Steirerbua Superstar

Andreas Gabalier im Plauderton über Songs und Selfies, Schicksalsschläge und Sicherheit, über lästernde Kollegen und die leidige Affäre um den Text der Bundeshymne.

Strenger Scheitel, Lederhose, Rolling-Stones-Leiberl. Gehasst oder geliebt: Andreas Gabalier ist kein Mann der Grautöne. Der erfolgreichste aller Austro-Barden mit dem Steirerbua-Image polarisiert, füllt mit seinen Liedern die größten Hallen und Stadien. Die ÖAMTC-Aktion "Sehen und gesehen werden" unterstützt er, weil ihm Sicherheit am Herzen liegt. Und zwar für Töchter und für Söhne.

—  Wo wärst du heute, wenn das mit dem Singen nicht geklappt hätte?

Andreas Gabalier:Auf meiner Alm – zusammenräumen (lacht). Ich wäre den ganzen Tag mit Rasenmäher und Motorsäge unterwegs. Meine große Leidenschaft, die mir den Kopf richtig toll freimacht. Und ich würd' wahrscheinlich ein letztes Mal in der Bade­hose den Herbstputz machen.

—  Was ist dein Erfolgsgeheimnis?

Andreas Gabalier:Ich glaube, dass mein Erfolg einfach eine ehrliche G'schicht ist. Die nicht von irgend jemandem erfunden wurde. Begonnen hat alles vor acht Jahren mit einem Gedicht, das wir als Lied aufgenommen haben. Dahinter stand eine Episode meines Lebens. Dass ich alles selber schreibe, hat der Sache noch den roten Faden verliehen. Die Leute glauben mir.

—  Du füllst die größten Arenen. 80.000 Fans in Hockenheim, ist das noch zu toppen?

Andreas Gabalier:Nein, da gibt es nichts Größeres mehr.

— Gibt es spezielle Rituale, mit denen du dich auf deine Auftritte vorbereitest?

Andreas Gabalier:Vor einer Show brauche ich meinen Sport am Nachmittag. Und vor jedem Auftritt trinke ich zwei Bier und gehe danach gut gelaunt raus auf die Bühne. (schmunzelt)

— Wie kam es zu den ersten Auftritten und schließlich zum Durchbruch?

Andreas Gabalier:Das ist über Jahre gewachsen, ist immer mehr geworden. Ursprünglich gab es dieses Lied, das ich für meine Ex-Freundin geschrieben habe, "I sing a Liad für di". Das haben wir zum Radiosender gebracht, die haben es gespielt, den Leuten hat es gefallen. Vielleicht war auch wichtig, dass es nicht zehn Mal am Tag rauf und runter gespielt wurde. Der Sepp Adelmann hat mich damals mitgeschliffen auf Stadtfeste, Kurz- und Gastauftritte. Es gab Jahre wo wir auf 200 Festl'n aufgetreten sind. Und so haben wir uns das Live-Publikum über zwei, drei Jahre hart erspielt. Ich wollte aber kein Zeltmusikant werden und hab damals gesagt: Wenn die Live Acts und Konzerte nicht groß aufgehen, dann will ich nicht mehr weiter machen. Mag ja arrogant klingen, war aber so. Nach Wien brauchst du gar nicht zu gehen, hat man mich gewarnt. Dann war die Stadthalle voll. Dort haben wir eine DVD aufgezeichnet, die im Jahr darauf vom deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Das war dann der Durchbruch in Deutschland.






Mag ja arrogant klingen, aber wären meine Live Acts und Konzerte nicht groß aufgegangen, hätte ich nicht weitergemacht.






Andreas Gabalier, Steirerbua


—  Und wie erging es dir mit der plötzlichen öffentlichen Aufmerksamkeit?

Andreas Gabalier:Nicht plötzlich! Ich war ja schon seit 2010 musikalisch unterwegs. Vielleicht schaut es für Außenstehende wilder aus als es ist. Wenn heute jemand zu mir kommt und sagt: "Geh Andi, mach ma ein Foto!" – kein Problem. Wenn ich in Graz in ein Wirtshaus oder ins Univiertel gehe – ich habe ja noch meine Studentenwohnung dort –, ist natürlich erst einmal der Teufel los. Dann werden gleich einmal 200 Selfies gemacht. Aber das legt sich nach einer Viertelstunde und dann taugt's den Leuten, auch dass ich da bleibe und bis vier Uhr in der Früh mit ihnen feiere. Und das macht mich auch wieder stark und bringt eine Lawine an Facebook-Likes. Weil die Menschen es cool finden, dass du dich nicht auf irgendeiner abgeschirmten VIP-Party im Eck versteckst. Für mich ist das alles normal. Ich leide nicht, weil ich die Öffentlichkeit nicht scheue. Weiß aber von Kollegen, die das richtig anzipft.

—  Wo und wie sind deine Hits entstanden?

Andreas Gabalier:In der Badewanne, beim Laufen, beim Jagen auf dem Hochstand. Oder du hörst eine Nummer, der Rhythmus gefällt dir, den nimmst du dir raus, baust ihn ein bisschen um. Oder ein Schlagwort im Flugzeug. Dann nehm ich mein Handy, spreche oder summe meine Ideen drauf. "I sing a Liad für di" ist mir um drei in der Früh auf dem Heimweg eingefallen.

Lied an die Ex wird zum Hit


—  Mit "Amoi seg'n ma uns wieder" hast du deine tragische Familiengeschichte aufgearbeitet. Wie geht es euch heute damit?

Andreas Gabalier:Wir haben die Selbstmord-Tragödie von Vater und Schwester durch die Musik ver­arbeitet. So wie durch das laufende Darüber-Reden. Also mir geht's heute gut. Den Brüdern, glaube ich, auch und die Mama hat letztendlich wieder einen Partner gefunden. Ich glaube aber auch, dass der musikalische Erfolg die Geschichte überdeckt hat. Trotzdem wird sie immer ein Teil von mir bleiben.

Musikalische Aufarbeitung einer Tragödie


— Du warst in den Vereinigten Staaten in Nashville. War das eine Suche nach Idolen oder Ideen?

Andreas Gabalier:Schau, ich reise nun mal total gerne. Amerika war nach der dritten CD ein logischer Schritt. Nachdem wir zum Teil eh schon sehr Country-lastig waren, sind wir 14 Tage rüber geflogen. In Nashville haben wir dann sieben Songs aufgenommen. Es war auch medial eine super Geschichte für mein viertes Album.

— Wie wichtig ist Aussehen für dich, bist du eitel?

Andreas Gabalier:Ich muss nicht wie so viele zum Sport gehen – ich brauch ihn. Gestern erst war ich wieder laufen. Wenn es die Zeit zulässt, dann geh ich in die Berge: Skitouren, Schneeschuhwandern. In der Ramsau versinken wir im Winter im Schnee. So bring ich mich wieder auf Vordermann nach einer geselligen Adventzeit. Meine Brüder und ich sind mit Sport groß geworden. So spiele ich seit 26 Jahren Eishockey. Müsste heute nicht mehr sein, weil ich mir alle Jahre dabei richtig weh tu'. Aber ich hab mir schon wieder einen neuen Schläger bestellt. Und ganz ehrlich: Ich mag nicht blad werden. Vielleicht kommt irgendwann der Tag, wo es mir egal sein wird. Aber nicht jetzt. Ich besitze auch ein paar Kraftmaschinen von Arnold Schwarzenegger. Das bin einfach ich. Einen eitlen Hintergrund gibt es nicht.

— Bist du begehrt bei den Frauen? Und ist deine Partnerin nicht eifersüchtig?

Andreas Gabalier:Über die Liebe habe ich zu Medien noch nie gesprochen. Alles was es an Geschichten über mich gibt, haben die sich selber zusammengereimt. Kurze Antwort dazu: Nein! Ich glaube nicht, dass Silvia eifersüchtig ist. Sie steht ja selber in der Öffentlichkeit und sie hat dieses Leben schon begriffen.

—  Wie sehr trifft dich Kritik von Kollegen wie Hubert von Goisern oder EAV?

Andreas Gabalier:Gar nicht. Manchmal denke ich mir, wenn ich in der Öffentlichkeit stehe, würde ich niemals über Kollegen so reden. Ich finde es schade. Letztendlich waren diese Künstler ja auch die großen Idole meiner Kindheit, die ich im Walkman spazieren getragen habe. Was offenbar viele schmerzt, dass da ein Lausbub daher kommt, der eigentlich nie was mit Musik zu tun hatte, auch nicht Musik studiert hat und kein Instrument wirklich gelernt hat. Einer, der einfach drauflos schreibt, spielt und Freude dabei hat. Und dann geht die Geschichte auch noch auf – wie nie zuvor: mit vollen Fußballstadien in Deutschland und der Schweiz. Eigentlich könnten sie auch sagen: Schau! Ein junger Bursch, der Erfolg hat – nicht schlecht! Urgesteine, die seit Jahrzehnten Musik machen und in Österreich Kultstatus genießen, haben es nicht notwendig, so über einen Frischling herzuziehen.

Vom Berg auf die Bühne

—  Auch die Damenwelt war ziemlich sauer auf dich, wegen der Bundeshymne.

Andreas Gabalier:Da war überhaupt nichts Antifeministisches, ich wollte auch nicht, dass es so eine Affäre wird. Es ging von mir aus. Und dann ist es medial so aufgeschaukelt worden. Als hätten wir keine anderen Sorgen in unserem Land.

— "Sing meinen Song" war ein Austauschkonzert mit deutschen Künstlern in Südafrika. Was konntest du aus dieser Serie mitnehmen?

Andreas Gabalier:Für mich als erster und einziger Österreicher war es eine Ehre dabei zu sein. Ein Paradeprojekt, für das ich sofort zugesagt habe. Mit all den deutschen Superstars. Die erste war zugleich auch die erfolgreichste Staffel. Was nimmt man da mit? Es war ein unvergessliches Fernsehprojekt. Ich glaub sogar: das Tollste, das ich je gemacht habe. Dort in Südafrika sind wirkliche Freundschaften entstanden, die alle, die dabei waren, bis heute pflegen. Elf Tage, die uns zusammengeschweißt haben. Vom Frühstück bis zum Niederlegen um drei Uhr in der Früh, waren wir ja den ganzen Tag zusammen.

— Gibt es zwei Andreas Gabalier? Den Rocker und den Privatmann?

Andreas Gabalier:Es gibt wirklich einen zweiten: bei Madame Tussauds in Wien. Das Gemeine ist, der aus Wachs wird ewig jung bleiben. Ansonsten bin es schon immer ich. Natürlich kommt auf der Bühne die Show dazu, auch eine gewisse Professionalität. Privat bin ich dann auch mal froh, die Lederhos'n auszuziehen und auf den Balkon zu hängen. Einfach mein altes Leben wieder zu leben. Ich brauche solche Auszeiten – immer öfter. Schon allein um einen gesunden Abstand zum Erfolg zu bekommen.

Gabalier und der ÖAMTC

— Wann hast du zuletzt die Hilfe des ÖAMTC gebraucht?

Andreas Gabalier:Das letzte Mal beim Militär, mit meinem alten 2er-Golf. Die Benzinanzeige war kaputt und plötzlich war der Tank leer. Zufällig ist ein Pannenauto vorbeigefahren und ich hab es aufgehalten. Gewartet hätte ich nicht, es war im eisigen Winter von 2005 auf 2006 mit bis zu minus 25 Grad. Ich war gerade an der Grenze im Assistenzeinsatz. Kritische Situationen mit dem Motorrad hat es auch gegeben. Wenn ich über den Sölkpass gefahren bin und plötzlich eine Kuh mitten auf der Straße gestanden ist. Mehr war Gott sei Dank noch nicht. Ich zieh schon gern mal an am Gashahn, aber immer mit Bedacht.

—  Du unterstützt die ÖAMTC-Sicherheits-Aktion "Sehen und gesehen werden". Was liegt dir persönlich daran?

Andreas Gabalier:Ich hatte selber einmal einen Unfall in der Nacht, wurde in besagtem 2er-Golf von einem BMW-Fahrer übersehen und abgeschossen. Es ist schon sehr wichtig, dass wir alle, jetzt wo die dunkle Zeit wieder anbricht, auf der Straße sichtbar sind. Die Auswahl an reflektierendem Zeugs ist eh riesig. Und mit der reflektierenden Hochsicherheits-Haube vom ÖAMTC leuchten wir alle ein bissl wie die Glühwürmchen.

Andreas Gabalier, der Volks-Rock 'n' Roller 


Geboren am 21. November 1984, während einer Autofahrt bei Friesach in Kärnten.
Der Name Gabalier stammt von einem Soldaten Napoleons.
Studierte Rechtswissenschaften in Graz.
2009: 4. Platz in den Austro-Charts für das Debut-Album "Da komm ich her“.
2011: Durchbruch in Deutschland mit "I sing a Liad für di“.
2012: Verleihung des Bambi als Shootingstar und des Echo als bester Künstler.
2013 und 2014: Amadeus Award, bester Live Act.
2016: Als erster Österreicher bei MTV Unplugged.
2017: Konzert vor 80.000 Menschen in Hockenheim


www.andreas-gabalier.at