Wenn es um Kalifornien geht, müssten wir, einem scheinbar unumstößlichen Reisereportagen-Grundgesetz folgend, eingangs eigentlich zum tausendsten Mal mit einer Abhandlung über musikalische Evergreens beginnen, die partout nicht in Würde altern dürfen: "Surfin' USA" von den Beach Boys etwa, auch "It Never Rains In Southern California" von Albert Hammond wäre ein Kandidat. Und natürlich die Königin aller Westküsten-Roadtrip-Songs, "San Francisco (Be Sure to Wear Flowers in Your Hair)" von Scott McKenzie. Kennt jeder, kann jeder mitsummen, verbindet jeder mit dem Sonnenstaat Kalifornien.
Nun ist es aber so, dass von den Beach Boys in Wahrheit keiner surfen konnte, das Lied von Albert Hammond zwar einen hübschen Refrain hat, aber auch eine geflissentlich ignorierte Zeile danach ("It pours, man, it pours"), in der er ganz richtig feststellt, dass es hier zwar selten regnet, dafür aber – wie wir bald noch lernen werden – manchmal umso ärger schüttet. Und die Sache mit dem von Hrn. McKenzie besungenen Hippievölkchen, das doch bitte möglichst zahlreich mit Blumen in den Haaren in San Francisco einfallen möge? Sorry, das war schon damals ein viel zu buntes Falschbild, das wie so viele andere verklärte Romantizismen von der Historie flott überholt wurde.
Wer auf Kaliforniens längster Küstenstraße nun also – wie manch ziellos herumirrender Alt-68er mit traurigem Blick, auf dessen Typus man hier vereinzelt trifft – nach diesbezüglichen Spuren von damals sucht, wird vermutlich enttäuscht. Zwar tauchen die Ereignisse um den damaligen "Summer Of Love" während des Fahrens sporadisch vor dem geistigen Auge auf, das physische hingegen hat unterwegs weitaus spannendere Eindrücke zu verarbeiten: nämlich die schiere Urgewalt einer einzigartigen Mischung aus mächtiger Pazifikbrandung, riesigen Steilklippen, herrlichen Gerüchen – und dem unbeschreiblichen Gefühl absoluter Freiheit…
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