So ein Hatscha!

Weitwanderwege boomen seit der Pandemie. Mittlerweile gibt es Angebote für alle Fitness-Klassen und Altersstufen. Wir haben’s am Hochkönig in Salzburg ausprobiert. 

Der kleine und der große Bratschenkopf, Kalkstein-Riesen an der Südkante des Hochkönig-Massivs in Salzburg, brechen soeben durch die Wolken, als ich meine neue Etappe beginne. Ich bin zu Fuß und mit leichtem Gepäck ­unterwegs. Das Ziel der Tagesetappe, Mühlbach am Hochkönig, habe ich vom Dientner Sattel in Angriff genommen. Zuerst verläuft der Weg steil hinauf durch dichten Nadelwald, dann hinaus auf die Stegmoos Alm, immer auf dem Höhenweg entlang. Bald ist das Arturhaus erreicht. Von hier aus kann ich entweder zu Fuß nach Mühlbach absteigen – oder den Linienbus nehmen. Die Nach­denkpause kann man hier auch gemütlich bei Kaffee und Kuchen verbringen.

Die Teil-Etappe zwischen Dienten und Mühlbach gehört zum sogenannten "Pinzga’ Hatscha", einem spektakulären Weitwanderweg, der über 15 Etappen bzw. 393 Kilo­meter und mehr als 9.000 Höhenmeter durch sechs Salzburger Regionen im Pinzgau und ein kleines Stück auch in den Pongau führt. "Hatscha" oder "Hatscher" steht ja bekanntlich umgangssprachlich für einen weiten, sehr anstrengenden Weg. Zweifel, dass die Bezeichnung in diesem Fall irreführend sein könnte, gibt es keine.

Das ist auch der Grund dafür, dass ich nicht gleich den gesamten Hatscha in Angriff genommen habe, sondern eine Schnupper-Variante. Denn bekanntlich kommt es beim Wandern im alpinen Gelände vor allem darauf an, Route und Belastung seinen eigenen Fähigkeiten anzupassen.

Der eigentliche Pinzga’ Hatscha…

… führt in vielen Windungen und Schleifen von Unken und Lofer Richtung Hochkönig-Massiv, dann nach Westen nach Saalbach und Hinterglemm, bevor es wieder ins Ziel nach Unken geht. Für mich persönlich habe ich einige Tagesetappen am Hochkönig gewählt, die sich dank des Sommerbetriebs zahlreicher Gondelbahnen auch noch abkürzen lassen, weil anstrengende Aufstiege über viele Höhenmeter so vermieden werden können.

So bin ich jeden Tag vier bis fünf Stunden unterwegs, was meiner derzeitige Kondition gut entspricht. Gleichgültig, wofür man sich entscheidet: Der Transport des schweren Gepäcks von Unter­kunft zu Unterkunft ist (mit Ausnahme der Übernachtung auf manchen Berghütten) immer eine Möglichkeit. Der Hatscha macht seinem Namen alle Ehre und hat es jedenfalls ziemlich in sich. Man muss schon Kondition und Willen mitbringen, um alle Etappen zu schaffen. Schlussendlich geht es ja auch um Urlaub und Erholung.

Und der Pinzga’ Hatscha ist ja keinesfalls das einzige Angebot für Weitwanderungen, das auf dem Markt ist. Längst hat sich, aus­gehend von den Pilgerwegen nach Mariazell, Rom, Lourdes oder Santiago de Compostela ein Trend entwickelt, der dem Wunsch vieler Menschen „weg zu sein“ oder „einfach wegzugehen“ entgegenkommt. Konsequenterweise wächst auch auf www.weitwanderwege.com die Zahl der Angebote.

Der Trend zum Weitwandern

"Während in den vergangenen Jahren Wachstumsraten von gut 50 Prozent die Regel waren, haben sich diese seit dem Ende der Pandemie nochmals verstärkt“, heißt es bei den Weitwanderspezialisten. Ein Grund dafür ist, dass Weitwandern nicht mehr nur für eine Handvoll Abenteurer geeignet ist.

Es gibt mittlerweile auch Touren, die optimal für Familien oder Alleinreisende gestaltet sind oder auch für alle, die nicht auf Komfort verzichten wollen. Denn eine Berghütten-Übernachtung samt Matratzenlager und Gemeinschaftsdusche ist weiterhin nicht für alle Wanderinnen und Wanderer eine wirkliche ­Op­tion. Das Angebot umfasst daher Wege von zwei bis 43 Tagesetappen, Genusswege mit wenigen Höhenmetern und feinen Einkehrmöglichkeiten, genauso wie lange, sportlich herausfordernde Touren.

Wer sich voll und ganz auf das Gehen konzentrieren möchte, kann sich auf vielen Weitwanderwegen mittlerweile das Gepäck von Hütte zu Hütte oder auch von Hotel zu ­Hotel bringen lassen. Eine frühzeitige Buchung empfiehlt sich in jedem Fall, da beliebte Hütten und Unterkünfte vor allem in der Saison rasch ausgebucht sind.

Solche Gedanken muss ich mir auf meinem persönlichen Hatscha keine mehr machen. Nach gleichermaßen gesunden Tagen warten auf mich in den Etappenorten Mühlbach am Hochkönig, Dienten und Maria Alm gemütliche Drei-Sterne-Hotels – samt erfrischenden Getränken und einem stärkenden Abendessen. Wenn das keine Erholung ist, was denn sonst?

Weit wandern: Wie und Wo?

Den Hochkönig-Abschnitt des Pinzga’ Hatscha kann man bei Hoch­könig-Tourismus mit Gepäcktransport buchen. Sechs Nächte im Drei-Sterne-Hotel mit Halbpension im Doppelzimmer kosten samt kostenfreier Nutzung der Sommer-Bergbahnen,der Busse mittels Hochkönig Card und Wanderkarte 737 Euro pro Person (buchbar exkl. Ortstaxe mit täglicher Anreise bis 1. Oktober).