Lässig, launig, Luggi
Lucas Auer, Neffe von Formel-1-Ikone Gerhard Berger und einer von fünf Österreichern in der DTM, im Exklusiv-Talk mit auto touring.
Wie er lächelt, spricht, wie er fährt: Racer Lucas Auer wirkt lässig. Lässig auch sein Auftaktsieg in Portimão, lässig das Podium in der Lausitz und lässig seine zwischenzeitliche Gesamtführung in der DTM, der aktuell schnellsten Tourenwagen-Serie. Und mit entwaffnendem Lausbuben-Grinsen sagt er: „Ich bin super happy mit meinem Start in die neue DTM-Saison!“
DTM-Wochenenden bestehen aber immer aus zwei Rennen. Und im zweiten Durchgang lief es für "Luggi" Auer im Mercedes-AMG GT3 bisher nicht so toll. Sprich, Samstag top, Sonntag Flop. Das macht nachdenklich: "Der Boxenstopp in Portimão war ein Drama und am Lausitzring fehlte mir im Sonntagsrennen der Speed. Keine Ahnung, warum. Und Konkurrent Sheldon van der Linde im BMW M4 ist buchstäblich davongeflogen."
Lucas Auer ist mit seinen 27 Jahren und insgesamt acht Rennsiegen bereits ein DTM-Urgestein. 2015 war sein Rookie-Jahr, in seinem zweiten Jahr klappt's mit dem ersten Sieg, auch auf dem Lausitzring.
Luggi schwärmt: "Mit Abstand mein schönster Erfolg, mein Durchbruch." Wenn er nur daran denkt, sagt er, kommen alle Gefühle von damals hoch. Damals: Das war noch die DTM der Prototypen, der lässigen Class-1-Fahrzeuge. Heute hat sie Luggis Onkel Gerhard Berger zu einer GT3-Serie herab gestuft. Luggi kontert: "Herabstufung? Nein! Das sehe ich anders. Teams und Fahrer zählen immer noch zu den Besten. Das Reglement hat sich verändert, die DTM nicht."
Schon wahr: Heute sind sogar mehr Hersteller und Teams dabei und die Rennen sind hart umkämpft wie selten zuvor. 29 Fahrzeuge im fliegenden Start, "Bumper to Bumper", das ist geiler Motorsport. "Außerdem wird bei uns härter gefahren als in der Formel 1, einfach, weil es die Autos zulassen. Wir können uns anrempeln, ohne dass die Kisten gleich auseinander fliegen."
Wir können uns anrempeln, ohne dass die Kisten gleich auseinanderfliegen.
Lucas Auer, DTM-Pilot
Aber wie fühlt sich der Unterschied zwischen den GT3-Autos und den alten Class-1-Fahrzeugen an? "Ein GT3 ist vom Speed her fast gleich schnell, nur schwerer und mit weniger Aerodynamik. Heißt: Wir rutschen mehr." Im Vergleich dazu hatten die Class-1-Prototypen von früher extrem viel Downforce produziert. "Diese Boliden waren unfassbar, richtig lässige Monster!"
Ob der DTM-Gesamtsieg ein Thema ist, will ich von Lucas wissen. "Viel zu früh, um darüber auch nur nachzudenken. Nur einmal kurz schwächeln und du bekommst von 28 Pilotinnen und Piloten die Watschen."
Den Gesamtsieg hat Onkel Gerhard Berger schon im Vorjahr über die Medien gefordert. Hat er damit den Neffen unter Druck gesetzt? Und wieder dieses Spitzbuben-Lächeln: "Es gibt immer wieder Prognosen, Analysen oder Ähnliches von außen. Aber ich weiß selbst, was möglich ist und was nicht."
GT3 ist geil
Apropos Onkel. Lucas Auer ist drei Jahre alt, als Gerhard Berger seine Karriere beendet. Erst später wird er über YouTube-Videos den Onkel als Motorsportler wahrnehmen. Aber Luggis Idole sind andere: Senna, Lauda…
Luggis erster Kontakt zum Motorsport war ein Jux. Bruder und Vater stecken den Buben mit vier Jahren in ein Baby-Kart. Und es hat bum gemacht: Luggi findet's lässig, liebt es. Mit sieben bestreitet er erste Kart-Rennen. Mama Claudia chauffiert ihn zu den Rennstrecken, schaut, dass alles passt.
Später zu Formel-3-Zeiten sucht er mehr und mehr den Rat vom Onkel, von Gerhard Berger. Er feiert Erfolge in Asien, liebt bis heute den Stadtkurs von Macao.
Auch später nach den ersten DTM-Jahren zieht es ihn wieder in den Osten, nach Japan in die Super Formula. "Sauschnelle spektakuläre Kisten!" Und ein mögliches Sprungbrett in die Formel 1. Alpha-Tauri-Pilot Pierre Gasly und viele andere haben es vorgemacht.„
Big in Japan
"Lost in Translation" lebt Luggi allein in Tokio, völlig ohne soziale Kontakte. Aber es taugt ihm. "Nur so konnte ich diese fremde Kultur und Arbeitsweise kennenlernen." Aus dem Projekt Formel 1 wird schlussendlich nichts, bis auf einen Testtag im Force India.
Heute weiß Luggi: "Der Genickbrecher war, dass ich in Japan die notwendigen Superlizenz-Punkte nicht erreicht habe." Und so war der Weg zurück zu den Tourenwagen in die DTM die logische Konsequenz.
Aber ist die DTM schon die Karriere-Endstation? Luggi lächelt: "Ich bin glücklich, wo ich gerade bin, aber ich könnte mir auch die amerikanische Indy-Car-Serie gut vorstellen." Amerika also. Sicher auch sehr lässig.