Ist man im Sommer in dieser Gegend, lohnt sich ein Besuch im neuen Viking Village in Gudvangen. Nach 20 Jahren Planung und Bemühungen haben es private Wikinger-Enthusiasten und die lokale Wirtschaft im Frühjahr 2017 endlich geschafft: ein Wikinger-Dorf, im dem man das Leben der Ur-Norweger hautnah miterleben kann. Häuser, Werkzeuge, Handwerkstätigkeiten und eine Lebensweise wie vor 1.000 Jahren.
Und das Dorf lebt: Die Bewohner – vom Kleinkind bis zum Großvater – schlüpfen nicht morgens in ihre "Kostüme", sondern leben und arbeiten den gesamten Sommer im Viking Village so wie ihre Vorfahren. Paul wird von den "Freemen", so nennen sie die Freiwilligen im Dorf, für seine Kunst des Beilwerfens gelobt und macht sich auch im Bogenschießen nicht schlecht. Sophie verliebt sich Hals über Kopf in den dreijährigen Jungen im Dorf. Ja, so ein Sommer im hohen Norden mitten unter Wikingern, das wäre was!
Nichts ist so überwältigend wie die Fahrten über die schneebedeckten Berge mitten im Sommer. Ja, hier wird uns bewusst, warum die beste Reisezeit in Norwegen der Sommer ist. Im Winter kann’s hier eventuell manchmal ein bisserl ungemütlich werden. Aber den Norwegern ist bekanntlich kein Berg zu hoch, um ihn nicht befahrbar zu machen. Unser Weg führt uns über die Berge Richtung Olden. Vorbei an hunderten Wasserfällen, Schneefeldern, Schafherden und den typisch roten Holzhäusern.
In Olden angekommen, wollen wir uns noch für den Abend in der Hütte was zu essen besorgen. Unsere Reise ist wohl zu schön, um wahr zu sein. Während wir gerade den Proviant besorgen, rammt ein kleiner Lastwagen am Parkplatz vor dem Supermarkt unseren Wagen. Wir haben Glück im Unglück. Trotz eines erheblichen Blech- und Glasschadens in der vorderen Seitentüre können wir mit einem Plastik im Seitenfenster – der nette Supermarktbesitzer opfert dafür einen Teil seines Gartenzeltes, danke André O. – Stunden später weiterfahren. Die letzte Bergfahrt mit dem gerade neu eröffneten Leon Skylift verpassen wir knapp. Ewig schade drum, denn der Sonnenuntergang ist gerade atemberaubend schön und von 1000 Meter Höhe wäre der Blick über den Nordfjord sicher unbeschreiblich schön. Aber so spielt das Leben. Die Fahrt mit der steilsten Pendelseilbahn der Welt auf einen der schönsten Aussichtspunkte Norwegens muss auf uns warten. Warten, bis wir hoffentlich einmal wieder kommen. Für heute sind wir einfach froh und dankbar, dass uns nichts passiert ist und dass der Unfall nur ein Blechschaden war. Wir sind ja schließlich auch in Norwegen auf Urlaub, um uns in Gelassenheit und Dankbarkeit zu üben, oder?
Gesagt, getan. Mit flatterndem Seitenfenster fahren wir den Fjord entlang Richtung Stryn. Dort wartet eine kleine, norwegische Hytta auf uns. Und nett, wie er ist, wartet auch der Hausherr extra auf uns. Spät ist es geworden. Wir überziehen noch schnell unsere Betten und fallen ins Bett. Besser gesagt, die Kinder fallen ins Bett und wir bemühen uns um einen Plan B, denn spätestens jetzt wird uns bewusst: Mit der kaputten Scheibe kommen wir nicht bis nach Österreich. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ja genau, hier würden wir gerne eine Woche bleiben. Und nachdem das nicht geht – möchten wir wieder kommen und unseren Urlaub hier verbringen zwischen Naturbark Jostedalsbreen, Olden, Loen und Stryn. Es ist eines der schönsten Fleckerln des Landes. Hier in einer Hütte direkt am Wasser wohnen, Kanufahren, wandern, lesen und Land und Leute genießen.
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