Interrail für Schienen-Freaks
14 Tage in der Ersten Klasse kreuz und quer durch Europa – eine Bahnreise, bei der alle Besichtigungen ausfallen.
Vom Wiener Hauptbahnhof im zehnten Bezirk nach Wien-Spittelau im neunten Bezirk mit 34 verschiedenen Zügen in knapp zwei Wochen. Eine Zug-Tour, bei der keine Sehenswürdigkeiten besichtigt, keine Restaurants ausprobiert und keine Vergnügungsparks besucht werden. Es geht ums Bahnfahren, ums Genießen, ums Unterwegssein im klassischen Sinn. Was ist das denn für eine schrullige Reise?
Ein Interrail-Ticket für Bahnreisen in fast ganz Europa zum günstigen Pauschalpreis können heutzutage nicht nur an der Mittellosigkeit entlang balancierende Schüler und Studenten erwerben, sondern auch besser betuchte Mittvierziger oder Senioren. Noch besser: Es gibt das Ticket nicht nur für die Zweite Klasse, wo man sich in vollen Zügen möglicherweise mit lauten Kindergruppen und schlecht gelaunten Pendlern um die Sitzplätze raufen muss, sondern auch für die Erste Klasse. Hier warten halb leere Waggons mit bequemen Polstersesseln. Und in vielen Zügen auch Getränke-Service und andere Lustbarkeiten, ohne dass man sich dafür viel bewegen muss. Im Oktober und November ist der Interrail-Global-Pass, gültig für 15 Tage unbegrenzte Fahrt in der Ersten Klasse, noch einmal ermäßigt und kostet 553 Euro.
Mit dem Highland-Express zu den Pubs von Inverness, ein Tag in den Panorama-Waggons des Bernina Express quer über die Schweizer Alpen, 30 Minuten durch die Finsternis tief unter dem Kanal zwischen England und Frankreich im Eurostar, von Polen nach Deutschland mit der Usedomer Bäderbahn und mit Tempo 320 von Paris nach Straßburg mit dem Train À Grande Vitesse, dem französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV: Alles das sind Eisenbahn-Erlebnisse, die für sich alleine der Höhepunkt einer Reise sein können.
Noch schöner ist es freilich, wenn sie der Eisenbahnfreund aneinander reihen und zu einer sinnvollen, abwechslungsreichen Kette verbinden kann. Einmal schnell, dann wieder sehr langsam. Es kann ruhig einmal auch nicht der direkte Weg sein. Schön, wenn es beim Umsteigen nur kurze Wartezeiten gibt. Heute ist der Anschluss nicht so gut? Macht auch nichts, machen wir einen gemütlichen Spaziergang durch Glasgow.
Erste Etappe: Im Eurocity nach Danzig
Also schnell den Tramper-Rucksack mit Wäsche und Zahnbürste gepackt – und auf zum Wiener Hauptbahnhof. Man lernt auch ein bisschen über den Zustand Europas am Ausgang des Jahres 2015, wenn man jeden zweiten Tag in ein anderes Land der Union kommt. Der Eurocity 104 von Wien nach Danzig schaukelt am späten Vormittag zwischen Schrebergärten und Industrieruinen durch die Wiesen entlang der tschechisch-polnischen Grenze, da stürmen plötzlich zwei Grenzbeamte in Tarnanzügen ins Abteil und verlangen bestimmt Auskunft über Reiseziel und Reisezweck, kontrollieren den Pass: Der Typ mit den grauschwarzen Haaren und dem Tramper-Rucksack, der fast alleine den Waggon bevölkert, könnte zwar auch Flüchtling oder Asylant sein, doch es ist nur ein Österreicher mit Interrail-Ticket, der weiter fahren darf.
Das Abteil füllt sich mit Menschen. Warschau, die Brücke über die Weichsel, es beginnt schon zu dämmern. Erst kurz vor acht Uhr am Abend kommt der Express, der seinem Namen auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke jetzt mit Tempo 160 alle Ehre macht, im Hauptbahnhof von Danzig an. Das waren jetzt zwölf Stunden in einem einzigen Stück, Österreich ist schon weit, weit weg. Der Bankomat in der Ankunftshalle rückt ohne Probleme Zloty-Scheine heraus, das Scandic Hotel gleich gegenüber hat um umgerechnet wohlfeile 60 Euro ein schönes Zimmer. Nur ganz wenige Touristen bevölkern an einem Abend Ende Oktober die wunderbar renovierte Danziger Altstadt. In den vielen traditionellen Cafés und Restaurants ist die Stimmung entspannt, die Preise sind niedrig.
Von Danzig nach Stettin und Swinemünde
Von Gdansk (Danzig) kann man mit einem Express durch den Norden Polens bis nach Szczecin (Stettin) an der Odermündung fahren. Die Erste Klasse ist hier allerdings etwas heruntergekommen. Ein Großteil der Hügel-Landschaften mit eingestreuten Einfamilienhäusern und sauber zusammengeräumten Gärten jenseits der mit Dreck verschmierten Glasfenster ist nun schon seit fast 100 bzw. 70 Jahren polnisch: Westpreußen, dann Pommern. Es gibt Kaffee und Wasser vom Barwagen, wir kommen auf der eingleisigen, elektrifizierten Strecke nach Neustadt in Westpreußen, dann nach Lauenburg in Pommern. In Slupsk: Die Blätter der Bäume bilden eine rot-gelbe Prachtkombination, das Reservebrot ist vertilgt.
Um halb drei kommt der Zug in Szczecin an. Der Bahnhof ist eine Baustelle, eine mobile Toilette findet sich in einer Sackgasse. Am Würstelstand wird das Ergebnis der Wahlen in Polen diskutiert. "PiS gut, Plattforma (Anm.: die bisherige Regierungspartei) kaputt", fasst ein schon etwas illuminierter Herr zufrieden das Ergebnis für den Ausländer zusammen. Das sind die Momente, in denen man sich als Fremder besser auf freundliches Nicken beschränkt und weiter zieht – in diesem Fall zum Regionalzug nach Świnoujście, der voll mit schweigsamen Pendlern, friedlichen Betrunkenen und höflichen Schülern ist.
Fast zwei Stunden dauert diese Fahrt in die einsetzende Dunkelheit hinein bis zur Endstation im Hafen des ehemaligen Swinemünde. Weiter geht es hier nur mit der Gratis-Fähre über die Swine, die das Stettiner Haff mit der Ostsee verbindet. Die Stadt liegt am Westufer, wurde aber dennoch im Oktober 1945 der polnischen Verwaltung übergeben. Am Ende des Zweiten Weltkriegs war Swinemünde überfüllt mit Flüchtlingen und deren Wagen, auf denen sie aus dem Osten Deutschlands vor der heranrückenden Roten Armee geflohen waren, und die hier auf einen Weitertransport warteten. Die Gesamtzahl der sich in der Stadt aufhaltenden Menschen soll dadurch ein Vielfaches der in der Stadt gemeldeten Einwohner betragen haben. Im Hotel, einem sehr preiswerten und äußerst komfortablen Hilton, kommt Nachricht von zu Hause: Neuerlich sind Tausende Flüchtlinge an einem einzigen Tag in Spielfeld eingetroffen.
Zuerst die Bäderbahn, dann der Thalys
Świnoujście ist die östliche Endstation der Usedomer Bäderbahn, die nach wenigen hundert Metern über die Grenze nach Deutschland und dann entlang der berühmten Ostseebäder bis nach Stralsund verkehrt – auch im Herbst und Winter. Pensionisten und Kurgäste bevölkern den Zug. Damen diskutieren das Essen im Kurhotel ("zu dicke Schnitzel") und das Fernsehprogramm ("nichts zu sehen"). Heile deutsche Welt. Am Bahnhof von Wolgast eine Gruppe Flüchtlinge. Später steigt ein Skinhead ein, der eine schwarze Jacke mit der Aufschrift "Pommern" trägt. Das ist 2015 in Polen, ein Flashback zum gestrigen Tag.
Von Stralsund verkehren Schnellzüge, die ihren Namen auch wirklich verdienen, nach Hamburg und weiter nach Bremen, fast alle Plätze sind hier belegt. Das Ziel am nächsten Tag ist Paris – und der Eurostar. Ihn kann man von Köln über einen anderen Hochgeschwindigkeitszug erreichen, den Thalys, der über Brüssel zum Pariser Nordbahnhof verkehrt. Für diesen Flitzer, der für Köln–Paris nur etwas mehr als drei Stunden braucht, muss man zusätzlich zum Interrail-Ticket eine Platzreservierung kaufen. Der Preis dafür schwankt, für diese Fahrt beträgt er 35 Euro, dafür gibt es aber einen sehr bequemen Sitz mit viel Beinfreiheit und ein Essen. Draußen rasen die Landschaften Flanderns und Nordfrankreichs vorbei, dann ist der am stärksten frequentierte Bahnhof Europas erreicht. Gleich in der Nähe finden sich für Pariser Verhältnisse preiswerte Hotels, zum Beispiel das Eurostar-Panorama ab 90 Euro pro Zimmer. Es wird – nur wenige Tage vor den Terroranschlägen von November – ein wunderbarer Pariser Abend.
Der Eurostar und die Festung Europa
In den Eurostar von Paris nach London – er ist nicht im Interrail-Ticket eingeschlossen – checkt man eine Stunde vor Abfahrt wie für einen Flug ein. Die Passkontrolle für Großbritannien, das ja nicht Mitglied des Schengen-Raumes ist, erfolgt gleich am Pariser Gare du Nord. In der Standard-Premium-Klasse sitzt man bequem, doch es gibt eine Verspätung: In der Nacht wurden entlang der Strecke Kabel gestohlen, der Zug muss einen Umweg über Lille nehmen. In Calais, vor der Einfahrt in den Tunnel, zuckelt der Hochgeschwindigkeitszug im Schritttempo dahin: ein gigantisches Gleisareal, eingerahmt von Zweier- und Dreierreihen Stacheldrahtzaun, durch das Männer in gelben Warnwesten patroullieren. Ein Blick in die Zukunft des Kontinents. Mit dem Bau der "Festung Europa" ist hier schon begonnen worden. Die Fahrt durch den Tunnel unter dem Ärmelkanal dauert knapp eine halbe Stunde, dann rast der Eurostar etwa ebenso lang London entgegen. Mit fast einer Stunde Verspätung gleitet er in die spektakuläre St. Pancras International Railway Station.
Schottland im November
Da stellt man sich Nebel, Kälte und finstere Gestalten vor. Doch im Herbst 2015 stimmt ja nichts mehr, sogar das Wetter spielt verrückt. Und so wird man auf der Route nach Glasgow und weiter nach Inverness ganz im Norden Schottlands von Sonne und Wärme verwöhnt – wenn man dann den Zug findet. Denn entgegen der Versprechungen der sonst immer recht genauen Interrail-Fahrplan-App gibt es den Direktzug Manchester–Glasgow ab der Piccadilly Station einfach nicht. Und auch in Manchesters zweitem Bahnhof, Victoria, ist er im Widerspruch zu den Behauptungen recht kurz angebundener Helfer nicht zu finden.
Also muss eine Alternative her: Der Regionalzug über Bolton nach Burnley – er hat Verspätung und ist überfüllt. In Preston kann man dann in den Express nach Glasgow einsteigen. Die Stationen außerhalb von England werden vom Schaffner bei seinen Durchsagen verschwiegen. Das ist, also würde am Wiener Hauptbahnhof nicht bekannt gegeben werden, dass ein Zug über Salzburg hinaus weiter nach Innsbruck und Bregenz fährt. Vielleicht wird in Jahrzehnten ja ein Historiker feststellen, dass die Zugdurchsagen das letzte entscheidende Zeichen für das Ende Großbritanniens waren.
Auch in Glasgow muss man den Bahnhof wechseln. Züge der Scottish Railways weiter nach Inverness verkehren nur ab Queens Street Station. Doch in diesem Express sitzt man bequem, hinter Beatcock kommt wieder die Sonne heraus und beleuchtet warm die frisch gewaschenen Grashügel, dazwischen Gehöfte und Windräder, während die Wagen durch diesen wunderbaren Tag singen und summen. In Sterling steigen zwei Burschen zu, die sich in einem fast völlig unverständlichen Englisch über Videospiele unterhalten. "I tried to open it" klingt so ähnlich wie "Ueiii tuuraid du oabaan id".
Inverness ist eine aufgeräumte Kleinstadt. Im Strathness House findet der Zugreisende um günstige 45 Pfund ein verwinkeltes Einbett-Zimmerchen und ein stilvoll serviertes Frühstück. Auf Seite fünf der "Sunday Mail" wird, wie kann es in Inverness anders sein, über das Ungeheuer aus dem nahen Loch Ness berichtet. Es sei in den 1930er-Jahren von einem Londoner Public-Relations-Manager erfunden worden. Der habe den Auftrag gehabt, den aufgrund der Wirtschaftskrise schwächelnden Tourismus rund um den Loch Ness anzukurbeln.
Weniger witzig ist, dass im Virgin Train von Glasgow nach Londons Euston Station die Reservierung der Sitzplätze nicht funktioniert – Chaos pur. Und rund um Londons Kings Cross Station kann man Erfahrungen mit den Hotelverhältnissen in dieser Metropole sammeln: Das örtliche Comfort Inn ist alles andere als komfortabel, kostet aber dafür völlig wahnsinnige 159 Pfund (224 Euro) pro Nacht.
Schienenwege durch Großbritannien
Französisches Ticket-Chaos
Es geht wieder zurück von der Insel auf den Kontinent: Mit dem Eurostar nach Paris, ein kurzer Fußweg vom Gare du Nord zum Ostbahnhof und von dort weiter mit dem französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV nach Strassburg und Basel – so zumindest der Plan. In einen TGV darf man mit Interrail-Ticket nur einsteigen, wenn man vorab einen Sitzplatz reserviert hat. Das ist natürlich auf allen französischen Bahnhöfen möglich und im Prinzip auch vorab übers Internet. Mit etwas Geschick schafft man es auch, einen Platz mit einer Kreditkarte zu buchen, und bekommt abschließend die Information, dass man sich das Ticket am Fahrkartenautomaten am Bahnhof ausdrucken kann. Soweit die Theorie. In der Praxis funktioniert das leider nicht, da die französischen Automaten in diesem Fall keine ausländischen Kreditkarten akzeptieren – wie nach einigem sinnlosen Herumprobieren ein ausfindig gemachter hilfreicher Geist in gebrochenem Englisch erklärt. Toll, das ganze System ist also im Prinzip für Nichtfranzosen sinnlos!
Doch wer immer einen Zeitpolster einbaut, erwischt auch in diesem Fall den Anschlusszug und saust schon bald mit Tempo 320 über die Ebenen der Champagne, dem Elsass entgegen. Von dort geht es weiter in den französischen Bahnknotenpunkt Basel.
Schweiz: Seehöhe und Preise steigen
Wieder einmal gilt es, Geld zu wechseln. Um 100 Schweizer Franken (umgerechnet etwa 92 Euro) gibt es in der Nähe des Basler Bahnhofes für eidgenössische Verhältnisse günstige Privatzimmer, das Schnitzel im Bierhaus "Zur Braunen Mutz" am Barfüsserplatz kostet auch "nur" umgerechnet 27 Euro – so teuer ist die Schweiz ja gar nicht.
Basel ist der Ausgangspunkt für die Fahrt nach Chur, pünktlich auf die Minute kommt der Zug am Zürcher Hauptbahnhof an. Sieben Minuten Zeit fürs Umsteigen, das ist in der Schweiz eine halbe Ewigkeit, locker zu schaffen. In der Graubündener Bischofsstadt warten schon die berühmten Panoramawagen des Bernina-Express, der auf der Albula- und Bernina-Strecke der Rhätischen Bahn unterwegs ist. Auf 122 Kilometern geht es durch 55 Tunnel und über 196 Brücken: Ein Meisterwerk der Ingenieurskunst, das zusammen mit der Landschaft zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde. Das alles genießt man in den Panoramawagen, während Snacks und Getränke serviert werden, Durchsagen erklären mehrsprachig die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke.
Höhepunkte der Fahrt sind der gigantische Landwasser-Viadukt, die Kehrtunnel, in denen der Zug Höhe macht, und die Fahrt über den Bernina bis auf 2.253 Meter hinauf. In Serpentinen fährt unser Express anschließend hinunter nach Poschiavo, wo man schon Italienisch spricht und die Zugfahrt wegen Sanierungsarbeiten im weiteren Verlauf der Strecke an diesem Tag zu Ende ist. Nach stilvollen Spaghetti mit Rotwein im Bahnhofsbeisl kann man den nächsten Zug wieder zurück Richtung Chur nehmen und dann auf einem anderen Zweig der Rhätischen Bahn durchs Engadin bis nach Scuol-Tarasp am Inn nahe der Tiroler Grenze fahren. Hier ist die Bahnstrecke zu Ende, doch im schönen Drei-Sterne-Hotel Bellaval gleich neben dem Bahnhof gibt es gemütliche Zimmer mit Blick auf die Bergketten und freundlichen Service.
Böhmische Bummelzüge und der Wiesel nach Wien-Spittelau
Zum Schluss der Reise soll es noch nach Tschechien gehen – allerdings mit einem kleinen Umweg über Konstanz, Stuttgart und Nürnberg. Der Regional-Express von Nürnberg ins tschechische Cheb (Eger) hat eine halbe Stunde Verspätung, Passagiere sorgen sich um ihre Anschlüsse. Doch die Kommunikation mit den Nachbarn scheint nicht so gut zu funktionieren. "Die Tschechen warten nicht auf uns und wir nicht auf die", bemerkt ein Schaffner. Doch dann geschieht doch ein grenzüberschreitendes kleines Wunder. Der Zugführer nimmt Kontakt mit dem Bahnhof Cheb auf. Und tatsächlich wartet der Express nach Prag am selben Bahnsteig, sodass die vielen deutschen Rentner, die günstig in Marienbad kuren wollen, ihren ersehnten Anschluss bekommen.
Pilsen und Budweis sind die nächsten Stationen, hier kann man in den Zug zur kleinen Stadt Vesely umsteigen, die schon an der Lainsitz liegt, die teilweise Grenzfluss zwischen dem niederösterreichischen Waldviertel und Böhmen ist. Von hier verkehren kleine Schienenbusse nach České Velenice, das frühere "Gmünd Bahnhof": Pensionisten, Arbeiter, Mütter mit ihren Kindern fahren einige wenige Stationen mit, von Dorf zu Dorf. Dann eine letzte Kurve – und da steht der "Wiesel" der ÖBB, der bald nach Wien, Franz-Josefs-Bahnhof abfahren wird.
Noch ein kurzer Spaziergang rund um den Bahnhof. Die Gegend könnte genauso gut in Usbekistan liegen, so weit scheint Österreich hier entfernt. 26 Jahre nach dem "Aus" für den Eisernen Vorhang kehren einander hier zwei Länder noch immer den Rücken zu. Eine junge Frau, offenbar etwas verwirrt, kommt auf den Reisenden mit Rucksack zu: "Sie trampen? Wo fahren Sie hin? In Paris? In London?" Sie lächelt unsicher, zieht an ihrer Zigarette.
Dann fährt der Wiesel los, nach ein paar hundert Metern, jenseits der Lainsitz, ist Österreich. Nur noch zwei Stunden durchs Wald- und Weinviertel bis Wien-Spittelau. Schüler und Studenten bevölkern den Zug in die Bundeshauptstadt, der langsam dem Ziel der Reise entgegen schaukelt.