Aus Prager Sicht ist Brünn die letzte Kurve, bevor man endlich Wien erreicht – so lautet ein in Tschechien oft bemühtes Bonmot. Unterschätzt – das war bislang das touristische Schicksal der Metropole Mährens und mit 400.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt des Nachbarlandes.
Doch ein verlängertes Wochenende ist fast zu wenig Zeit, um die Attraktionen der Stadt des Genetikers Gregor Johann Mendel und des Komponisten Leoš Janáček zu würdigen. Wir empfehlen – vorbei am Portal von Anton Pilgram und am "Brünner Drachen", Symbol der Stadt – zunächst den Turm des Alten Rathauses zu erklimmen und sich einen Überblick zu verschaffen. Dann nach unten: Der Krautmarkt ist fast komplett mehrstöckig unterkellert. Bei einer geführten Tour wird die Stadtgeschichte lebendig.
Mucksmausetot hingegen sind die mumifizierten Skelette in der Kapuziner-Krypta gleich nebenan. Früher waren sie frei zugänglich. Doch Touristen stahlen Knochen, daher sorgen jetzt Gitter und Glaswand für ungestörte Totenruhe. Im Nebenraum ist Franz Freiherr von der Trenck begraben, der Panduren-Hauptmann Kaiserin Maria Theresias.
Zentrum der Stadt ist der Freiheitsplatz, auf dem neuerdings die sogenannte Patrone für Aufsehen sorgt – eine astronomische Steinuhr, die täglich um 11 Uhr ein Geschenk ausspuckt. Hochinteressant ist ein Besuch der mächtigen Burg Śpilberk, in die nicht nur aktuelle Ausstellungen locken. Während der k.u.k.-Monarchie waren hier die Gegner der Habsburger eingesperrt – ein hierzulande weniger bekanntes Stück Geschichte. Nicht nur Architektur-Freaks pilgern in die Villa Tugendhat etwas außerhalb des Stadtzentrums und bestaunen dieses Meisterwerk des Funktionalismus aus dem Jahr 1930.
Wer Bierlokale besuchen möchte, wird rund um die Starobrénská (im „Výtopna“ kommt das Bier mit der Modelleisenbahn) oder vor allem hinter der Jakobskirche fündig werden, wo sich das schicke Brünn im stets gut besuchten Výcep na Stojáka trifft.
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