Unter der aktuellen Bundesregierung wurden zahleiche Infrastruktur-Projekte wie der Lobautunnel, die A9 bei Graz oder die S18 gestoppt. Wie würde es in einer Regierung, der Sie angehören, mit diesen Infrastrukturprojekten weitergehen?
Wir sind der Meinung, dass man auch Alternativen zum Lobau-Tunnel prüfen muss, aber es ist klar, dass die aktuelle Infrastruktur überlastet ist. Anders sehe ich die Sache bei der Stadtstraße, die Aspern mit der Südosttangente in Wien verbinden soll. Sie ist notwendig, um diesen ganzen neuen Stadtteil wirklich zu erschließen. In diesem Zusammenhang finde ich auch den Protest der Grünen unehrlich, weil das Projekt beschlossen worden ist, als sie in der Wiener Stadtregierung waren.
Generell plädiere ich dafür, dass der Kulturkampf ein Ende hat. Beim Ausbau von Infrastruktur muss immer geklärt werden, wo die Mittel am sinnvollsten eingesetzt sind und wir müssen auch beim Ausbau der Schiene schneller vorankommen.
Wie sieht denn generell Ihre Vision vom Verkehr der Zukunft aus?
Wir müssen Verkehr europäischer denken. Für den Ausbau der transnationalen Verbindungen benötigen wir staatenübergreifende Anstrengungen. Die Argumente von früher, dass man das Schienennetz aus militärischen Gründen nicht zusammenführen kann, sind hoffentlich in einem vereinten Europa Geschichte.
Betrachtet man den Verkehr innerhalb Österreichs, ist die lokale Perspektive wichtig. Wir müssen auch für entlegene Gegenden attraktive Angebote schaffen. Dafür benötigen wir nicht nur die Bahn, sondern zum Beispiel auch E-Shuttle-Busse, die kleinräumig wichtig Verbindungen schaffen können. Auch der Individualverkehr wird weiterhin eine wesentliche Bedeutung haben – vor allem für die letzte Meile. Allerdings werden wir beispielsweise für die Zustell-Logistik smartere, klimafreundlichere Konzepte im urbanen Raum brauchen. Denn schon heute machen die Packerl-Zusteller einen wesentlichen Teil des Verkehrs in Wien aus.
E-Bikes boomen und damit steigt leider auch die Anzahl der getöteten Radfahrenden. Überwiegend sind es ältere E-Bike-Fahrer:innen, die ohne Unfallgegner verunglücken. Halten Sie die Einführung einer Helmpflicht für E-Bikes für sinnvoll?
Ich trage selbst immer Fahrradhelm und bin ehrlich gesagt überrascht, wenn jemand ohne Helm mit dem E-Bike fährt. Eine Verpflichtung ist zwar denkbar, wichtiger finde ich aber, dass ein Bewusstsein geschaffen wird und die Menschen aus Überzeugung auf Nummer Sicher gehen.
Durch eine Novelle der EU-Führerschein-Richtlinie werden die Mitgliedstaaten in Zukunft eine regelmäßige Überprüfung der Fahrtüchtigkeit – jedenfalls für ältere Führerscheinbesitzer - einführen müssen.
Soll diese regelmäßigen Überprüfungen durch Test beim Arzt oder durch standardisierte Selbsteinschätzungen umgesetzt werden?
Studien haben ergeben, dass sich regelmäßige Gesundheitschecks für Ältere nicht positiv auf die Unfallstatistik auswirken. Deswegen sehe ich keinen Sinn in einer Verpflichtung. Ich würde auf Eigenverantwortung und Freiwilligkeit setzen. Vermutlich wird es allerdings Anreize brauchen, da wohl viele ältere Verkehrsteilnehmer:innen um ihre Autonomie und Selbstbestimmung fürchten.
Automobilhersteller schränken den Zugang zu Reparatur- und Wartungs-Daten immer mehr ein. Wie wollen Sie der Europäischen Kommission beim Thema "Daten aus dem Auto" Beine machen?
Wir pochen sehr auf die Datensouveränität und Datenautonomie. Wenn entsprechende Regularien fehlen, ist das fatal. Ich möchte, dass jeder autonom über die eigenen Daten verfügen kann. Niemand sollte in irgendwelche Systeme gezwungen werden, in denen er völlig transparent ist. Ich setze mich auch für den freien Zugang für Pannenhelfer und freie Werkstätten ein. Wenn Automobilhersteller versuchen, Hürden beim Zugang zu Autodaten, die für Reparaturen benötigt werden, einzubauen, schadet das den Konsumenten. Es darf keinen Vertragszwang geben. Diese Position sollten wir auch im Nationalen Parlament bekräftigen.
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