trockenen Humor die Studienkollegen zum Lachen bringe. Dann hab ich's auf der Bühne probiert.

© Ernesto Gelles

— Und jetzt bist du hauptberuflich Kabarettist…

Christoph Fritz: Seit eineinhalb Jahren. Nach dem Studium war ich kurz bei einer Versicherung. Das war aber nichts für mich. Ich bin sehr zufrieden, wie es jetzt läuft. Der Kabarett-Preis war sicher ein Sprungbrett. Meine Tour geht bis Juni und nach der Sommerpause geht's ­wieder weiter. Ich habe auch immer wieder gemischte Kabarett-Abende, bei denen mehrere Künstler auftreten. Das ist angenehm, wir schultern den Abend zu viert. Ich bin ­lockerer drauf und probiere gerne Neues aus. Ich war aber auch schon zu Gast in Berlin in einem Comedy Club oder bei der heimischen Comedy-Quizshow "Was gibt es Neues".

— Seit wann interessiert dich Kabarett?

Christoph Fritz: Seit ungefähr fünf Jahren. Anfangs habe ich mir vor allem englischsprachige Stand-up-Comedy angehört. George Carlin finde ich sehr gut. Meine ersten Auftritte waren auch auf Englisch. Erst später hab ich dann doch zu meiner Muttersprache gewechselt. Mich hat es dann einfach interessiert, ob ich das auch kann.

Datenschutz Zur Anzeige des Youtube-Videos benötigen wir Ihre Einwilligung.

— Wie bist du während deiner Tour mobil?

Christoph Fritz: Wenn die Orte öffentlich schlecht angebunden sind, dann fahr ich mit dem Auto. Ich teile mir mit meinem Bruder einen alten Alfa Romeo. Heute früh war übrigens der ÖAMTC bei mir, weil das Auto wieder einmal nicht angesprungen ist (lacht). Ich fahre nicht gerne lange Strecken. Nach bereits zwei Stunden bin ich nicht mehr top-konzentriert. Ich bin viel mit dem Zug unterwegs, das ist aber auch anstrengend für mich, obwohl ich nichts tue (lacht).

Steckbrief: Christoph Fritz

  • Geboren am 24. Mai 1994
  • Wohnt in Hausleiten (NÖ)
  • Bachelorstudium "Europäische Wirtschaft und Unternehmensführung" FH des BFI Wien (2016)
  • Hat sein Hobby zum Beruf gemacht und ist seit Herbst 2017 Kabarettist 
  • Für sein Debütprogramm "Das Jüngste Gesicht" mit dem Förderpreis des Österreichischen Kabarettpreises ausgezeichnet (2018)  
  • Auf Tour bis Juni (Wien, NÖ, OÖ, Steiermark, Salzburg, Tirol sowie München)
  • Ab August neue Termine unter www.christophfritz.at
fritz-c-roland-ferrigato_CMS.jpg Roland Ferrigato
© Roland Ferrigato

Kommentare (nur für registrierte Leser)