— Ist die Relevanz für die Serienproduktion in der WEC höher als in der Formel 1?
Fritz Enzinger: Wenn es im Rennsport einen Technologie-Träger für die Serie gibt, dann ist es der Langstreckensport, sprich die WEC. Ich kann das nach zehn Jahren in der Formel 1 beurteilen. Allein unsere heutige Batterie-Technologie, unser Wissen im Hochvolt-Bereich erzeugt – nach der Entscheidung, ein Porsche-Elektroauto zu bauen – in Weissach einen immensen Kommunikationsfluss. Die Kollegen der Motoren-Erzeugung sind an unserer Zellen-Technologie und der Abgasenergie-Rückgewinnung höchst interessiert. Die gibt es für die Serie ja noch gar nicht. Und sie ist trotz kürzester Entwicklungszeit standfest geworden.
— Als es darum ging, Piloten für die Prototypen-Klasse LMP1 zu finden, fragten sich viele Österreicher: Warum Mark Webber und nicht Richard Lietz?
Fritz Enzinger: Ich kenne Mark aus meiner Formel-1-Zeit. Als ich zu Porsche wechselte, sagte er spontan: "Bei euch würde ich gerne fahren." Ich hab sofort gemerkt, er meint es ernst. Also habe ich geantwortet: "Wenn du noch einmal ein Team so wie Red Bull mitentwickeln willst, nicht erwartest, dass alles von Anfang an perfekt läuft, dann bist du bei uns richtig." Mark entpuppte sich als Gewinn, wurde Weltmeister. Als Markenbotschafter ist er sowieso ein toller Typ, mit super Statements, eine echte Persönlichkeit eben. Und was Richard Lietz betrifft: Alle GT-Fahrer hatten ihre Chance. Bei den Test waren andere schneller – und wir haben entsprechend entschieden.
— Apropos: Wie sehen Sie die Formel 1 mit Zuschauerschwund und dem ständigen Jammern, sie sei zu leise, zu fad, zu einseitig?
Fritz Enzinger: Die Formel 1 ist unverändert top. Phasen, in denen Teams dominierten, gab es immer. Vor Mercedes war es Red Bull, davor Ferrari. Mercedes hat die Hausaufgaben am besten gelöst. Und wenn ich ein gutes, siegfähiges Auto habe, dann will ich auch so lange wie möglich Erfolg haben und mir nicht durch eine Reglementänderung wieder alles abwürgen lassen. Was die schwindenden Zuschauerzahlen betrifft, so gibt es alleine auf dem Red Bull Ring so viele andere Events: Konzerte, Formel 1, DTM und MotoGP. Die Fans haben aber nur das Budget für maximal ein Ereignis. In China etwa haben wir das gleiche Problem wie die Formel 1. Die Rennstrecke in Shanghai ist überdimensioniert, und wenn dann nur 25.000 Zuschauer, also ein Fünftel der Kapazität, an die Strecke kommen, dann schaut das optisch schlimm aus.
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