Always all-in
Er ist der erste österreichische DTM-Sieger in Spielberg. Im Gespräch mit auto touring spricht Thomas Preining über seinen Sieg, dem Strafen-Wirrwarr in der DTM – und warum er nicht Motorradfahrer geworden ist.
In Kurve sieben lenkt Thomas Preining einen Hauch später ein als sein Vordermann, verlässt die Ideallinie, bleibt aber drauf – und geht außen vorbei. Auf klatschnasser Strecke. Und in einer Kurve des Red Bull Rings, die eigentlich kein klassischer Überholspot ist. Das Manöver ist exemplarisch für sein gesamtes Rennwochenende am Spielberg, wo er in Gedenken an Walter Lechner sen. mit einem besonderen Helmdesign an den Start ging.
— Der erste Heimsieg eines Österreichers in der DTM: Wie hast du den Sonntag am Red Bull Ring erlebt?
Thomas Preining: Der Tag hat schwierig angefangen im Qualifying. Extremer Regen, kaum Sicht, nur Aquaplaning. In erster Linie war es wichtig, das Auto ganz zu lassen. Das ist nicht jedem gelungen.
Im Rennen war es ähnlich: Es ist darum gegangen, die kritische Startphase zu überleben. Dann habe ich mich Stück für Stück nach vorne gearbeitet. Die letzte Viertelstunde war relativ souverän.
— Und die Atmosphäre?
Thomas Preining: Es war super! Heimrennen sind immer cool, aber mit der DTM als Plattform – da wird noch viel mehr Augenmerk auf einen gelegt.
Fast 50.000 Zuseher verfolgten die DTM und ihr Rahmenprogramm live am Red Bull Ring.
— Dir liegt das Überholen und Fahren im Regen?
Thomas Preining: Überholen kann ich wirklich gut. Und im Regen ist der Porsche einfach sehr stark.
— In der Eau Rouge in Spa-Francorchamps hast du Anfang September den Save des Jahres hingelegt – ebenfalls auf feuchter Strecke. Was geht einem in so einer Situation durch den Kopf?
Thomas Preining: Die ist ja nach eineinhalb Sekunden wieder vorbei. Und danach muss man sofort weiter pushen. In der DTM geht's hart auf hart, da wird dir nichts geschenkt. Wenn du dann ein paar Runden darüber nachdenkst, verlierst du nur Positionen.
Die Top-10-Fahrer der DTM wären im richtigen Auto auch in der Formel 1 extrem gut dabei.
Thomas Preining, Rennfahrer
— Der Samstag startete durchwachsen: Zweimal musstest du nach Überholmanövern die Position zurückgeben, nach dem dritten Überholmanöver wurde dir eine Zehn-Sekunden-Strafe aufgebrummt. Die DTM will ihren Fans hartes Racing bieten und schreibt gleichzeitig ins Reglement, dass man Abstand halten muss.
Thomas Preining: Die Abstandsregel widerspricht sich schon beim Start selbst. In der DTM-Formation muss man so nah wie möglich Rad an Rad nebeneinander starten. Deshalb macht die Regel für mich wenig Sinn. Ich glaube, dass die alte Regel – dass man sich nicht gegenseitig abschießen darf – viel sinnvoller ist. Das sehen die Stewards wohl ähnlich, wie man gesehen hat. Denn die Zehn-Sekunden-Strafe wurde später zurückgenommen. Aber durch die Positionstausch-Strafen war die Podiumschance trotzdem weg.
Generell ordne ich die DTM aber sehr hoch ein. Das fahrerische Niveau ist Weltklasse. Die Top-10-Fahrer wären im richtigen Auto auch in der Formel 1 extrem gut dabei.
— Wie gut funktioniert die Balance of Performance?
Thomas Preining: Wenn ein neues Auto wie der Porsche dabei ist, ist die Einstufung am Anfang immer schwierig. Du weißt nicht, was er wirklich draufhat. Deshalb waren die ersten beiden Wochenenden auch eine Katastrophe für uns. Aber die AVL hat einen guten Job gemacht, mittlerweile ist es sehr ausgeglichen.
Jeder hat ähnliche Chancen, egal auf welcher Strecke. Zum Beispiel dachten wir, dass Spa und der Red Bull Ring nicht so zu unserem Fahrzeugkonzept passen. Aber die Balance of Performance hat das ausgeglichen. Wir hatten super Wochenenden.
— Und welche liegen dem Porsche gut?
Thomas Preining:Nürburgring, Norisring.
— Hockenheim?
Thomas Preining:Kommt uns theoretisch auch entgegen. Aber wie gesagt: Die "BoP" funktioniert so gut, dass es kaum mehr eine "Mercedes-Strecke" oder "Porsche-Strecke" gibt.
— Beeinflusst die Chance zum Titelgewinn deine Herangehensweise bei den letzten beiden Rennen am 8. und 9. Oktober in Hockenheim?
Thomas Preining:Nein, überhaupt nicht. Wir sind immer noch die Verfolger. Wenn wir irgendeine Chance auf die Meisterschaft haben wollen, müssen wir aufholen. Wir gehen wie immer all-in. Und dann schauen wir, wie es nach dem Samstagsrennen ausschaut.
— Hast du konkrete Pläne für nächstes Jahr?
Thomas Preining:Sobald alles fixiert ist, wird das publiziert.
— Interessiert dich eine bestimmte Serie?
Thomas Preining:DTM, natürlich. Aber das ist noch Teil der Verhandlungen und wird in den nächsten Wochen sicher alles klarer.
— Abschließend: Wie bist du eigentlich zum Motorsport gekommen?
Thomas Preining:Mein Papa ist in den 1980ern und frühen 90ern professioneller Motorradfahrer gewesen. Motorsport war also immer schon ein Thema zu Hause. Im Urlaub fuhren wir mit Freunden einmal spaßhalber Kart. Da war schnell klar, dass ein gewisses Grundtalent da ist. Und Spaß hat es sowieso gemacht.
Früher oder später ist das Ganze dann eskaliert und ab dann sind wir als kleines Familienteam für Rennen zu den verschiedensten Kartstrecken durchs Land gereist.
— Dein Vater war also Motorradrennfahrer: Warum bist du nicht einspurig unterwegs?
Thomas Preining:Der Rossi ist mein Vorbild und auch ein kleines Mini-Motorcross hatte ich als Kind – aber auf vier Rädern hab' ich mich einfach immer wohler gefühlt.