Inselhüpfen

Karibik oder Südsee? Weder noch. Auch in Kroatien lässt sich’s perfekt mit dem Motorsegler von Insel zu Insel kreuzen. Aber ohne lange Anreise, sondern fast vor unserer Haustür.

Unser Lieblingsplatz auf dem Zweimast-Motorsegler M/S Amore ist bald nach dem Auslaufen gefunden: das kleine Sonnendeck vor der Kommandobrücke. Herrlich, im Liegestuhl die Blaue Reise vor der kroatischen Adriaküste zu genießen, das Panorama mit den vorbeiziehenden Inseln und den kühlenden Fahrtwind. Liegestühle gibt’s übrigens genug, auch auf dem weißen Blechdach, das das gesamte Oberdeck überspannt und als große Sonnenterrasse genutzt wird. Andere Passagiere bevorzugen eher den Schatten im überdachten Heck. Ganz besonders beliebt ist das hölzerne Bug-Gitter – bei älteren Schiffen ist dort noch das Netz zu finden, das man aus Piratenfilmen kennt. Wer da sitzt oder liegt, schwebt gleichsam über den Wellen, sieht mit extrem viel Glück Delphine, die das Schiff begleiten – und fühlt sich ein bisserl wie Kate Winslet in „Titanic“.

​Unsere Route auf der Amore

Die Amore, unser Domizil für eine Woche, ist 40 Meter lang und bietet Platz für maximal 40 Passagiere. Unsere Route vor der Küste Dalmatiens: ab/bis Rijeka kreuz und quer durchs Inselgewirr der Kvarner Bucht bis runter in die Kornaten. Unser Zweimast-Motorsegler ist eines von über 20 Schiffen, die unter der Flagge von Riva Tours kreuzen – alle unterschiedlich groß, aber mit ähnlichem Standard. Fast alle haben Dusche/WC in den Kabinen. Die Amore ist eines der neueren Schiffe, da ist das selbstverständlich. Im Kasten unserer Doppelbett-Kabine ist nur wenig Platz, also lassen wir den Großteil unserer Kleidung in den Reisetaschen und verstauen diese einfach unterm Bett.

Die Besatzung: fünf Mann hoch, aber keine Bottle voll Rum – wenn schon, dann darf’s nach dem Abendessen ein Stamperl Pelinkovac oder Sljivovica sein. Kapitän Tomo ist Mitbesitzer der Amore, Toni und Ivan sind Steuermann und Matrose, Koch Robert agiert in der Kombüse. Und unser zweiter Ivan schaukelt Speiseraum und Bar. Da gibt’s eine Stricherlliste, in die alle konsumierten Getränke eingetragen werden – abgerechnet wird dann am letzten Tag.

Alltag auf dem Motorsegler – so herrlich unkompliziert

Glockengebimmel aus dem Speisesaal, Mittagessen. Wieder gibt’s Kroatisch-Deftiges: Schweinsbraten mit Kraut und Erdäpfeln – wir hatten aber auch Brathuhn, gegrillten Fisch, Schnitzel, Pasta, viel Gemüse und selbstverständlich Ćevapčići. Lisa, Ärztin aus Berlin, meint, es sei erstaunlich – „normalerweise bin ich rastlos, jage von einem Termin zum nächsten. Hier geht’s irgendwie nur noch darum, wann’s wieder Essen gibt. So entspannt war ich ewig nicht mehr.“

Anker hoch gegen fünf Uhr, wir steuern den Hafen an, in dem wir die nächste Nacht verbringen werden und genießen im Liegestuhl die Nachmittagssonne. Ich besuche Kapitän Tomo auf der Brücke. „GPS hab’ ich, um die Korridore für große Schiffe zu erkennen, die sind für uns tabu. Sonst reichen Fernglas, Karte und Kompass, die Inseln kenne ich ja sowieso alle auswendig.“  

Dritter oder vierter Tag, ich hab’ den Kalender aus den Augen verloren. Fernseher gibt’s keinen, News via Wi-Fi oder Handy sind auch recht schnell zur Nebensache geworden. Wie jeden Tag sind wir nach dem Frühstück ausgelaufen und erreichen irgendwann am Vormittag eine kleine Bucht. Der Anker fällt, die Kette rasselt lange. Also ist es hier doch über zehn Meter tief, obwohl wir den Meeresgrund gut erkennen können.

Kaum hat Toni die Tür zur kleinen Badeplattform am Heck geöffnet, sind von Meike und Ralph aus Kassel nur noch die Schnorchel zu sehen – zugegeben, da haben Südsee und Karibik die Nase vorn, denn Korallen sehen wir kaum, aber immerhin Fischschwärme, Muscheln, Seesterne und Seegurken. Sonne tanken, baden und schnorcheln sind angesagt. Mutige springen vom Hauptdeck ins angenehm temperierte, smaragdgrüne Wasser – oder gar von der Reling ganz oben. Die drei Kids, die mit ihren Eltern aus Dresden angereist sind, befinden sich bei jedem Badestopp in der Endlosschleife: Sprung ins Wasser, tauchen, rumplantschen, raus aus dem Wasser, Sprung ins Wasser… Das etwas ältere Quartett aus Holland hingegen sitzt lieber im Schatten des überdachten Hecks, spielt Karten, beobachtet das bunte Treiben im Wasser oder schaut einfach entspannt den kleineren Segel- und Motorbooten zu, die ebenfalls „unsere“ Bucht ansteuern.

Nach dem Mittagessen die obligatorische Frage von Kapitän Tomo: „Baden oder Bummeln? Bis zum nächsten Hafen sind’s knapp zwei Stunden. Also Abfahrt um drei, vier oder fünf?“ Die Mehrheit entscheidet, wir bleiben bis fünf Uhr. Die Shops und Bars der Orte und Küstenstädte haben ja sowieso bis tief in die Nacht hinein offen. So haben wir auch noch reichlich Zeit, um an den weißen Kiesstrand zu schwimmen und mit Blick auf die Amore die Sonne zu genießen. Und Anne und Jörg, unsere beiden jung Verliebten, nutzen die Stunden, rudern mit dem kleinen Beiboot um die nächste Landzunge und genießen ihre Zweisamkeit…

In Mali Losinj legen wir, so wie in den meisten Häfen unserer einwöchigen Tour, gegen 18:30 Uhr an. Angesichts des malerischen Hafens beschließen einige, nicht auf das Abendessen um sieben Uhr zu warten, sondern einmal auswärts zu essen. Als wir uns dann pflichtbewusst bei Ivan, unserem Kellner und Barkeeper, abmelden, hören wir das allgegenwärtige: „Nema problema.“ Und nach kurzer Pause: „Ihr müsst nur um fünf vor acht wieder an Bord sein.“ Als er in unsere verdutzten Gesichter blickt, ergänzt er: „Na morgen früh mein' ich, weil um acht Uhr laufen wir aus!“ Unsere Entscheidung war goldrichtig, denn Mali Losinj hat eine kleine, feine Altstadt und im U-förmigen Hafen reihen sich viele Bars, Restaurants und Geschäfte aneinander – mit erstaunlich wenig Touristenkitsch, dafür mit ein paar netten Boutiquen, Galerien und Kunstläden.

Wir kommen wieder!

Nach einigen Tagen steht fest: viel zu viel Gewand mitgenommen. Die meiste Zeit verbringen wir in Badesachen, zum Essen und bei den Landgängen reicht luftige Sommerkleidung. Dass wir aber auch lange Hose, Pulli und Regenjacke dabei haben, macht sich dann im Insellabyrinth der Kornaten doch bezahlt. Denn justament als das Highlight der Kreuzfahrt auf der Tagesordnung steht, zieht eine Gewitterfront auf – die grüne Farbenpracht des Wassers, der Kontrast der Felsen und Buschwälder sind nur annähernd zu erahnen.

Aber genau dieses Spiel der Farben und Felsformationen wollen wir unbedingt einmal sehen. Das ist aber sicher nicht der einzige Grund, warum wir nach dieser kurzweiligen und unkomplizierten Woche wiederkommen werden, um ein weiteres Mal entspannt durch Kroatiens Insel­welt zu kreuzen.

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