Der Schatz des Pharao

Das phantastische Ägypten: ein Besuch in Kairo und eine Kreuzfahrt auf dem Nil.
 

Da sind sie also, die Pyramiden! Aus dem Dunst von Kairo tauchen sie das erste Mal auf, wenn man auf der Autobahn den Stadtteil Giza erreicht.

Der erste Eindruck: Die Pyramiden sind tatsächlich ­gigantisch. Dieser Eindruck wird noch durch die Tatsache verstärkt, dass das letzte noch erhaltene Weltwunder der Antike auf einem Plateau errichtet wurde – das übrigens mittlerweile fast rundum vom ständig wachsenden Häusermeer der größten arabischen Stadt der Welt umschlossen ist.

Gleich nebenan erstreckt sich das neue "Grand Egyptian Museum", das – so es denn eines Tages tatsächlich eröffnet werden wird – in Zukunft die Schätze der Pharaonen zeit­gemäß präsentieren wird.

Die große Show, mit der Ägypten vor geraumer Zeit der Welt den Einzug antiker Schätze vorgeführt hat, war eben genau das: Show. Die meisten Schätze aus dem Grab Tutanchamuns oder etwa die "Narmer-Platte" aus der Ersten ­Dynastie sind noch immer im "alten" Museum an Kairos Tahirplatz zu sehen.

Für das neue Museum, in dem derzeit nur einige wenige Ausstellungsstücke präsentiert werden, gibt es im Rahmen eines "Pre-Openings" einige wenige Tickets, die übers Internet reserviert werden müssen. Tatsächlich soll es nun "zwischen November 2023 und März 2024" eröffnet werden, eine Ankündigung des zuständigen Ministeriums, die Einheimische mit einem herzhaften "Inschallah, so Gott will" kommentieren.

Dieses Durcheinander ist aber für einen Besuch Kairos in den kommenden Monaten keineswegs ein Hindernis. Denn die wichtigsten Schätze der Pharaonen sind eben noch im alten Museum zu sehen. Und die Pyramiden samt dem rätselhaften Sphinx sind ja offenbar ohnehin für die Ewigkeit gebaut worden.

Während des Besuchs werden Besucherinnen und Besucher bequem mit Auto oder Bus von einem Aussichtspunkt zum nächsten chauffiert, anstrengende Märsche in der Hitze sind nicht zu befürchten. Aber gleichgültig, von welcher Position man das "beste" Foto zu machen versucht – es bleibt der überwältigende Eindruck des großen, wahrscheinlich unlösbaren Rätsels, wie es möglich war, vor 4500 Jahren solche ­Monumente zu errichten.

Und es stimmt schon: Einmal im Leben sollte man diese Pyra­miden gesehen haben. Und sei es auch nur, um sich per Selfie davor auch ein Stückchen Ewigkeit zu sichern.

Flusskreuzfahrt am Nil

Von Kairo nach Luxor und ins Tal der Könige

Kairo ist voller Leben, vor allem sein Basar. Hat man es einmal durch den brodelnden und stets stockenden Verkehr bis zum Khan el-Khalili geschafft, taucht man ein in die Welt der engen Gassen und kleinen Geschäfte, in denen es buchstäblich alles gibt.

Handeln ist Pflicht, ein Drittel weniger als der zuerst vom Händler genannte Preis ist auch für den Touristen eine gute Richtschnur für ein faires Geschäft.

Beliebte Ausflüge aus Kairo hinaus führen etwa nach Memphis, der Hauptstadt des "Alten Reiches" mit der Kolos­salfigur Ramses' II, und ins nahe Sak­kara mit der berühmten Stufenpyramide des Djoser, dem ältesten monumentalen Steinbau auf ägyptischem Boden überhaupt.

Selbstverständlich kann man nach Ägypten reisen, um in den Ferienclubs von Hur­ghada oder Sharm el-Sheikh dem Winter zu entfliehen beziehungsweise Sonne und Wärme zu tanken. Wer aber, wie es so schön heißt, Land und Leute kennenlernen will, wird eine Kombination aus Flusskreuzfahrt auf dem Nil und Städtetrip nach Kairo wählen.

Die "Nile Treasure" etwa ist ein gemütliches Schiff mit einer stets gut aufgelegten Crew und internationalem Publikum. Es tut gut, am Sonnendeck das vorbeiziehende Ufer bei einem Arabischen Kaffee zu beobachten und die Gedanken fliegen zu lassen. Denn die Eindrücke, die während der gut organisierten und in deutscher Sprache durchgeführten Landgänge warten, sind intensiv.

Das beginnt schon im berühmten "Tal der Könige" bei Luxor, genauer in West-Theben, versteckt in einem staubigen Gebirge auf der Westseite des Niltals. Üblicherweise besucht man drei der insgesamt 62 Pharaonengräber, von denen auch nicht alle immer öffentlich zugänglich sind.

Sollte das weltberühmte Grab des Tutanchamun geschlossen sein, ist das egal, denn schon der Besuch auch des "einfachsten" Grabes ist eindrucksvoll genug: Etwa das von Sethos II. mit der phantastischen Darstellung der geflügelten Ma'at, der Göttin der Weltordnung, Wahrheit und Gerechtigkeit, deren Hilfe wir auch heutzutage benötigen könnten.

Oder das von Ramses IX. mit einem Bild von der Auferstehung des Königs, auch auf diese Errungenschaft wollten die göttlichen Pharaonen nicht verzichten. Wer anschließend – aufgrund des beschränkten Zeitbudgets – die Wahl hat zwischen dem Tempel der Hatschepsut und dem Ramesseum, dem Totentempel Ramses' II., wird Letzteren wählen, vor allem wegen der prächtigen Dekoration.

Von Luxor nach Assuan und Abu Simbel

Die größte Tempelanlage aber ist jene von Karnak nördlich von Luxor am östlichen Nilufer. Sogar all jene, die mit "toten Steinen" nicht so viel anfangen können, werden von den 135 monumentalen Säulen des "Großen Saals" zu Hause wohl mit Begeisterung erzählen.

Zurück auf der "Nile Treasure" wartet schon die Besatzung mit einem wohltuenden Tee und nassen Tüchern. Zwischen den einzelnen Häfen und Besichtigungen bleibt mehr als genug Zeit, an Deck ein Päuschen oder sogar Schläfchen auf der Sonnenliege einzulegen.

Von Luxor nach Edfu sind es nicht mehr als 100 Kilometer. Die Zeit vergeht rasch, obwohl das Schiff nur langsam entlang der von Palmen und Papyrus gesäumten Ufer dahingleitet: Kinder rufen und winken, von den Minaretten erschallen die Rufe zum Gebet, dann wieder kleine Schilfinseln, auf denen die Wasserbüffel und Esel auch nicht viel zu tun haben. Der freundliche Kellner serviert neuerlich Arabischen Kaffee, so vergeht der Nachmittag.

Kurz vor Kom Ombo macht der Nil ­eine scharfe Kurve nach Osten, dann tauchen die Ruinen des Doppeltempels am rechten Ufer auf, erhellt vom milden Licht einer späten Sonne. Hier war man zuletzt während der Pandemie mehr oder weniger alleine, jetzt sind alle berühmten Tempel an dieser Route sehr gut gefüllt, wenn die Nilschiffe im Konvoi gleichzeitig die Schau­lustigen aus aller Welt abladen.

Assuan ist dann End- und Höhepunkt der Nil-Kreuzfahrt zugleich. Der Nil ist hier zwischen den Inseln tatsächlich ein reißender Fluss und der Damm, der den gewaltigen Nassersee beschließt, eine Sehenswürdigkeit für sich.

Man wird auch auf jeden Fall die Gelegenheit nützen und zu nachtschlafender Zeit mit dem Bus durch die ­Wüste in Richtung sudanesischer Grenze fahren, um die Tempelfiguren von Abu Simbel zu sehen, die in den 1960er-Jahren vor den steigenden Fluten gerettet wurden.

Auch diese Tempel wurden einst für die Ewigkeit errichtet. Die unermesslichen Anstrengungen, die unternommen wurden, um Baumwerke wie die Pyramiden, Karnak, die Nekropole im Tal der Könige oder Abu Simbel zu errichten, dienten den Pharaonen Jahrtausende lang dazu, Unsterblichkeit zu erlangen.

Das ist ihnen ja auch gelungen – in einer Art und Weise freilich, die sie sich nicht vorzustellen vermocht hatten: Ewiges ­Leben, das war der wertvollste "Schatz des Pharao".

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